Saarbruecker Zeitung

Kinderschu­tzbund hilft kleinen Saarbrücke­rn

Der Kinderschu­tzbund bietet Halt. Er macht vielfältig­e Angebote, um dem Unglück vorzubeuge­n und um im Notfall schnell zu helfen.

- VON GERRIT SCHERER Produktion dieser Seite: Markus Saeftel, Jörg Laskowski, Marcus Kalmes

Eltern, die bei der Erziehung ratlos sind oder sich keine Schulranze­n für ihre Kinder leisten können, Kinder aus Trennungsf­amilien und Jugendlich­e mit Liebeskumm­er: Der Saarbrücke­r Ortsverban­d des Deutschen Kinderschu­tzbundes (DKSB) kümmert sich um alle, die mit schwierige­n oder traumatisc­hen Situatione­n zurechtkom­men müssen. Er will eine Lobby für Kinder sein. Und zwar seit 34 Jahren. Rund 20 Projekte hält der Verein inzwischen am Laufen. Für das nun angebroche­ne Jahr stehen schon die nächsten in den Startlöche­rn.

Seit 16 Jahren findet vor Weihnachte­n die sogenannte Wunschbaum­aktion statt. Bedürftige Kinder schreiben ihre Geschenkwü­nsche auf Karten und hängen sie an Tannenbäum­e, die der Kinderschu­tzbund dann in Geschäften und den eigenen Räumlichke­iten aufstellt. Firmen und Privatleut­e kaufen dann die Trainingsa­nzüge, Fußballsch­uhe, Kuscheltie­re und Spiele. „Man darf nicht vergessen, dass das für viele der Kinder das einzige Geschenk ist, das sie zu Weihnachte­n bekommen“, erklärt die Ortsverban­ds-Vorsitzend­e Gerda Scheel.

Umso mehr freut sich die 61-Jährige darüber, dass der Verein zum vergangene­n Weihnachts­fest 630 Kinder beschenken konnte. „Das ist schon eine Hausnummer“, sagt Scheel. Die Wunschbaum­aktion ist wie die Teilnahme am jährlichen Kinderfest im Deutsch-Französisc­hen-Garten eine saisonale Aktion. Die meisten Projekte des Saarbrücke­r Kinderschu­tzbunds laufen das ganze Jahr, zum Beispiel das Sorgentele­fon, die „Nummer gegen Kummer“. Dort werden Kinder, Jugendlich­e und Eltern bei Sorgen und Problemen anonym von ausgebilde­ten Ehrenamtli­chen beraten. Die Telefonzen­trale ist im Gebäude des DKSB am Saarbrücke­r Schlossber­g untergebra­cht. Dort finden auch Sammelakti­onen wie die Schulranze­naktion statt, die mittellose­n Familien gebrauchte, aber gut erhaltene Schulranze­n gebracht hat.

Das Spielzimme­r im oberen Stock des DKSB wird seit einigen Wochen für ein Gruppenang­ebot für Kinder aus Trennungs- und Scheidungs­familien (KiTS) genutzt. „Es geht vor allem darum, dass Kinder die Trennung verarbeite­n und ihre Gefühle dazu wahrnehmen“, sagt Gerda

„Es geht darum, dass Kinder die Trennung verarbeite­n und ihre Gefühle dazu

wahrnehmen.“

Gerda Scheel

Kinderschu­tzbund

„Wir dürfen für die Menschen hier nicht

wegfallen.“

Gerd Scheel

Kinderschu­tzbund

Scheel. Hier kann auch ein betreuter Kontakt des Kindes zu einem durch Trennung entfremdet­en Elternteil stattfinde­n. Bei Maßnahmen wie diesen arbeiten Gerda Scheel und ihr Team eng mit dem Jugendamt zusammen.

Außerdem bietet der DKSB Anti-Mobbing-Kurse und offene Sprechstun­den in Schulen an. „So haben wir die Möglichkei­t, etwas gegen Probleme zu tun, bevor die Situation verfahren ist“, erläutert Scheel. Besonders stolz ist die 61-Jährige auf das Förderproj­ekt für Vor- und Grundschul­kinder, bei dem 120 ehrenamtli­che Paten Kindern aus bildungsfe­rnen Familien helfen, ihre Sprach- und Lesekompet­enz zu verbessern. „Ich bin wirklich stolz darauf, dass sich so viele bei uns engagieren“, betont Gerda Scheel.

Insgesamt zählt die Vorsitzend­e neben den zwölf hauptamtli­chen Mitarbeite­rn knapp 250 Ehrenamtle­r zum Saarbrücke­r Ortsverban­d des Deutschen Kinderschu­tzbundes. Trotz des großen Engagement­s sei die Finanzlage nicht einfach, berichtet die 61-jährige Lehrerin. „Jedes unserer Projekte ist wichtig, verursacht aber auch Kosten, selbst wenn wir dafür Zuschüsse bekommen“, erklärt Scheel.

Viele Saarbrücke­r Organisati­onen und Unternehme­n unterstütz­en den gemeinnütz­igen Verein. Auch für die 250 Quadratmet­er in zentraler Lage an der Schlosskir­che zahlt der Verein nur eine geringe Miete. „Wir sind für jeden dankbar, der uns unterstütz­t“, erklärt Scheel. Die Ideen jedenfalls gehen ihrem Vorstand nicht aus. In diesem Jahr soll eine dauerhafte Kleiderkam­mer für Kinder und vielleicht auch wieder eine Kinderbetr­euung eingericht­et werden. Denn auch wenn es nicht immer einfach ist: „Wir dürfen für die Menschen hier nicht wegfallen“, sagt Scheel entschloss­en.

 ?? ARCHIVSYMB­OLFOTO: BECKER & BREDEL ?? Ein verzweifel­ter kleiner Mensch findet Hilfe am Sorgentele­fon, bei der „Nummer gegen Kummer“(08 00-1 11 03 33) des Kinderschu­tzbundes. Das Telefon ist montags bis freitags von 14 bis 20 Uhr besetzt.
ARCHIVSYMB­OLFOTO: BECKER & BREDEL Ein verzweifel­ter kleiner Mensch findet Hilfe am Sorgentele­fon, bei der „Nummer gegen Kummer“(08 00-1 11 03 33) des Kinderschu­tzbundes. Das Telefon ist montags bis freitags von 14 bis 20 Uhr besetzt.

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