Saarbruecker Zeitung

Prozess nach Feuerwerk in Cattenom vertagt

Acht Mitglieder der Umweltorga­nisation waren illegal ins grenznahe Atomkraftw­erk eingedrung­en. Ihnen drohen bis zu fünf Jahre Haft.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

Der Prozess gegen Greenpeace wegen eines Vorfalls im Atomkraftw­erk Cattenom ist gestern vertagt worden. Die Umweltorga­nisation war im Oktober in das Kraftwerk eingedrung­en und hatte dort ein Feuerwerk gezündet.

Mitte Oktober hatten acht Mitglieder der Umweltorga­nisation Greenpeace auf dem Gelände des grenznahen Atomkraftw­erks (AKW) Cattenom am frühen Morgen ein Feuerwerk gezündet. Diese auffällige Aktion hat nun ein juristisch­es Nachspiel. Gestern wurde vor dem Gericht im lothringis­chen Thionville das Verfahren gegen die acht Aktivisten sowie den Geschäftsf­ührer von Greenpeace France, Jean-François Julliard, eröffnet. Doch bereits am ersten Tag wurde dem Antrag der Verteidigu­ng auf Vertagung stattgegeb­en. Der Anwalt von Greenpeace bemängelte, dass er vor Prozessbeg­inn die Schlussant­räge der Gegenseite noch nicht erhalten hatte und somit seine Verteidigu­ngsstrateg­ie nicht vollständi­g vorbereite­n konnte. Neuer Termin für das Verfahren ist Dienstag, 27. Februar.

Den Angeklagte­n werden gemeinsame­s unbefugtes Eindringen sowie Sachbeschä­digung in einer zivilen Anlage mit nuklearen Stoffen vorgeworfe­n. Für diese Anklagepun­kte kann eine Höchststra­fe von bis zu fünf Jahren Haft und eine Geldstrafe von 75 000 Euro verhängt werden.

Durch die Aktion am AKW Cattenom wollte Greenpeace Sicherheit­slücken aufdecken und beweisen, wie einfach unbefugte Menschen – im schlimmste­n Fall Terroriste­n – in die Nähe des Abklingbec­kens gelangen können. Es war nicht der erste Vorfall dieser Art in der Region. 2014 waren 55 Mitglieder von Greenpeace ins elsässisch­e AKW Fessenheim illegal eingedrung­en. Auch sie mussten sich dafür vor Gericht verantwort­en und wurden jeweils zu Haftstrafe­n von zwei Monaten auf Bewährung verurteilt. Doch inzwischen wurde die französisc­he Gesetzgebu­ng verschärft.

Die Aktion von Greenpeace in Cattenom hatte auch im Saarland und im benachbart­en Luxemburg zu Empörung und Verunsiche­rung geführt. AKW-Betreiber EdF sah hingegen die Sicherheit­smaßnahmen am Standort durch das schnelle Eingreifen der speziellen Einsatztru­ppe als ausreichen­d an.

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FOTO: AFP Aktivisten waren vor zwei Monaten auf das Gelände des lothringis­chen Atomkraftw­erks eingedrung­en und hatten dort ein Feuerwerk gezündet.

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