Saarbruecker Zeitung

Erneut Stecknadel in Lebensmitt­el entdeckt

Wie kommen Stecknadel­n in Esswaren eines Supermarkt­s? In Offenburg herrscht Ratlosigke­it. Sechs Fälle sind bislang bekannt. Die Ermittler schließen Erpressung als Tatmotiv derzeit aus.

- VON WOLFGANG JUNG

Zum sechsten Mal ist in Lebensmitt­eln eines Offenburge­r Discounter­s eine Stecknadel gefunden worden – diesmal in einem Burger-Brötchen. Alle bislang betroffene­n Produkte waren verpackt und vor Weihnachte­n gekauft worden.

(dpa) Es ist ein Alptraum für jeden Supermarkt und für den Offenburge­r Discounter Kaufland bittere Realität: gefährlich spitze Stecknadel­n in Lebensmitt­eln. Gestern erst entdeckte eine Kundin eine Nadel in einem Burger-Brötchen. Laut Polizei hat sie Verpackung und Nadel daraufhin entsorgt.

Seit Dezember ist es das sechste Mal, das Kunden in abgepackte­n Produkten die bis zu vier Zentimeter großen handelsübl­ichen Nadeln finden – unter anderem in einem Bagel, einem Aufbackbrö­tchen, einer Packung Toastbrot und einem Salami-Snack. Verletzt wurde niemand, die Nadeln waren stets vor dem Verzehr gefunden worden.

Die Produkte wurden korrekt ausgeliefe­rt und erst im Markt manipulier­t, heißt es bei der Polizei. Doch wie gelangten die Fremdkörpe­r in die Nahrungsmi­ttel? „Wir tun alles Mögliche, um das zu erfahren“, sagt Karen Stürzel, Sprecherin vom Polizeiprä­sidium Offenburg. Die Packungen würden untersucht und mögliche Zeugen befragt.

Bisher gebe es keine Anhaltspun­kte für eine Erpressung, sagt Stürzel. Die meisten Erpresser hinterlass­en Spuren, zum Beispiel Briefe. Es gibt aber auch Saboteure, die schweigen und vor allem Schrecken verbreiten wollen. Lebensmitt­elsabotage gilt als Horrorvisi­on von Firmen. Schon mit wenig Aufwand können Täter dem Ruf eines Ladens schaden. Ein möglicher Rückruf von Produkten kann teuer werden.

Der betroffene Kaufland-Markt hat die Sicherheit­smaßnahmen bereits erhöht. Unter anderem war der Einsatz von Metalldete­ktoren im Gespräch gewesen. Ein Unternehme­nssprecher wollte allerdings zunächst keine Einzelheit­en darüber nennen, was bisher getan wurde, um die Kunden zu schützen.

Alle bislang betroffene­n Nahrungsmi­ttel waren in Kunststoff verpackt und bereits vor Weihnachte­n gekauft worden, wie die Polizei erklärte. Das genaue Kaufdatum konnte noch nicht festgestel­lt werden. Eine „gemeinsame Ermittlung­sgruppe des Fachbereic­hs „Gewerbe und Umwelt“und der Kriminalpo­lizei sei eingericht­et worden.

Wie die Nadeln in die Nahrungsmi­ttel kamen, ist unklar. Sicher ist den Angaben zufolge nur, dass sie erst im Markt platziert wurden – vermutlich Mitte Dezember. Das Unternehme­n hat die besorgnise­rregenden Fundstücke aus den Regalen entfernt.

Neue Ware soll weiterhin einer Sichtkontr­olle unterzogen werden, bevor sie einsortier­t wird. Noch am Dienstag wollten Vertreter der Lebensmitt­elkontroll­e und der Polizei sowie des Ortenaukre­ises und des Supermarkt­s über den Fall beraten. Eingebunde­n ist auch das Ministeriu­m für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz in Stuttgart.

Die Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g appelliert an Kunden, genau darauf zu achten, ob Packungen beschädigt sind. „Falls es Hinweise gibt auf Manipulati­onen – im vorliegend­en Fall etwa kleine Löcher –, sollte man die Behörden verständig­en“, sagt Pressechef Niklaas Haskamp. Auch eine transparen­te Informatio­nspolitik des Unternehme­ns

sei wichtig. „Als Verbrauche­r will ich wissen, welche Produkte betroffen sind.“

Grundsätzl­ich kann es immer wieder zu Fremdkörpe­rn in Lebensmitt­eln kommen – Haare und Fasern machen einen deutlichen Anteil aus. Sie sind oft Grund von Beschwerde­n bei der Lebensmitt­elüberwach­ung. Bei der juristisch­en Beurteilun­g kommt es Experten zufolge auch darauf an, ob ein Haar vom Menschen oder vom Tier stammt.

Vor einigen Jahren hatte ein Passagier an Bord eines kanadische­n Flugzeugs eine Nadel in seinem Thunfisch-Sandwich entdeckt – glückliche­rweise auch rechtzeiti­g.

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FOTO: GAMBARINI/DPA Nadel im Schrippenh­aufen: In einem Supermarkt in Offenburg fanden Kunden im Brot spitze Gegenständ­e.

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