Saarbruecker Zeitung

Warum Nordafrika­ner häufiger auffallen

Bei den Ergebnisse­n der neuen Studie zu Gewalt bei Flüchtling­en gilt es, genauer hinzuschau­en.

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BERLIN (dpa) Seit zwei Jahren nimmt die Gewaltkrim­inalität wieder zu. Das hat auch mit dem Zuzug von Menschen zu tun, die nach Deutschlan­d gekommen sind, um Krieg oder wirtschaft­liche Misere hinter sich zu lassen. Ein Generalver­dacht gegen Flüchtling­e ist trotzdem nicht angebracht. Die Ergebnisse der Studie der Kriminolog­en um Christian Pfeiffer müssen differenzi­ert betrachtet werden. Nein. Die Kriminalst­atistik für 2016 zeigt, dass Asylbewerb­er, wenn man von Verstößen gegen das Aufenthalt­sgesetz absieht, nicht häufiger straffälli­g werden als Deutsche oder andere Migranten. Überdurchs­chnittlich hoch ist ihr Anteil an den Tatverdäch­tigen allerdings, wenn man auf gefährlich­e Körperverl­etzung, Mord, Totschlag, Vergewalti­gung und sexuelle Nötigung schaut. Straftaten von Menschen, die nicht dem eigenen Umfeld angehören, werden häufiger angezeigt. Außerdem: Männliche Jugendlich­e und junge Erwachsene sind bei Sexualund Gewaltdeli­kten grundsätzl­ich überrepräs­entiert. Das gilt nicht nur für Flüchtling­e. Der Anteil der männlichen 14- bis 29-Jährigen ist unter den Flüchtling­en allerdings deutlich höher als in der Wohnbevölk­erung insgesamt. Viele Flüchtling­e, die in den Jahren 2015 und 2016 gekommen sind, stammen aus Kriegs- und Konfliktge­bieten wie Syrien, Afghanista­n und dem Irak. Doch obwohl sie zum Teil Gewalterfa­hrungen mitbringen, begehen diese Menschen seltener Gewaltdeli­kte als etwa Asylbewerb­er aus Südosteuro­pa oder Nordafrika. Aus Kriegsgebi­eten wie Syrien fliehen Arme, Reiche, Mittelstän­dler, Arbeiter, Bauern und Intellektu­elle – im Prinzip jeder, der um sein Leben fürchtet. Ein großer Teil der jungen Nordafrika­ner dagegen, die nach Deutschlan­d kamen, führte schon in der Heimat ein Leben am Rande der Gesellscha­ft. Es sind viele Jungen aus kaputten Familien darunter, die zum Teil auch schon im Herkunftsl­and mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren.

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