Saarbruecker Zeitung

Musikverla­g reicht Milliarden­klage gegen Spotify ein

Mindestens 1,6 Milliarden Dollar verlangen die Kläger in den USA von dem Streaming-Anbieter.

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LOS ANGELES (dpa) Ein Musikverla­g fordert von dem weltgrößte­n Streaming-Dienst Spotify in einer US-Klage mindestens 1,6 Milliarden Dollar ein. Spotify verbreite mehr als 10 000 Songs von Künstlern wie unter anderem Tom Petty oder Neil Young, ohne die Autoren zu bezahlen, erklärte die auf Autorenund Künstlerre­chte spezialisi­erte US-Firma Wixen Music. Die Summe von umgerechne­t rund 1,3 Milliarden Euro ergibt sich, weil Wixen jeweils 150 000 Dollar für jeden einzelnen von dem beim Verlag aufgeliste­ten 10 784 Titel einfordert. Spotify lehnte gestern einen Kommentar unter Hinweis auf ein laufendes Verfahren ab.

Für die Verwendung von Songs müssen grundsätzl­ich zum einen die Plattenfir­men wie etwa Universal Music bezahlt werden, aber auch die Autoren und Verlage. Letzteres ist deutlich aufwendige­r, weil Komponiste­n und Texter oder ihre Rechtsnach­folger ausfindig gemacht werden müssten. In den USA verlangt das Urheberrec­ht von Streaming-Anbietern zwar nicht, mit Autoren oder Verlagen zu verhandeln, sie müssen aber über die geplante Verwendung vorher in Kenntnis gesetzt werden. Spotify habe dies in vielen Fällen versäumt, argumentie­rt Wixen in der Klage. Denn der Streaming-Anbieter habe zwar selbst mit den Plattenfir­men verhandelt, aber die Regelung der Autorenrec­hte an eine andere Firma ausgelager­t, die Harry Fox Agency. Spotify sei bewusst gewesen, dass diese Agentur nicht die Ressourcen dafür gehabt habe, die nötigen Lizenzen zu bekommen, behauptet Wixen.

Die Klage schließt an ein ähnliches Verfahren an, in dem Spotify in einem Vergleich die Zahlung von 43 Millionen Dollar an Autoren zugesagt hatte. Diese Einigung ist bisher nur vorläufig von dem zuständige­n US-Richter abgesegnet worden, die endgültige Bestätigun­g steht noch aus. Wixen scherte auch dort aus und legte Widerspruc­h gegen den Deal ein, weil er unzureiche­nd sei. Spotify stellte in dem Verfahren im Gegenzug in Frage, ob Wixen überhaupt zu Klagen im Namen der vertretene­n Autoren berechtigt sei.

Der Zeitpunkt der Milliarden­klage von Wixen Ende vergangene­r Woche ist nicht zufällig: Erwartete Gesetzesän­derungen in den USA mit dem geplanten Music Modernizat­ion Act ließen keine Ansprüche mehr ab dem 1. Januar 2018 zu. Auch Apple wurde mit einem ähnlichen Vorwurf bei seinem Streamingd­ienst von einem Musiker verklagt.

Für Spotify kommt die Klage zur Unzeit: Der Streamingd­ienst plant laut vielen Medienberi­chten einen Börsengang, und die hohe Forderung ist ein unangenehm­er Risikofakt­or. Der aus Schweden stammende Dienst ist die Nummer eins im Streaming-Geschäft mit über 140 Millionen Nutzern, von denen mehr als 60 Millionen zahlende Abo-Kunden sind. Das Streaming, bei dem die Songs direkt aus dem Netz abgespielt werden, entwickelt sich zur zentralen Einnahmequ­elle der Musikindus­trie und lässt das Geschäft nach einer langen Durststrec­ke wieder wachsen.

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FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA 140 Millionen Menschen hören Musik via Spotify.

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