Die Schrecken des Krieges als Theaterstück
Die Hamburger Künstlergruppe „Axensprung“gastiert am morgigen Freitag in der Saarbrücker „sparte4“.
Oliver Hermann Material und mit zeitgenössischer Musik auf die Bühne zu bringen, ist die Spezialität dieser Freien Truppe, die sich 1998 gründete und bundesweit aufführt.
Doch der Erste Weltkrieg, das merkt man, wenn man mit Schauspieler Oliver Hermann spricht, ist ein Thema, das ihm besonders unter den Nägeln brennt, reicht es doch bis in seine eigene Familiengeschichte. Als seine Großmutter ins Altersheim zog, übergab sie ihm einen Karton mit Feldpostkarten und anderen Dokumenten seines Urgroßvaters, der 1915 in den Krieg gezogen und ein Jahr vor dessen Ende in Frankreich gefallen war. „Der Mann ist durch die Hölle gegangen, doch auf den Postkarten hinterließ er dazu nur Banalitäten“, fiel dem Urenkel auf. Auch gerade deswegen wollte Hermann das Thema unbedingt aufgreifen.
Die ideale Vorlage für ein Stück fand sich zufällig. Sein Kollege Michael Bideller hatte gerade ein Hörbuch eingesprochen: den „Heeresbericht“von Edelf Köppen, ein autobiografisch geprägter Roman von 1930 über die Schrecken eines Soldaten im Ersten Weltkrieg. Köppens Roman, der von der allmählichen Ernüchterung des Kriegsfreiwilligen Adolf Reisiger in den Schützengräben an der Westfront erzählt, stehe Remarques Anti-Kriegsroman „Im Westen nichts Neues“in nichts nach, schwärmt Hermann. Das Besondere bei Köppen sind die integrierten Originaldokumente wie etwa Zitate des Kaisers oder hoher Offiziere. Sie inspirierten die Truppe von Axensprung auch zur Form der szenischen Collage. Spielszenen wechseln sich ab mit solchen O-Tönen vorm Mikro.
„Wir haben selbst noch recherchiert und etwa Gedichte des expressionistischen Dichters August Stramm hinzugezogen, die dieser zum Teil im Schützengraben verfasst hat“, sagt Hermann. Musiker Markus Voigt, neben Hermann und Bideller mit Instrument auf der Bühne, hat dazu Musik komponiert.
Besonders froh ist er, dass die Truppe die Rechte erhielt, Bilder des Malers Otto Dix als Projektionen zu verwenden. Das ging nur, weil ihre Grafikerin dessen Enkelin sei, sagt er. 80 pralle, enorm verdichtete Minuten, verspricht Hermann dem Publikum mit dem Stück „Weltenbrand“in der Regie von Erik Schäffler, mit dem die Truppe seit 2014 in vielen Städten erfolgreich gastierte. Und da die Zuschauer nach der Aufführung meist hohen Gesprächsbedarf hätten, sagt Hermann, stehe die Truppe danach auch für Diskussionen zur Verfügung.
„Wir haben etwa
Gedichte des expressionistischen Dichters August Stramm hinzugezogen, die dieser zum Teil im Schützengraben
verfasst hat.“
Schauspieler
Die Aufführung findet morgen um 20 Uhr in der „sparte4“statt. Karten gibt es an der Vorverkaufskasse, Schillerplatz 2. Sie ist geöffnet von 10 bis 18 Uhr. Weitere Infos unter Telefon (06 81) 3 09 24 86 und per E-Mail an kasse@staatstheater.saarland.