Vier Greise träumen von einer WG
Neu im Kino: „Alte Jungs“von Andy Bausch – Charmante Komödie aus Luxemburg übers Älterwerden und Abschiednehmen
Es schicken sich nicht allzu viele Filme aus Luxemburg an, die deutsche Kinolandschaft aufzumischen. Ein sehr besonderes Exemplar geht nun an den Start. Allerdings nur ganz gemächlich. Es stammt von einem in der Region bekannten Filmemacher, der sich allerdings lange ziemlich rar gemacht hat: Andy Bausch.
Nuckes (André Jung) ist Nachtportier in einer Seniorenresidenz und als solcher bestens vernetzt. Er besorgt den Bewohnern alles, was das Leben lebenswert macht, in der Unterkunft aber nicht wohl gelitten ist. Das mögen Zigaretten, geistige Getränke oder Fernsehkanäle für Ferkelchen sein. Zu besonderen Anlässen ist auch mal Besuch aus dem horizontalen Gewerbe möglich. Mit Mitte sechzig sieht sich Nuckes mit der bitteren Realität konfrontiert, in absehbarer Zeit selbst einen freudlosen Lebensabend unter fremdem Kommando antreten zu müssen.
Es sind nicht zuletzt die unzufriedenen Bewohner Fons (Marco Lorenzini) und Lull (Paul Greisch), die Nuckes nach einer Alternative suchen lassen. Das renitente Trio wird wenig später um den Gartenhausbesetzer Jängi (Fernand Fox) ergänzt, der seine Bleibe demnächst verlieren wird. Gemeinsam schmieden die Greise Pläne für eine eigene WG, natürlich unter autonomer Führung. Ein geeignetes Objekt ist auch bald gefunden.
Aber um den Traum von einem selbstbestimmten Leben wahr werden zu lassen, fehlt vor allem eines: Geld! Vieles da draußen hat sich verändert, Recht und Gesetz kennen keine Schlupflöcher mehr und der Papierkram nimmt ungeahnte Ausmaße an. Das Projekt droht zu scheitern.
Die „Alten Jungs“, dargestellt von luxemburgischen Koryphäen, haben in ihrer Heimat die Kassen klingeln lassen. Sie synchronisieren sich im Film selbst und verleihen ihren Charakteren so einen hübschen, authentischen Akzent. Andy Bauschs sympathischer Streifen erzählt unaufgeregt, aber stets zum Schmunzeln anregend, vom Loslassen und Abschiednehmen. Am Ende geht es dann auch sehr emotional zur Sache. Dabei richtet sich das Werk nicht nur an die Generation der Großeltern, aber zwangsläufig ist der Wiedererkennungswert für diese Zielgruppe besonders hoch. Ach ja: Wie man einen unliebsamen Besuch der Zeugen Jehovas wirksam und nachhaltig abwimmelt, wird in dieser charmanten Komödie ebenfalls eindrücklich demonstriert.
Luxemburg 2016, 107 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Andy Bausch; Buch: Bausch, Frank Feitler; Kamera: Carlo Thile; Musik: Jeannot Sanavia; Darsteller: André Jung, Marco Lorenzini, Pol Greisch, Fernand Fox, Josiane Peiffer.
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