Saarbruecker Zeitung

CSU startet in Seeon mit großen Worten

Zum Klausur-Auftakt sendet die Seehofer-Partei Signale: Die Dramen aus 2017 sind passé, jetzt wird wieder aufgetrump­ft. In Bayern – und ab Sonntag in Berlin.

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Tatsächlic­h ist es ein doppeltes Signal, das Seehofer und Dobrindt schon zum Klausurauf­takt in Richtung Berlin und SPD senden.

„Ein Gipfeltref­fen

der bürgerlich­konservati­ven Politik.“

Alexander Dobrindt

über die CSU-Klausur in Seeon

Es lautet: Wir sind kompromiss­bereit – aber nicht bereit, unsere zentralen politische­n Positionen aufzugeben. Das ist das Typische dieser Klausur: Dass hier „CSU pur“vermarktet wird, schon vorab über die sukzessive Veröffentl­ichung diverser Papiere, die bereits für heftige Kontrovers­en gesorgt haben, vor allem der Ruf nach einer standardmä­ßigen Alters-Untersuchu­ng für junge Flüchtling­e. Dass dies provoziert, nimmt die CSU gerne in Kauf.

Dobrindt hebt es auf eine politisch-abstrakte Ebene: Er nennt die Klausur ein „Gipfeltref­fen der bürgerlich-konservati­ven Politik“– und sagt: „Deutschlan­d ist keine linke Republik, Deutschlan­d ist ein bürgerlich­es Land.“Deshalb habe gerade die CSU den Auftrag, der bürgerlich­en Mehrheit eine Stimme zu geben: in den Sondierung­en, in möglichen Koalitions­verhandlun­gen und vielleicht in einer Koalition. Zentral seien Modernisie­rung, Sicherheit, Wachstum – und keine Themen aus der „sozialisti­schen Mottenkist­e“.

Doch in Seeon ist die CSU trotz aller Provokatio­n bemüht, den Weg für die weiteren Gespräche mit der SPD zu ebnen. Er wolle alles tun, dass die Koalition gelinge, sagt Seehofer. Tatsächlic­h wäre ein Scheitern der Sondierung­en mit einer möglichen Neuwahl schwierig für die CSU, angesichts der Landtagswa­hl im Herbst. Mindestens genau so schwierig wäre aber, zentrale Positionen aufzugeben, etwa in der Zuwanderun­gspolitik.

Seehofer betont deshalb, die Bundespoli­tik habe für die Landtagswa­hl diesmal eine so große Bedeutung wie selten zuvor. Der Zwang zum Erfolg ist es auch, der die CSU, der der historisch­e Absturz bei der Bundestags­wahl noch in den Knochen steckt, nun zusammensc­hweißt. Auch die beiden Alphatiere und Ex-Rivalen Seehofer und Söder. Seehofer soll, in Seeon und dann in Berlin, darauf achten, dass bundespoli­tisch alles läuft. Und Söder soll in Bayern das Ruder herumreiße­n. Daher ist Söder auch nicht in Seeon dabei – ein anderer aber schon. Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orban ist heute zu Gast bei der CSU. Am Auftritt des in der EU umstritten­en Premiers entzündete sich Kritik. Doch Seehofer verteidigt die Einladung. „Partner müssen miteinande­r reden“, sagt er.

 ?? FOTO: GEBERT/DPA ?? Obacht, der Chef spricht: Der CSU-Vorsitzend­e Horst Seehofer, umrahmt von CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer (l.) und CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt, eröffnete gestern die Winterklau­sur der Christsozi­alen im oberbayeri­schen Kloster Seeon....
FOTO: GEBERT/DPA Obacht, der Chef spricht: Der CSU-Vorsitzend­e Horst Seehofer, umrahmt von CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer (l.) und CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt, eröffnete gestern die Winterklau­sur der Christsozi­alen im oberbayeri­schen Kloster Seeon....

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