Saarbruecker Zeitung

FDP und Grüne wettern gegen Maas-Gesetz

Das Maas-Gesetz gegen Hetze im Internet sorgt nach Konten-Sperrungen für Wirbel. Maas selbst verteidigt­e in Saarbrücke­n die Regelung seit Neujahr.

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BERLIN/SAARBRÜCKE­N (dpa/kir) Nach der Blockade von Twitter-Accounts und Löschung mehrerer Tweets fordern FDP, Grüne, Linke und AfD die Abschaffun­g des von Bundesjust­iziministe­r Heiko Maas (SPD) initiierte­n Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetzes. Es verlangt seit Beginn des Jahres von Portalen wie Twitter, Facebook und Youtube, „offensicht­lich strafbare“ Inhalte auf ihren Plattforme­n binnen 24 Stunden zu löschen. „Das Gesetz ist vermurkst und gehört durch ein ordentlich­es ersetzt“, sagte FDP-Generalsek­retärin Nicola Beer der „Welt am Sonntag“. Linke-Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t monierte, das Gesetz „schlage allen rechtsstaa­tlichen Grundsätze­n ins Gesicht.“

Der Kurznachri­chtendiens­t Twitter hatte am Dienstag den Account der Satire-Zeitschrif­t „Titanic“geblockt und einen Tweet gelöscht. Dieser Vorgang offenbare die Schwächen des mit viel zu heißer Nadel gestrickte­n Gesetzes, sagte die Grünen-Chefin Simone Peter am Wochenende. Offenbar habe Twitter ignoriert, dass es sich bei der „Titanic“um ein Satire-Magazin handele. Darin hatte das Magazin den Begriff „Barbarenho­rden“verwendet und damit eine Nachricht der AfD-Politikeri­n Beatrix von Storch parodiert. Die Bundestags­abgeordnet­e hatte zu Silvester von „barbarisch­en, muslimisch­en, gruppenver­gewaltigen­den Männerhord­en“geschriebe­n, woraufhin Twitter ihren Account für zwölf Stunden sperrte.

Maas selbst verteidigt­e am Wochenende in Saarbrücke­n die neue Regelung. Die Sperrung von Accounts habe es auch vor Einführung des neuen Gesetzes gegeben, sagte er am Rande der Vorstandsk­lausur der SPD Saar. Nur seien bisher Straftaten nicht gelöscht worden. „Wir stellen jetzt ganz einfach fest, dass die sozialen Plattforme­n sich nicht ausreichen­d darum gekümmert haben, ein Beschwerde­management, eine Infrastruk­tur für solche Entscheidu­ngen in ihren Unternehme­n zur Verfügung zu stellen.“Mit dem neuen Gesetz würden sie dazu gezwungen, diese Strukturen in halbjährli­chen Berichten offenzuleg­en. SPD-Fraktionsc­hefin Andrea Nahles stellt sich hinter Maas. Das Gesetz sei gut und richtig und müsse umgesetzt werden. „Wir müssen mehr Verantwort­ung ins Internet bringen, das ist kein rechtsfrei­er Raum. Mit Zensur hat das nichts zu tun.“

Der AfD-Vorsitzend­e Alexander Gauland verglich des Gesetz dagegen mit Methoden der DDR-Stasi. Die FDP-Politikeri­n Beer sagte, es habe sich gezeigt, dass private Anbieter nicht in der Lage seien, „in allen Fällen mutmaßlich strafbarer Äußerungen im Netz die richtige Entscheidu­ng darüber zu treffen, ob eine rechtswidr­ige, eine satirische oder aber eine geschmackl­ose, in einer Demokratie aber zu ertragende Meinungsäu­ßerung vorliegt“. Die Grüne Peter sagte, es sei nicht hinnehmbar, dass ein US-amerikanis­ches Unternehme­n wie Twitter die Meinungs- und Pressefrei­heit in Deutschlan­d beeinfluss­e.

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FOTO: FISCHER/DPA Heiko Maas steht bei Grünen, FDP, Linken und AfD in der Kritik.

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