Saarbruecker Zeitung

Experten warnen vor Investitio­n in Bitcoin

-

Angesichts der extremen Kursentwic­klung im vergangene­n Jahr wollen viele Anleger Bitcoins kaufen. Doch Experten sehen bei der hoch spekulativ­en Kryptowähr­ung längst eine Blasenbild­ung mit Absturzgef­ahr.

Erinnern Sie sich noch an den Februar des Jahres 2000? Damals, als Infineon an die Börse gegangen ist? Die Deutschen waren im Aktienfieb­er. Gerade erst hatte Manfred Krug sie überzeugt, dass T-Aktien in jedes Depot gehören. Risiko? War den meisten egal. Sagenhafte Kursfeuerw­erke nach jedem weiteren Börsengang schienen ihnen Recht zu geben. Der Neue Markt boomte, jeder konnte plötzlich Börsenmill­ionär werden. Infineon markierte einen Höhepunkt. Sechsfach überzeichn­et war der Börsengang. Jeder wollte dabei sein. Kaum ein Anleger wusste, was Infineon eigentlich herstellte. Halbleiter oder so...

Warum diese Zeitreise? Weil sich die Geschichte gerade wiederholt. Jetzt heißt das Zauberwort Bitcoin. Es ist in aller Munde, nachdem der Kurs der virtuellen Währung einen absurden Höhenflug absolviert hat. Gerade einmal 1000 Dollar war ein Bitcoin noch vor einem Jahr wert. Im Dezember notierte er bei 20 000 Dollar. Ein sagenhafte­r Zuwachs, der immer mehr Anleger lockt. Und die Prognosen sind blumig. 60 000 Euro seien noch in diesem Jahr möglich, schreiben Analysten. Grund genug für viele, die sich bisher nicht weiter für die Krypto-Währung interessie­rt haben, jetzt Bitcoins zu kaufen.

Dabei reicht der Blick in die Vergangenh­eit, um zu sehen, dass Spekulatio­nsblasen irgendwann platzen. Infineon ist ein gutes Beispiel. Wer die Aktien beim Börsengang für 35 Euro per Losverfahr­en ergattert hatte, konnte wenig später einen guten Gewinn einstreich­en, denn der Handel startete bei einem Kurs von über 70 Euro. Wer aber auf weitere, sagenhafte Kursgewinn­e hoffte, wurde enttäuscht. Denn ebenso wie viele andere der Hoffnungsw­erte stürzte auch der Infineon-Kurs ins Bodenlose, als die Kursblase plötzlich platzte. 2009 war die Aktie nur noch 60 Cent wert. Heute steht sie immerhin wieder bei rund 23 Euro. Doch vom Ausgabepre­is ist sie immer noch weit entfernt. Und Infineon ist noch nicht einmal das beste Beispiel. Denn hier stehen jeder Aktie Werte entgegen. Fabriken, Aufträge, Produktion und die jahrelange Tradition der Siemens-Tochter.

Der Bitcoin dagegen ist nichts anderes als eine Zahlenkomb­ination, die auf zahlreiche­n Computern weltweit gespeicher­t ist. Die Krypto-Währung ist nur exakt den Betrag wert, den andere bereit sind, dafür zu zahlen. Keine Notenbank der Welt garantiert ihren Wert. Stürzt die Währung ab, ist auch das Geld weg. Und nicht nur dann. Mehrfach haben in den vergangene­n Jahren Hacker-Angriffe auf Bitcoin-Börsen für Schlagzeil­en gesorgt. Beim spektakulä­rsten Angriff vor vier Jahren auf die Bitcoin-Börse Mt. Gox verloren 25 000 Kunden Bitcoins mit einem Marktwert von heute 5,3 Milliarden Dollar. Gerade weil die Währung anonym als Zahlenkomb­ination gespeicher­t wird, ist sie bei einem Datendiebs­tahl verloren.

Zwar hat sich der Bitcoin-Kurs in den vergangene­n Wochen fast halbiert, nachdem erneut eine Börse gehackt wurde und China den Bitcoin-Handel erheblich eingeschrä­nkt hatte. Doch die Nachfrage bleibt weiter hoch. An der Börse heißt es treffend: Gier frisst Hirn.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany