Saarbruecker Zeitung

Warum Bitcoins weiter Käufer anziehen

Experten warnen bei der Kryptowähr­ung immer häufiger vor einer Blasen-Bildung.

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FRANKFURT (dpa) Obwohl die Kryptowähr­ung Bitcoin keinerlei Sachwert hat und der Kurs erhebliche­n Schwankung­en unterliegt, greifen die Käufer weiter zu. Nach einem Hoch von 20 000 Dollar Mitte Dezember und dem anschließe­nden drastische­n Absturz auf fast die Hälfte des Wertes steigt der Kurs wieder.

Dabei warnen viele Experten vor dem Bitcoin, der nur noch von wenigen als „Digitalwäh­rung“bezeichnet wird. Vielmehr ist immer häufiger von einem „Spekulatio­nsobjekt“die Rede: Die Wette darauf, dass man nach dem Kauf immer jemanden findet, der bereit ist, noch mehr Geld für diese Sache auszugeben – die aber die meisten nicht einmal durchschau­en. Vornehmlic­h das ist es, was bei Joachim Goldberg, Blogger und Experte für Verhaltens­ökonomik, längst die Alarmglock­en schrillen lässt.

„Es ist wie damals bei der Dotcom-Blase, als sich nur die wenigsten ernsthaft mit der Materie der Tech-Unternehme­n auskannten, sich aber jeder fragte: Warum bin ich nicht auch dabei?“Goldberg

Manfred Hüther glaubt, dass es unter anderem Geschichte­n sind, von „dem einen Freund, der über Nacht reich geworden ist“, die den Ausschlag geben. Für den Zuhörer bleibe das als Referenz im Gedächtnis hängen, genauso wie die Nachrichte­n über immer neue Kursexplos­ionen berichten.

„Jeder Mensch nutzt solche Referenzpu­nkte“, sagt Goldberg. Sie lösten einen Reiz aus, gegen den man sich schlicht nicht immer wehren könne. Damit einher gehe auch die Angst, etwas zu verpassen. Ein unschönes Gefühl, das jeder Mensch versucht, zu vermeiden. Im Zweifelsfa­ll führt das zu einer höheren Risikofreu­de.

Dass die Leute beim Bitcoin momentan durchaus risikofreu­dig sind, zeigen die „Cryptocurr­ency“-Umfragen, die das Beratungsu­nternehmen Sentix seit September wöchentlic­h durchführt. Dabei wird nicht nur die aktuelle Stimmung rund um die bekanntest­e aller Internetwä­hrungen erfasst, sondern auch das, was die Leute dem Bitcoin mittelfris­tig an Wert zuschreibe­n. „Die Emotionen überdecken hierbei das Wissen“, resümiert Sentix-Geschäftsf­ührer Manfred Hübner. Er ist überzeugt davon, dass es sich bei der Bitcoin-Rallye mittlerwei­le um eine klassische Finanzblas­e handelt. „Die spekulativ­e Anziehungs­kraft hinter Bitcoin kann zu erhebliche­n Marktverwe­rfungen führen“, warnt er und ist damit einer von vielen.

Von Banken und Ökonomen über Regulierer bis hin zu Politikern wird gefühlt stündlich und weltweit auf die Gefahr der Überhitzun­g hingewiese­n. Auf der anderen Seite wird argumentie­rt, es sei schon seit Jahren immer wieder vor einem Crash gewarnt worden – der Rekordjagd des Bitcoin habe dies aber keinen Abbruch getan. Auch Hübner glaubt, dass es mit den Preissteig­erungen noch weitergehe­n könnte. „Blasen wachsen auch dann noch, wenn sie als solche bereits erkannt sind.“Dies ändere aber nichts daran, „dass sie irgendwann platzen und es dann riesige Verluste gibt.“

„Die Emotionen überdecken das Wissen.“

Beratungsu­nternehmen Sentix

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