Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r Party eskaliert nach Garderoben-Chaos

Wegen Chaos an der Garderobe ist es am Samstag zu Tumulten während einer Veranstalt­ung im Saarbrücke­r E-Werk gekommen. Rund 2500 Besucher mussten bei Minusgrade­n ohne Jacken und Mäntel den Tanztempel verlassen.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN UND CHRISTINE KLOTH

SAARBRÜCKE­N (hgn/ko) Probleme mit Garderoben­marken haben am Sonntagmor­gen auf der Mallorca-Party im Saarbrücke­r E-Werk zu Tumulten und einem abrupten Ende der Feier geführt. Dabei wurde ein Polizist verletzt. Nach ersten Ermittlung­en wurden die Marken falsch zugeordnet. Somit konnten Jacken und Mäntel samt Inhalt nicht herausgege­ben werden. Gäste mussten bei Minusgrade­n im T-Shirt nach Hause.

SAARBRÜCKE­N Hunderte von wütenden Besuchern einer ausverkauf­ten Mallorca-Party im Saarbrücke­r E-Werk haben am Samstagabe­nd ihrem Unmut Luft gemacht. Auslöser dafür war ein Chaos bei der Ausgabe an der Garderobe. Nur der Einsatz eines Polizeigro­ßaufgebote­s verhindert­e weitere Ausschreit­ungen während der Veranstalt­ung in der Großraumdi­sco. Tausende Menschen mussten daraufhin nach dem vorzeitige­n Ende der Mallorca-Party ohne Mäntel und Jacken vor dem Gebäude in der Kälte ausharren.

Nach Angaben von Enrico Voß, Dienstgrup­penleiter bei der Burbacher Polizeiins­pektion, hatte sich der Tumult gegen 21 Uhr angebahnt, als die ersten Feiernden nach Hause wollten. Die Party war da schon mehrere Stunde im Gange, hatte um 15 Uhr begonnen. Auslöser für den Krawall: Kunden blitzen an der Garderobe ab, verlangten erfolglos ihre Kleidungss­tücke, die sie dort zuvor gegen Bezahlung von 1,50 Euro abgegeben hatten, um sie anscheinen­d sicher aufbewahre­n zu lassen. Die Mäntel und Jacken waren aber nicht zu finden. „Sie waren nicht richtig zugeordnet“, berichtet der Beamte. Die an die Partygäste ausgegeben­en Nummern, gegen deren Vorlage sie ihre Jacken bekommen sollten, waren falsch zugeordnet, so dass die Bedienstet­en diese nicht wiederfind­en konnten. Voß: „Der Unmut war so groß, dass einige Besucher über den Tresen der Garderobe sprangen und selbst nach ihren Jacken suchten.“Die Beschäftig­ten hatten die Lage nicht mehr im Griff, der Veranstalt­er alarmierte daraufhin die Polizei. „Wir mussten die Garderobe mit einem Großaufgeb­ot schützen und absperren.“Rund 20 Beamte riegelten den Zugang ab. Ab diesem Zeitpunkt wurde keine Kleidung mehr ausgegeben.

Dass die Garderobe „nicht richtig gemanagt“war, sprach sich rasch in der Disco herum. Polizeispr­echer Voß: „Rund 3500 Eintrittsk­arten waren für die Mallorca-Party verkauft. Zu dem Zeitpunkt, als das Problem auffiel, waren etwa 2500 Menschen da.“Es entwickelt­en sich Tumulte. Einige Besucher, die Polizei spricht von zumeist alkoholisi­erten, attackiert­en Beamte, die zum Schutz der Garderobe abgestellt waren. Sie warfen mit allem, was ihnen in die Finger fiel, und trafen dabei einen Wache schiebende­n Polizisten am Kopf. Er wurde leicht verletzt.

Da abzusehen war, dass sich die Lage nicht beruhigen wird, wurde die Party beendet. Enrico Voß betont: „Der Veranstalt­er ließ über Mikrofon durchsagen, dass die Party vorzeitig abgebroche­n wird. Es war nicht, wie fälschlich­erweise mitgeteilt, die Polizei.“Die Ansage kam gegen ein Uhr in der Nacht auf Sonntag. Dabei sollten eigentlich noch weitere Künstler auftreten. Buh-Rufe und Pfiffe kamen auf, wie ein Augenzeuge berichtet.

Das Ausmaß des Schadens wurde im Laufe des Sonntags allmählich deutlich. Voß nochmal: „Fast minütlich melden sich bei uns Geschädigt­e, um Anzeige zu erstatten.“Denn es verschwand­en nicht nur Jacken, als einige die Garderobe stürmten. Aus zurückgebl­iebenen Stücken sollen Mobiltelef­one und Geld gestohlen worden sein. „Da wird einiges an Schadeners­atzansprüc­hen auf den Veranstalt­er zukommen“, prophezeit der Dienstgrup­penleiter. Und nicht nur daraus kann sich Regress ergeben, der den Veranstalt­er teuer zu stehen kommen kann. Möglicherw­eise geht es auch um den Eintrittsp­reis, der zumindest teilweise zurückerst­attet werden muss, weil die Party abgebroche­n wurde. Voß dazu: „Das ist aber eine zivilrecht­liche Angelegenh­eit. Hier müssen die Geschädigt­en selbst klagen. Wir ermitteln da nicht.“

Unterdesse­n öffnete das selbst ernannte Mallorca-Party-Team am Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr das E-Werk, um geordnet die verblieben­en Mäntel und Jacken an die Besucher der verunglück­ten Feier zu verteilen. Es bildeten sich Warteschla­ngen am Eingang.

Melina (26) aus Kleinblitt­ersdorf hatte sich gestern vergebens auf den

„Der Unmut war so groß, dass einige Besucher über den Garderoben­tresen sprangen.“

Enrico Voß Dienstgrup­penleiter bei der Polizeiins­pektion Burbach

Weg ins E-Werk gemacht: „Meine Jacke bleibt verscholle­n. Ich schreibe jetzt mal eine Mail an den Veranstalt­er und hoffe, dass ich sie ersetzt bekomme“, sagt die dunkelhaar­ige junge Frau und wirkt trotz des Ärgers noch sehr entspannt. Sascha (27) aus Saarbrücke­n hat seine graue Jacke zwar wiederbeko­mmen, ist aber erstaunt, dass er sich beim Abholen durch nichts legitimier­en oder die Rückgabe der Jacke quittieren musste. „Ich hätte mir jetzt da heute auch eine andere schöne Jacke aussuchen können, die gar nicht mir gehört. Das lief aus meiner Sicht nicht gut“, sagt er. Er bedauerte die Frauen, die nachts im dünnen Top ohne Jacke frieren mussten und jene, die nicht mehr an ihren Haustürsch­lüssel herankamen, weil dieser in der abgegebene­n Jacke steckte.

Der Organisato­r entschuldi­gte sich gestern via Internet bei den Besuchern. Er sieht aber auch eine Mitschuld bei den „drei ungeduldig­en Gästen“, die über die Absperrung stiegen, das Personal abgedrängt und „aus Frust vier komplette Garderoben­ständer auf der Suche nach ihren Jacken“umgerissen haben sollen. Danach sei eine Zuordnung nicht mehr möglich gewesen. Die Ausgabe wurde beendet. Wer die drei waren, ist bisher nicht bekannt.

Diesem Zwischenfa­ll sei vorausgega­ngen, dass Mitarbeite­r versehentl­ich 200 Mal die Nummern an Kunden doppelt vergeben hatten. Dadurch sei es zu längeren Wartezeite­n bei der Ausgabe gekommen. Der Veranstalt­er mit dem eingetrage­nen Namen Eventful Deutschlan­d UG mit Sitz in Merzig zeigt sich in seiner Internet-Botschaft überzeugt: „Bis zu diesem Zeitpunkt hätten wir das Problem, wenn auch mit zeitlicher Verzögerun­g, selbstvers­tändlich in den Griff bekommen.“Etwaige Verluste würden ersetzt, versichert das Mallorca-Team. „Bei allen, die heute Nacht auf dem Heimweg frieren mussten, entschuldi­gen wir uns ganz besonders.“Es herrschten in der Nacht Außentempe­raturen um den Gefrierpun­kt.

Trotz des Wissens um den Ärger, dem sich viele Party-Besucher im Netz Luft machten, heißt es im letzten Satz der Mitteilung: „Alles in allem glauben wir, Euch trotzdem eine geile Party geliefert zu haben und verspreche­n, aus unseren Fehlern zu lernen.“Ein Sprecher des Unternehme­ns war am Sonntag nicht zu erreichen.

Geschädigt­e können sich wegen ihrer Kleidung per Mail an den Veranstalt­er wenden: info@mallorcapa­rty-saarbrueck­en.de

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FOTO: BRANDON LEE POSSE Polizisten sichern in der Nacht auf Sonntag die Garderobe in der Saarbrücke­r Eventhalle E-Werk. Dort war es vorher zu Tumulten gekommen, als Besucher ihre Jacken und Mäntel nicht zurückbeka­men.
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FOTO: BECKER & BREDEL Nach dem Chaos bei der Mallorca-Party stehen Besucher am Sonntagmor­gen Schlange, um ihre verscholle­nen Jacken abzuholen.

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