Saarbruecker Zeitung

KSV Köllerbach steht im Meistersch­afts-Finale

Die Ringer des KSV Köllerbach gewinnen den Halbfinal-Rückkampf gegen Adelhausen mit 17:7 und stehen im Meistersch­afts-Finale.

- VON PATRIC CORDIER

Nach einem mitreißend­en SchlussSpu­rt hat der KSV Köllerbach den Halbfinal-Rückkampf um die deutsche Ringer-Meistersch­aft gegen den TuS Adelhausen in Püttlingen mit 17:7 gewonnen. Der KSV steht damit jetzt im Finale.

PÜTTLINGEN Samstagabe­nd, 21.27 Uhr, im Trimmtreff in Püttlingen. Andrej Shyyka, der Kapitän des KSV Köllerbach, kommt noch einmal in die Oberlage gegen Stephan Brunner vom TuS Adelhausen. Kampfricht­er Björn Goller zeigt eine Zweierwert­ung, das anschließe­nde akkustisch­e Signal des Mattenleit­ers geht im Jubel der über 1000 Fans unter. Shyyka, vor einer Woche im Hinkampf gegen Akhmed Chakaev noch klar unterlegen, siegt diesmal technisch überlegen und führt seine Mannschaft doch noch ins Finale um die deutsche Mannschaft­smeistersc­haft im Ringen.

Köllerbach bezwingt Adelhausen mit 17:7 und pulverisie­rt damit den Neun-Punkte-Rückstand aus dem Hinkampf (11:20). „Vom Verlierer zum Helden ist es oft nur ein kleiner Schritt“, sagte Shyyka: „Letzte Woche hatte ich die falsche Taktik gewählt. Wir haben trotzdem weiter an uns geglaubt.“In den Finalkämpf­en trifft der KSV auf Wacker Burghausen – am 20. Januar auswärts und am 27. Januar in der Hermann-Neuberger-Halle in Völklingen.

Die von Shyyka angesproch­ene Taktik war am Samstag der Schlüssel zum Erfolg. Köllerbach­s Mannschaft­sverantwor­tlicher Thomas Geid hatte eine überrasche­nde, aber goldrichti­ge Aufstellun­g gewählt. Statt auf den französisc­hen Spezialist­en Melonin Noumonvi setzte Geid in der Klasse bis 98 Kilo griechisch-römisch auf den deutschen Freistiler Gennadij Cudinovic. Damit wurde einer der vier Ausländerp­lätze frei, und Cudinovic wuchs in der fremden Stilart gegen den Schweden Zakarias Berg über sich hinaus (2:3). „Die Idee hatten wir schon nach dem Hinkampf“, erzählte Kollege Timo Badusch: „Ich war dann mit Genna nach dem Abendessen in Adelhausen spazieren, um ihn von dem Plan zu überzeugen.“

Badusch selbst hatte eine ganz undankbare Aufgabe. Er musste gegen seinen Trainingsp­artner Konstantin Schneider ran. Der frühere KSV-Kapitän hatte extra Gewicht gemacht, ihm fehlte aber auch darum gegen Baduschs Dynamik einfach die Kraft. „Wir kennen uns wie die eigene Frau“, sagte Badusch lachend: „Da weiß man auch genau, was sie vorhat.“Badusch kannte Schneider etwas besser als umgekehrt, siegte 4:3.

Die Schlüsselk­ämpfe des Abends waren aber andere. Der von Etienne Kinsinger gegen Ivo Angelov etwa. Adelhausen­s Bulgare hatte in dieser Saison noch keinen Kampf abgegeben und im Vorjahr auch Kinsinger deutlich besiegt. Nach sechs Minuten hatte zwar keiner der beiden Athleten eine technische Wertung, Kinsinger aber zwei Punkte und den Sieg wegen Angelovs Passivität. „Das war Weltklasse“, urteilte der saarländis­che Landestrai­ner Frank Hartmann: „Etienne hat einen Entwicklun­gsschritt gemacht.“

Weltklasse war auch, was Mihail Sava und Akhmed Chakaev in der Klasse bis 71 Kilo Freistil boten. Adelhausen­s Chakaev führte zu Beginn der zweiten Runde mit 3:0, ehe es atemberaub­end wurde. Sava attackiert­e, Chakaev konterte. Eine Aktion floss in die nächste. Selbst für das geübte Auge des Kampfgeric­hts war kaum auszumache­n, wer welche Wertung bekommen musste. Der Videobewei­s brachte Klärung. Sava siegte mit 11:9. „Ich sage nichts zur Schiedsric­hterleistu­ng“, meinte Adelhausen­s Trainer Florian Philipp, der seinen Schützling kaum beruhigen konnte: „Köllerbach hat den Rückstand aus dem Hinkampf aufgeholt und am Ende dann verdient gewonnen.“Dass sich Adelhausen­s Sascha Keller bei der Niederlage gegen Laszlo Szabo schwer verletzte und mit Verdacht auf Ellenbogen­bruch ins Krankenhau­s kam, trübte einen Abend, der ansonsten beste Werbung für den Sport machte.

„Jeder wusste, dass wir mit unserem fantastisc­hen Publikum im Rücken eine Chance haben“, berichtete Teamleiter Geid, mit den Freudenträ­nen kämpfend: „Jeder hat für jeden und um jeden Punkt gekämpft. Nur so sind solche Ergebnisse möglich.“Istvan Vereb (86 Kilo Freistil) und Aleksander Khotsianiv­ski (130 Kilo Freistil) steuerten jeweils drei Zähler zum Ergebnis bei. Auch die Leistung von Nico Zarcone (61 Kilo Freistil) bei seiner 4:7-Niederlage war bemerkensw­ert. Nur die Schulterni­ederlage von Nachwuchsr­inger Sergio Schäfer gegen Nick Scherer (57 Kilo greco) drückte zunächst auf die Stimmung. Umso größer war der Jubel am Ende.

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FOTO: SCHLICHTER Der Moment, als das Wunder Realität wird: Der Köllerbach­er Andrej Shyyka reißt die Arme hoch. Er hat den Adelhausen­er Stephan Brunner technisch überlegen bezwungen und die entscheide­nden Punkte geholt.
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FOTO: SCHLICHTER Der Köllerbach­er Teamleiter Thomas Geid (links) kann die Tränen nicht zurückhalt­en. Sein Ringer Timo Badusch freut sich mit ihm.

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