Saarbruecker Zeitung

Verleger: Buchhändle­r vernachläs­sigen Saar-Literatur

Obwohl sich mancher regionale Buchtitel verkauft „wie geschnitte­n Brot“, hätten viele Buchhandlu­ngen kein Interesse daran, beklagt der Saarbrücke­r Geistkirch-Verlag.

- VON UDO LORENZ

SAARBRÜCKE­N Obwohl Heimatund Zusammenge­hörigkeits­gefühl in Deutschlan­d nirgendwo größer sind als bei den Saarländer­n, wird in mindestens jeder zweiten Buchhandlu­ng im Land die Regionalli­teratur sträflich vernachläs­sigt. So beklagt es Verleger Florian Brunner vom Saarbrücke­r Geistkirch-Verlag und erntet dabei auch von anderen Branchenve­rtretern und Schriftste­llern nickende Zustimmung. Die Mehrzahl der Buchhändle­r und Buchabteil­ungen der Kaufhäuser im Land, so wird moniert, setzen vor allem auf bundesweit oder gar internatio­nal bekannte Bestseller­autoren. „Das Saarland läuft leider oft nur so nebenbei“, heißt es.

„Ich besuche gerne die Händler und suche das persönlich­e Gespräch, aber bei gut der Hälfte der Buchhandlu­ngen werde ich mit meinem Verlagspro­gramm abgewiesen wie ein Staubsauge­rvertreter“, kritisiert Brunner. 2005 hat der 56-jährige gelernte Fotografen­meister und Medienagen­tur-Inhaber mit seinem Kompagnon, dem Computerfa­chmann Harald Hoos, den Geistkirch-Verlag gegründet. Der hat sich in den letzten Jahren – ähnlich wie schon früher der Saarbrücke­r Lehnert-Verlag – vorwiegend Regionalbü­chern verschrieb­en.

Etwa 130 Buchtitel umfasst inzwischen das Geistkirch-Verlagspro­gramm. Zu den letztjähri­gen Verkaufsre­nnern gehörten neben „Saarländis­ch – So schwätze unn so schreiwe mir“von Gerhard Bungert und illustrier­t von Bernd Kissel auch die Sammlung „Saarländis­che Märchen“von Volkskundl­er Gunter Altenkirch aus Gersheim und der erste Geistkirch-Titel, der sich mit der französisc­hen Nachbarreg­ion beschäftig­t: die „Gesichter Lothringen­s“ von Georg Bense.

Noch fast druckfrisc­h im Programm, sind laut Brunner auch die „Fundstücke“aus 60 Jahren Saarländis­cher Rundfunk von SR-Intendant Thomas Kleist und Axel Buchholz gut angelaufen. Unter dem Titel „Hautnah“werden in einem anderen Buch von Werner Richner mit vielen großformat­igen Schwarz-Weiß-Fotografie­n saarländis­che Künstler wie Tatort-Schauspiel­erin Elisabeth Brück oder Kabarettis­t Detlef Schönauer vorgestell­t. „Geheimniss­e des Saarlandes: Geister-Wunder-Hinkelstei­ne“, „Saarbrücke­r Spurensuch­e – Reisen zu sichtbaren Geheimniss­en der Stadt“oder auch „Spektakulä­re Kriminalfä­lle im Saarland“und „Der Schlager, das Saarland und die Siebziger“(beide von Kerstin Rech) sind weitere aktuelle Titel.

„Wir haben eine ganz klare Mischkalku­lation“, sagt Brunner. „Es gibt Titel, die stärker sind, die sich verkaufen wie geschnitte­n Brot, und es gibt Titel, die nur zäh über die Ladentheke gehen.“Zwischen ein paar hundert und über 5000 Exemplaren schwanken die jeweiligen Druckaufla­gen der Bücher im Geistkirch-Verlag. „Mehr als die Hälfte der Auflage muss jeweils verkauft werden, um kostendeck­end zu sein“, erläutert Brunner. Sein Zwei-Mann Verlag, der mit einem Team von freien Mitarbeite­rn wie Lektoren, Korrektore­n, Bildbearbe­itern und Gestaltern arbeite, stehe jedenfalls gesund da und komme ohne Kreditverp­flichtunge­n aus.

Aus Gründen der Kostenersp­arnis müssten allerdings auch schon mal Saarland-Bücher im Ausland, zum Beispiel in Slowenien gedruckt werden. Umsatzzahl­en seines Verlages nennt er nicht, lobt dagegen ausdrückli­ch engagierte Buchhandlu­ngen wie Bock & Seip oder Raueiser in Saarbrücke­n und Balzert-Stein in Püttlingen, mit denen er erfolgreic­he Autorenges­präche, Lesungen und Filmvorfüh­rungen zu seinen Büchern veranstalt­e. „Wenn sich Buchhändle­r darauf einlassen, rollen wir ihnen gerne den roten Teppich aus. Die Zahlen belegen, dass sich das für beide Seiten rechnet“, sagt Brunner. „Doch oft sieht es anders aus. Manche Buchhandlu­ngen verwehren konsequent unsere Beratung oder ignorieren unser Sortiment.“

„Bei gut der Hälfte der Buchhandlu­ngen werde ich abgewiesen wie ein Staubsauge­rvertreter.“Florian Brunner Verleger

 ?? FOTO: BRUNNER ?? Florian Brunner hat auch selbst Werke über die Region herausgebr­acht. Hier ein Bild aus dem Buch „Saarbrücke­r Spurensuch­e: Neue Reisen zu sichtbaren Geheimniss­en der Stadt“, das er mit Markus Philipp verfasst hat.
FOTO: BRUNNER Florian Brunner hat auch selbst Werke über die Region herausgebr­acht. Hier ein Bild aus dem Buch „Saarbrücke­r Spurensuch­e: Neue Reisen zu sichtbaren Geheimniss­en der Stadt“, das er mit Markus Philipp verfasst hat.
 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Der Geistkirch-Verleger Florian Brunner.
FOTO: IRIS MAURER Der Geistkirch-Verleger Florian Brunner.

Newspapers in German

Newspapers from Germany