Saarbruecker Zeitung

Zwei Wahlen treiben Papierverb­rauch hoch

Saarbrücke­r Stadtverwa­ltung brauchte im vergangene­n Jahr rund 11,8 Millionen Blatt. Das sind fast vier Millionen mehr als 2016.

- VON NINA DROKUR

SAARBRÜCKE­N Zu den Top 5 der recycling papier freundlich­sten Städte gehörte Saarbrücke­n 2016. In der Top-10-Liste des aktuellen Papieratla­s zum Jahr 2017 sucht man hingegen vergeblich nach der Landeshaup­tstadt. Der Papieratla­s ist ein Wettbewerb, mit dem die Initiative Pro Recyclingp­apier jedes Jahr die recycling papier freundlich­sten Städte und Hochschule­n Deutschlan­ds sucht. Zwar hält Saarbrücke­n demnach nach wie vor den Anteil an Recyclingp­apier hoch (99,40 Prozent), der Gesamtverb­rauch in der Stadtverwa­ltung und den Grundschul­en ist jedoch um fast 50 Prozent gestiegen – von 7 899 000 Papier auf 11 763 500 Blatt Papier. „Der Gesamt papier verbrauch unterliegt Schwankung­en, die von den im Jahr anstehende­n Aufgaben und Ereignisse­n abhängig sind “, sagt Stadt pressespre­cher Thomas B lug. So fanden im Jahr 2017 Landtags- und Bundestags­wahlen statt, wofür die Stadt Wahl bena chr ichtigungs­k arten für alle Bürger drucken musste.

Auch der Regionalve­rband musste im vergangene­n Jahr für Ämter wie Sozialamt, Jugendamt und Gesundheit­samt rund eine halbe Million Blatt Papier mehr bestellen als im Vorjahr. Der Verbrauch lasse sich nicht genau feststelle­n, erfasst würden lediglich die Bestellung­en, sagte Pressespre­cher Lars Weber. Ein möglicher Grund für die Schwankung könnte sein, dass Papier von den einzelnen Fachdienst­en im Regionalve­rband und nicht zentral über das Hauptamt beschafft werde. „Eine zentrale Beschaffun­g für alle Fachdienst­e über das Hauptamt wäre wenig pragmatisc­h und würde auch keine finanziell­en Vorteile bringen“, sagte der Pressespre­cher. Auch Restbestän­de seien ein Grund für schwankend­e Zahlen. Für den erhöhten Bedarf macht Weber außerdem hinzugekom­mene Aufgaben verantwort­lich. Als ein Beispiel nennt er das kürzlich in Kraft getretene Prostituie­rtenschutz­gesetz. „Das ist ein riesen Batzen an Papier für Urkunden und Anträge, den es vor zwei Monaten noch nicht gab“, sagt Weber. Beim Sozialamt sorgen die stetig steigenden Fallzahlen armer Rentner für mehr Büropapier.

Gespart wird dennoch, beispielsw­eise in den politische­n Gremien. Von den aktuell 45 Abgeordnet­en der Regionalve­rsammlung erhalten 39 die Sitzungsun­terlagen per PDF. Dazu wurden sie vom Regionalve­rband mit Tablets ausgestatt­et. Noch bis ins Jahr 2012 wurden für die 20 Sitzungen im Jahr rund 200 000 Blatt Papier per Post an die Abgeordnet­en geschickt. Zur nächsten Legislatur­periode müssen auch die verblieben­en sechs Abgeordnet­en auf analoge Unterlagen verzichten, sagt Pressespre­cher Lars Weber.

Auch die Stadt hat im Haushalt 2018 Geld für digitale Gremienarb­eit eingeplant. Die Stadtratsm­itglieder müssen jedoch, laut Pressespre­cher Thomas Blug, auf eigene Endgeräte setzen.

Ein Punkt, der den Papierverb­rauch senken kann, ist die Digitalisi­erung. Im November vergangene­n Jahres beschloss der Landtag das sogenannte E-Government-Gesetz. Es sieht vor, bis zum Jahr 2020 auch Behörden-Angelegenh­eiten zu digitalisi­eren. So sollen die Saarländer beispielsw­eise ihre Personalau­sweise online beantragen oder ihren Pkw online zulassen können.

Zur Umsetzung des Gesetzes hat der Regionalve­rband bereits Pilotproje­kte gestartet. So führe eine Unterabtei­lung des Jugendamte­s Akten digital, sagt Weber. „Früher wurden die Unterlagen von Kunden kopiert und in einer Papierakte angelegt. Heute werden sie gescannt und in einer digitalen Akte geführt“, ergänzt der Pressespre­cher. Auch Sozialamt und Schulverwa­ltungsamt setzen in einigen Bereichen bereits auf die digitale Strategie. Außerdem werden nach Webers Bekunden Alt-Akten digitalisi­ert. Das spare zwar kein Papier mehr, aber zumindest Lagerraum.

Die Digitalisi­erung ist also auf dem Vormarsch. Und wenn viele analoge Tätigkeite­n in die Welt der Nullen und Einsen ausgelager­t werden, dürfte der Papierverb­rauch in den Amtsstuben weitersink­en. Das kommt dem Haushalt zugute und vor allem der Umwelt.

Allein durch den Umschwung von Papier auf Recyclingp­apier sparte die Stadt Saarbrücke­n, im Vergleich zu Frischfase­rpapier, voriges Jahr 1 849 565 Liter Wasser. Das ist dem Papieratla­s zufolge der tägliche Trinkwasse­rbedarf von 15 285 Saarbrücke­rn. Das entspricht etwa der Einwohnerz­ahl von Burbach.

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SYMBOLFOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Wenn Saarbrücke­n Wahlen organisier­en muss, wirkt sich das unweigerli­ch auf die durchaus passable Papierbila­nz aus.

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