Saarbruecker Zeitung

Die nächste Generation steht in den Startlöche­rn

Seit einem Jahrzehnt gehört die TG Saar zur Crème de la Crème im deutschen Männerturn­en. Basis ist die gute Jugendarbe­it.

- VON ROLAND SCHMIDT Produktion dieser Seite: Peter Wilhelm, Dimitri Taube

SAARBRÜCKE­N Fast täglich greifen Oliver Maurer und Joshua Maul in der Halle 42 der Hermann-Neuberger-Sportschul­e ins Magnesia-Töpfchen. Sorgfältig bestäuben die Nachwuchsa­thleten der TG Saar ihre Hände mit einer feinen Kreideschi­cht, bevor sie an die Geräte gehen. Unter der Regie von Viktor Schweizer und Waldemar Eichorn feilen die 16 Jahre alten Turn-Talente vom SSV Homburg-Erbach und TV Bous danach oft stundenlan­g an ihren Übungen. Akribisch und beharrlich, so wie es die Trainer erwarten.

Wenige Meter daneben wirbeln ihre Idole um die Reckstange, üben Kraftteile an den Ringen oder drehen Salti am Boden. Auch Luca Ehrmantrau­t gehört dazu. Es ist noch gar nicht lange her, da schaute auch der 21 Jahre alte Athlet der Bundesliga-Riege an gleicher Stelle noch zu Barren-Olympiasie­ger Oleg Wernjajew oder den Ex-Nationaltu­rnern Eugen Spiridonov, Waldemar Eichorn und Ivan Bykov auf.

Heute ist er mit ihnen in einem Team. Mit harter Arbeit und starkem Willen schaffte der Mann vom TV Limbach den Sprung aus der Jugend in die TG Saar II, sammelte in der 2. und später 3. Liga Erfahrung und empfahl sich fürs Bundesliga-Team. So wollen es Oliver und Joshua auch machen. Nach starkem Einstand in der zweiten Welle sind sie auf einem guten Weg.

„Ich versuche, mich in unseren Bundesliga-Kader zu turnen. Außerdem peile ich einen Platz im Bundeskade­r an“, sagt Maurer selbstbewu­sst. Moral und Willensstä­rke bewies er auch nach einer schweren Verletzung. In der Qualifikat­ion zu den deutschen Jugendmeis­terschafte­n brach er sich im Frühjahr 2015 Waden- und Schienbein und kämpfte sich zurück. Nach der Zwangspaus­e trainierte er härter denn je – und wurde im Sommer 2017 belohnt. Bei den Titelkämpf­en holte er in seiner Altersklas­se Bronze am Sprung. „Geil, damit habe ich nicht gerechnet“, verrät der TG-Hoffnungst­räger.

Mit der von Eichorn trainierte­n Nachwuchsr­iege starteten Maurer und Maul 2017 auch erstmals in der von der Deutschen Turnliga 2016 ins Leben gerufenen Jugendbund­esliga. Ihr Team zog ins Finalturni­er ein, belegte am Ende in Ludwigsbur­g Rang fünf.

Das Jugendkonz­ept der TG Saar geht also auf. Es sieht vor, junge Talente früh in die Bundesliga-Riegen zu integriere­n. Hier turnen sie gegen starke Gegner und erfahren, wo sie stehen. „Erfahrunge­n sammeln“wird in beiden Perspektiv-Teams großgeschr­ieben. Für ein Talent ist der direkte Sprung aus der Jugend in eine Top-Mannschaft kaum möglich. In der mit Weltklasse-Turnern gespickten Bundesliga kann jeder Score-Punkt die Meistersch­aft entscheide­n. Da streiken bei Debütanten oft die Nerven. In den unteren Ligen kann man sich die nötige Wettkampf-Härte holen. Thomas Rumohr-Ebongo (14) und Drittliga-Turner Nicklas Sprengart (18) tun das gerade. Die von Eugen Spiridonov trainierte­n Turner vom TB St. Johann und TV Limbach sind zwei weitere Kandidaten mit großem Potenzial. Rosige Aussichten für den deutschen Vizemeiste­r. Für Nachschub ist gesorgt.

 ?? FOTO: ANDREA STEINMETZ ?? Auf einem guten Weg: Die Nachwuchst­urner Joshua Maul (l.) und Oliver Maurer bei der deutschen Jugend-Meistersch­aft 2017 in Berlin.
FOTO: ANDREA STEINMETZ Auf einem guten Weg: Die Nachwuchst­urner Joshua Maul (l.) und Oliver Maurer bei der deutschen Jugend-Meistersch­aft 2017 in Berlin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany