Saarbruecker Zeitung

Mister Festival holt die Puppen auf die Bühne

Christian Caimacan setzt Akzente im Kulturlebe­n. Von Saarbrücke­n reist er oft nach Rumänien. Und er bewirkt dort viel.

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Horizonte. Intermario­nett brachte Truppen aus der ganzen Welt in die Stadt. Heutige Stars wie Philippe Genty oder Neville Tranter, die Figurenthe­ater als anspruchsv­olle Theaterkun­st darboten. Als der Stadt das Festival zu teuer wurde, wandelte Caimacan es um in eine kleine, aber feste Figurenthe­aterspiels­tätte, erst in einem Nebenraum der Garage, dann im Keller des Rathauses.

2011, als sich die Stadt von Caimacan getrennt hatte, hörte man nichts

Christian Caimacan mehr von ihm. Was er macht? Noch immer wohne er mit seiner Frau, der Puppenspie­lerin Adela Caimacan, in Saarbrücke­n. Und er fährt wieder öfter nach Rumänien, denn dort sind seine Erfahrunge­n und Kenntnisse als Theaterfes­tival-Manager sehr gefragt. So engagierte ihn etwa das städtische Marionette­ntheater Arad in der gleichnami­gen Stadt im Banat in diesem Frühjahr als künstleris­chen Leiter für sein internatio­nales Figurenthe­aterfestiv­al.

„Damit schließt sich der Kreis wieder“, erzählt Caimacan lächelnd. Denn beim Arad Theater hatte er einst, bevor das Land verließ, eineinhalb Jahre mitgearbei­tet. „Damals habe ich mich mit dem Puppenthea­tervirus infiziert“, sagt er. Seit vier Jahren arbeitet Caimacan außerdem mit dem nationalen Theaterfes­tival, dem größten des Landes, in Bukarest zusammen. Das Festival finde jedes Jahr Ende Oktober statt und biete um die hundert Vorstellun­gen in zehn Tagen, erzählt Caimacan. Zu sehen gebe es dort, ähnlich wie beim Berliner Theatertre­ffen, die besten rumänische­n Produktion­en des Jahres.

Da die Rumänen aber nicht im eigenen Saft schmoren wollen, hat das Festival auch ein internatio­nales Programm. Dort arbeite er als Berater und mache Vorschläge, vermittle und organisier­e einige der Gastspiele. Wie man das macht, das hat Caimacan, der viele Sprachen spricht, bei den Perspectiv­es gelernt. Oft hat er es dabei mit alten Bekannten zu tun. Mit dem Choreograf­en Angelin Preljocaj etwa. „Dieses Jahr, das war ein großes Projekt, habe ich Preljocaj mit ‚Romeo und Julia‘ und mit seinem Film ,Polina’ nach Bukarest geholt und dazu Juliette Binoche mit ihrem Programm ‚Barbara‘, erzählt Caimacan. Binoche schlüpft dabei in die Rolle der französisc­hen Sängerin.

Die Theater und das Publikum in Rumänien seien sehr interessie­rt an einer kulturelle­n Öffnung nach Westen, sagt Caimacan. „Sie wollen viel sehen, viel erleben.“Durch den Weggang nach Saarbrücke­n habe er die rumänische Szene nicht mehr so gut gekannt, stelle aber nun fest, dass sie sich sehr viel weiterentw­ickelt habe.

„Es gibt eine neue Generation von Schauspiel­ern, sie ist sehr talentiert, sehr gut“, erklärt er. Die ganze Art zu spielen ändere sich, das komme durch die Öffnung. Aber auch in Saarbrücke­n verfolgen Caimacan und seine Frau Adela das Kulturlebe­n immer noch mit großer Neugier. Seit er in der Stadt nicht mehr Mister Festival ist, hat er dafür endlich auch mehr Zeit.

„Ich bin ja mit 62 auch nicht mehr der Jüngste“, sagt Caimacan mit einem Seufzer. „Ich gehe viel spazieren, durch Adela habe ich die Natur entdeckt, und ich lese“, sagt er über seine neuen Hobbys. Doch ganz ohne Festivals könnte er wohl nicht leben. Caimacan: „Man sagt sich immer: ,Ich werde es jetzt ruhiger angehen lassen’. Dann kommt eine Anfrage, und dann machst du es doch.“

„Es gibt eine neue Generation von Schauspiel­ern, sie ist sehr talentiert, sehr gut.“

über die Theatersze­ne in Rumänien

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FOTO: LAURIAN POPA Christian Caimacan organisier­t weiter Figurenthe­ater-Events.

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