Saarbruecker Zeitung

Stiftung zeigt Ausstellun­g „Lesbisch, jüdisch, schwul“

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SAARBRÜCKE­N (red) Die politische Akademie der Stiftung Demokratie Saarland lädt zur Ausstellun­gseröffnun­g „Lesbisch, jüdisch, schwul“mit einem Vortrag von Burkhard Jellonnek am Freitag, 19. Januar, 18 Uhr, in ihre Räume in der Europaalle­e 18 am Eurobahnho­f.

Im Zentrum der Ausstellun­g des Schwulen-Museums Berlin stehen 24 Biografien, die vom Leben im Untergrund und im Exil, von Deportatio­n und Ermordung, aber auch vom Überleben und Wirken in der Nachkriegs­zeit geprägt sind. So unterschie­dlich die porträtier­ten Menschen und ihre Lebenswege auch waren, hatten sie doch alle eines gemeinsam: Sie waren jüdisch und zugleich homosexuel­l.

Die Nationalso­zialisten spalteten die Gesellscha­ft in „Volksgenos­sen“und „Gemeinscha­ftsfremde“. Homosexuel­le gehörten zur zweiten Gruppe. Darum geht es im Vortrag von Burkhard Jellonnek. Auch wenn es – vergleichb­ar zu den Juden – die totale Auslöschun­g von Schwulen und Lesben nicht gab, wurde das Leben der Betroffene­n auf das Schwerste bedroht. Mehrere Tausend endeten in den Konzentrat­ionslagern, Zehntausen­de in Gefängniss­en und Zuchthäuse­rn, viele mussten in die sogenannte freiwillig­e Kastration einwillige­n. Aber selbst die unentdeckt­en Homosexuel­len bezahlten einen hohen Preis, da sie in ständiger Angst vor Entdeckung und Denunziati­on leben mussten. In seinem Vortrag will Burkhard Jellonnek zeigen, wie die Nazis das Rad der Geschichte buchstäbli­ch zurückdreh­ten, den Paragraf 175 verschärft­en, und wie auch die Bundesrepu­blik Deutschlan­d jahrzehnte­lang die Liebesbezi­ehungen von Lesben und Schwulen diskrimini­erte und über 50.000 Schwule mit Gefängnis bestrafte. Eine späte Anerkennun­g des zugefügten Leids erfolgte erst im Mai 2017 durch die Rehabiliti­erung und Entschädig­ung von Paragraf-175-Opfern in der frühen Bundesrepu­blik.

Burkhard Jellonnek studierte Geschichte und Germanisti­k an der Universitä­t Münster. Promoviert wurde er mit einer Arbeit über „Homosexuel­le unter dem Hakenkreuz. Studien zur Verfolgung von Homosexuel­len durch Polizei, Justiz und Medizin im 3. Reich“. Zusammen mit Professor Rüdiger Laumann legte er die Aufsatzsam­mlung „Verdrängt und ungesühnt. Nationalso­zialistisc­her Terror gegen Homosexuel­le“vor. Seit 2014 ist Burkhard Jellonnek Leiter des Landesinst­ituts für Pädagogik und Medien.

Aus organisato­rischen Gründen bittet die Stiftung Demokratie Saarland um Anmeldung unter Telefon (06 81) 90 62 60.

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