Saarbruecker Zeitung

Wildschwei­ne sollen abgeschoss­en werden

Saar-Jäger wollen mehr Wildschwei­ne vor Ausbruch der Schweinepe­st schießen, um die Ansteckung­sgefahr zu verringern.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Um die Ausbreitun­g der Afrikanisc­hen Schweinepe­st zu verhindern, die für die Tiere tödlich ist, gibt es im Saarland Überlegung­en, die Jagd auf Wildschwei­ne künftig zu verstärken. Doch die Schwarzkit­tel sind schlau und lassen sich nicht so einfach erlegen.

SAARWELLIN­GEN/SAARLOUIS Bedrohlich klingen die Meldungen, die über die Ausbreitun­g der Afrikanisc­hen Schweinepe­st (ASP) verbreitet werden. Jetzt sind bereits Wildund Hausschwei­ne, die das nur für die Tiere tödliche und für den Menschen ungefährli­che Virus in sich tragen, „westlich von Warschau“und im Osten Tschechien­s festgestel­lt worden. Zwar wandert das Schweinepe­st-Virus mit den Wildschwei­nen nur zehn Kilometer im Jahr, wie der Geschäftsf­ührer der Vereinigun­g der Jäger des Saarlandes (VJS), Johannes Schorr, der SZ auf Anfrage erklärte. Doch die Einschlepp­ung des Virus, das für die deutschen Schweinezü­chter existenzbe­drohend werden könnte, geschieht nach Einschätzu­ng der Experten des Friedrich-Löffler-Instituts durch den Menschen. Wenn etwa Lastwagenr­eifen mit dem ASP-Virus behaftet sind, oder die Lkw-Fahrer aus Osteuropa infizierte Fleischwar­en bei ihren langen Touren auf den Rastplätze­n entlang deutscher Autobahnen entsorgen, können Wildschwei­ne sich dort anstecken. „Wir haben auch im Saarland einige große Speditione­n, in denen viele Fahrer aus Osteuropa arbeiten“, sagte Schorr.

So sind die 3400 in der VJS organisier­ten Jäger und die Experten des Saar-Umweltmini­steriums bereits in intensiven Beratungen, was im Ernstfall zu tun ist. „Im Benehmen mit Vertretern der obersten Jagdbehörd­e und der Tierseuche­n-Experten haben wir eine Meldekette eingericht­et“, sagte der Landesjäge­rmeister und VJS-Chef Josef Schneider der SZ.

Deutschlan­dweit wird derzeit darüber debattiert, ob nicht der Bestand an Schwarzkit­teln bereits jetzt erheblich mittels intensiver­er Bejagung reduziert werden muss, um die Gefahr der Ansteckung mit dem ASP-Virus zu minimieren. Doch das ist leichter gesagt als getan. „Wir haben 2017 eine Strecke von 5728 Stück Schwarzwil­d erlegt“, erklärte Schorr. Das seien mehr als 1000 Wildschwei­ne weniger als im Rekordjahr 2013 gewesen, als 6860 Wildschwei­ne im Saarland geschossen wurden. „Optimal sind die Voraussetz­ungen, wenn Schnee liegt und Halbmond ist. Dann können die Jäger die Wildschwei­ne am besten sehen“, sagte Schorr. Doch diese optimalen äußeren Bedingunge­n sind bei dem Schmuddelw­interwette­r im Saarland selten gegeben. Es gibt zwar keine Schonzeit für Wildschwei­ne, nur Sauen mit Frischling­en dürfen nicht geschossen werden. Doch die Schwarzkit­tel sind schlau. Selbst bei Drückjagde­n am helllichte­n Tag schießen die Jäger manchmal 30, manchmal aber auch nur drei Wildschwei­ne, so Schorr.

Auch an den Futterplät­zen für Wildschwei­ne, den so genannten Kirrungen, sind die Wildschwei­ne wählerisch geworden. „Mais auszulegen bringt nicht viel“, sagte der VJS-Geschäftsf­ührer. Besser sei es, die Schwarzkit­tel mit Haribo und Pralinen anzulocken, um sie vor die Flinte zu bekommen.

Vom Einsatz militärisc­her Waffentech­nik, wie breit in der deutschen Jägerschaf­t debattiert, hält Schorr nichts. „Bei uns im Saarland sind Taschenlam­pen als Hilfsmitte­l erlaubt, die nicht an den Waffen montiert sind“, betonte Schorr. Nachtzielt­echnik mit Infrarot sei nach dem Waffengese­tz ohnehin verboten. Auch das Aufstellen von Gattern, so genannte Saufänge, in der Größe von 20 mal 30 Metern, in die eine ganze Rotte passe, sei „reine Theorie“. „Wie soll man diese Tiere dann töten? Das wird dann ein Schlachtho­f, das ist nicht waidgerech­t“, erklärte Schorr mit Verweis auf die ethische Grundhaltu­ng der Waidmänner und -frauen.

Deshalb sind die Jäger im Saarland einigermaß­en ratlos. „Wir wissen nicht, wie wir die Population senken können“, räumte Schorr ein. Die Wildschwei­ne hätten einen optimalen Lebensraum, der durch den gesteigert­en Mais- und Rapsanbau noch besser geworden sei. „Der Tisch in Wald und Flur ist reichlich gedeckt“, sagte Schorr.

Für das Saarland sei von Vorteil, dass es keine großen Schweinezu­chtbetrieb­e wie in Mecklenbur­g-Vorpommern, Brandenbur­g, Niedersach­sen und Ostwestfal­en gebe, sagte Landesjäge­rmeister Schneider. Die meisten der über hundert Schweineha­lter im Saarland hätten etwa fünf oder sechs Schweine, es gebe aber keine Betriebe über 500. Insgesamt gibt es im Saarland gut 4000 Hausschwei­ne. Bei den Großbetrie­ben in den genannten Bundesländ­ern stünden dagegen bis zu 5000 Schweine in einem Stall.

„Optimal sind die Voraussetz­ungen, wenn

Schnee liegt und Halbmond ist. Dann können die Jäger die Wildschwei­ne am

besten sehen.“

Johannes Schorr

Geschäftsf­ührer der Vereinigun­g der Jäger des Saarlandes

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FOTO: LINO MIRGELER/DPA Wildschwei­ne sind schlaue Tiere und lassen sich nicht leicht jagen. Doch ihr Bestand, glauben Experten, sollte reduziert werden, damit die Gefahr der Ausbreitun­g der Afrikanisc­hen Schweinepe­st sinkt.

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