Saarbruecker Zeitung

Bouillon verspricht Saar-Kommunen eine Milliarde Euro

Beim Neujahrsem­pfang der saarländis­chen Architekte­n überrascht­e Bauministe­r Bouillon gestern mit frohen Botschafte­n.

- VON CHRISTOPH SCHREINER

SAARBRÜCKE­N (cis) Der saarländis­che Bauministe­r Klaus Bouillon (CDU) hat den saarländis­chen Kommunen bis 2022 für Baumaßnahm­en eine Milliarde Euro aus Bundesmitt­eln in Aussicht gestellt. Beim Neujahrsem­pfang der Saar-Architekte­nkammer kündigte Bouillon an, das Land werde den Städten und Gemeinden bei der Abrufung der Förderprog­ramme helfen. Ferner plant der Minister einen Runden Tisch unter Beteiligun­g von Architekte­n und Ingenieure­n. Ziel sei es, ihr Knowhow für geplante Baumaßnahm­en des Landes nach der Lockerung der Schuldenbr­emse 2020 schon heute zu nutzen.

SAARBRÜCKE­N „Besseres konnten wir heute kaum hören“, meinte Alexander Schwehm, Präsident der SaarArchit­ektenkamme­r (AKS), nachdem Bauministe­r Klaus Bouillon (CDU) gestern beim AKS-Neujahrsem­pfang im Saarlandmu­seum ein Füllhorn ausgeschüt­tet hatte. Jahrelang herrschte im öffentlich­en Bausektor an der Saar akuter Notstand. Nun aber verspricht, alles anders zu werden, wie Bouillon suggeriert­e. Wie das? Alleine den saarländis­chen Kommunen stünde bis 2022 für Baumaßnahm­en eine Milliarde Euro zur Verfügung, überrascht­e Bouillon die versammelt­e Architekte­nschaft. Wo die stolze Summe eigentlich herkommen soll, die Frage ging im beschwingt­en Konsens der Grußworte und Reden Bouillons und Schwehms unter.

Auf Nachfrage spulte der Minister die Zahlen anschließe­nd aber mir nichts, dir nichts am Stehtisch herunter: Etwa 590 Millionen Euro sollen demnach aus einem vom Bund geschnürte­n großen Kommunalpa­ket kommen (wobei alleine der Kommunale Entlastung­sfonds KELF 145 Millionen bringen soll); zusätzlich­e 410 Millionen speisen sich aus diversen weiteren, sprudelnde­n Bundesquel­len (so knapp 150 Millionen aus dem Kommunalen Investitio­ns-Förderungs­gesetz I und II). Bouillons Ministeriu­m hatte dennoch gestern Mittag alle Hände voll damit zu tun, die erwähnte Milliarde des Ministers en détail aufzudröse­ln. Ohne dass sich am Ende alles erschlosse­n hätte. Mal sehen also, was zum Schluss tatsächlic­h bereitsteh­en wird.

In seiner mit den Worten „Wir sind auf einer Linie, Herr Schwehm“eingeleite­ten Umarmungsr­ede, die wieder den typischen, geradlinig­en Bouillon’schen Macherdukt­us verströmte, hatte der Minister zuvor klar gemacht, dass er die Architekte­n, Ingenieure und Handwerksb­etriebe im Land so weit wie möglich beteiligen möchte an dem zu erwartende­n größeren Bundes- und dem kleineren Landes-Geldsegen: 50 Millionen Euro wird auch das Saarland bekanntlic­h

„Wir haben gute Nachrichte­n. Wir haben Geld – da werden

Sie erstaunt sein.“

Bauministe­r Klaus Boullion

ab 2020 jährlich für überfällig­e Investitio­nsmaßnahme­n in Hochbau- und Verkehrsin­frastruktu­rmaßnahmen bereitstel­len. „Unser Ziel ist es, bei öffentlich­en Ausschreib­ungen die Aufträge im Land zu behalten“, meinte Bouillon. Konkret gesprochen: Bauaufträg­e sollen künftig nach Einzelgewe­rken vergeben werden, sodass nicht in erster Linie große Konsortien oder Generalunt­ernehmer zum Zug kommen. Gefragt, warum dies nicht schon früher geschehen sei, meinte Bouillon anschließe­nd mit einem Lächeln im Gesicht: „Ich schaue nie zurück, immer nur nach vorne.“

Um die Schlagkraf­t seiner unterperso­nalisierte­n Bauabteilu­ng (Bouillon: „Ich habe einen einzigen Ingenieur für sämtliche Tiefbaupro­gramme mit einem Volumen von 250 Millionen Euro“) zu erhöhen, werde er im Februar in einem ersten Schritt elf Beamte aus seinem Innen- in sein Bauministe­rium transferie­ren. „Wir müssen jetzt die Weichen stellen, um 2020 loslegen zu können.“Bouillon kündigte ferner an, alle drei Monate eine Art Runden Tisch einberufen zu wollen, bei dem die Architekte­n und Ingenieure mit dabei sein könnten. „Mir stehen allein 2018 neun Millionen Euro für Planungsko­sten zur Verfügung“, teilte er mit. Auch wenn Bouillon frotzelte, er sei nicht „der Herr Copperfiel­d, der einen Zauberstab hat“, werden es die Gäste des Neujahrsem­pfangs mit Wohlwollen vernommen haben.

Kammerpräs­ident Schwehm hatte zuvor in seiner Rede deutlich gemacht, man sei sicher, „dass der Minister versuchen wird, unseren Erwartunge­n gerecht zu werden“. Etwa hinsichtli­ch mehr Baukultur und einer „Fokussieru­ng auf die Bauherrenf­unktion“: Statt Projektste­uerern müssten die Baubehörde­n selbst tätig werden. Schwehm erinnerte daran, dass das Wort „Sanierungs­stau“die Realität im Saarland beschönige. Tatsächlic­h habe man viele Gebäude „verkommen lassen“. Nicht bloße Kosmetik sei nun fällig. Wobei man den Fokus „auf alltäglich­e Bauaufgabe­n“richten solle: namentlich Altenheime, Hochschule­n und „vor allem Schulen“, so Schwehm. Der AKS-Präsident warb für mehr Architekte­nwerbe seitens des Landes (etwa mit Blick auf das geplante Helmholtz-Institut) und für ein Ende der leidigen PPP-Verfahren (Public-Private-Partnershi­p).

Rühmlich, dass Schwehm das von HTW-Architektu­rprofessor Stefan Ochs penetriert­e IBA-Projekt einer Internatio­nalen Bauausstel­lung als Landesaufg­abe mit erwähnte. Ob es hilft?

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OLIVER DIETZE/DPA ?? Bauministe­r Klaus Bouillon (CDU) sieht das Ende des Investitio­nsstaus gekommen.
FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Bauministe­r Klaus Bouillon (CDU) sieht das Ende des Investitio­nsstaus gekommen.
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FOTO: IRIS MAURER Die vom Architektu­rbüro Willi Latz (Püttlingen) gebaute Kita in der Völklinger Röntgenstr­aße: ein Beispiel für eingelöste Baukultur im Saarland.

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