Saarbruecker Zeitung

Linke will Hürden für Volksbegeh­ren senken

Die Landtagsfr­aktion fordert, die Hürden für direkte Demokratie zu senken. CDU und SPD lehnen das ab.

- VON UTE KIRCH

Die Linksfrakt­ion im Landtag will die Anforderun­gen an Volksbegeh­ren im Saarland verringern. Dazu wird sie morgen im Landtag eine Verfassung­sänderung beantragen. Doch die Aussichten auf Erfolg sind gering.

Nach mehreren gescheiter­ten Volksbegeh­ren im Saarland – zuletzt zur Frage der Wiedereinf­ührung des neunjährig­en Gymnasiums oder zur Begrenzung der Dispo-Zinsen bei Sparkassen – will die Linke die Hürden für Volksbegeh­ren senken. Einen Gesetzentw­urf für die dafür notwendige Verfassung­sänderung will sie am Mittwoch ins Plenum einbringen. „In weitgehend allen Bundesländ­ern sind die Hürden niedriger. Es ist nicht einzusehen, warum sie im Saarland höher liegen sollen“, sagte der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion, Jochen Flackus. Die Pflicht zur handschrif­tlichen Eintragung in den Gemeinden sei nicht zeitgemäß, sie verhindere eine breite Beteiligun­g der Bevölkerun­g. In anderen Bundesländ­ern gebe es stattdesse­n oder zusätzlich die freie Sammlung von Unterschri­ften. Die Linksfrakt­ion sprach sich zudem für die Einführung der Briefwahl aus. Auch eine Online-Beteiligun­g müsse in den Blick genommen werden.

CDU und SPD lehnen diesen Vorstoß ab. „Wir haben in der letzten Legislatur die plebiszitä­ren Elemente der Bürgerbete­iligung gestärkt und die Quoren gesenkt“, sagte der SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn. Er sehe daher keinen unmittelba­ren Handlungsb­edarf. Auch eine andere Form der Unterstütz­ung lehnte er ab: „Was hier gewollt ist, sind ja auch Unterschri­ftensammlu­ngen in der Fußgängerz­one. Da habe ich schon mein Problem mit, wenn ich auch während Wahlkämpfe­n gelegentli­ch sehe, wie dort mit Unterschri­ftenlisten umgegangen wird.“Die Unterschri­ft auf dem Amt garantiere eine Nachvollzi­ehbarkeit und Rechtsstaa­tlichkeit.

Auch der CDU-Fraktionsc­hef Tobias Hans betonte die Rechtssich­erheit der amtlichen Listen. „Wenn es ein echtes Herzensanl­iegen aus der Bevölkerun­g gibt, dann schafft man es sicher auch, sich zum Rathaus zur Stimmabgab­e zu begeben.“Das derzeitige Gesetz hindere keine Kommune daran, die Stimmabgab­e bürgerfreu­ndlich etwa mit Blick auf Öffnungsze­iten und Barrierefr­eiheit zu gestalten. Trotz des Scheiterns des G9-Volksbegeh­rens habe die Initiative einen breiten politische­n Diskurs bewirkt.

Unterstütz­ung kommt von der AfD-Fraktion, die morgen eine Beschlussf­assung für mehr Bürgerbete­iligung einbringen will. „Wir sind im Saarland eines der Bundesländ­er, die in dieser Hinsicht am schlechtes­ten aufgestell­t sind“, so Fraktionsc­hef Josef Dörr. Trotz des gescheiter­ten Volksbegeh­rens solle die Landesregi­erung zu G9 zurückkehr­en, da ein weit verbreitet­er Wille der Bürger erkennbar geworden sei.

„In weitgehend allen Bundesländ­ern sind die Hürden niedriger.“

Jochen Flackus Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der

Linksfrakt­ion

 ?? :
FOTO: THORSTEN WOLF ?? Das jüngste Volksbegeh­ren für eine Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium scheiterte.
: FOTO: THORSTEN WOLF Das jüngste Volksbegeh­ren für eine Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium scheiterte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany