Saarbruecker Zeitung

Ins neue Jahr mit Walzer und lustigen Weibern

- Produktion dieser Seite: Esther Brenner Christoph Schreiner VON HELMUT FACKLER

SAARBRÜCKE­N Am Sonntag war „Neujahrsko­nzert“in der Saarbrücke­r Congressha­lle. Das sinfonisch verwöhnte Matinée-Publikum wurde ins Reich der gehobenen Unterhaltu­ngsmusik bester kompositor­ischer Provenienz eingeladen. Der Saarländis­che Rundfunk als Gastgeber hatte dafür das „Orchestre National de Lorraine“gewonnen. Dirigent Jacques Mercier führte, charmant französeln­d, mit humorig verbindend­en Moderation­stexten von Beate Früh durch das Programm. Die Donaumetro­pole Wien stand im Mittelpunk­t. Da war nicht nur Johann Strauß mit Polkas und Walzern angesagt, sondern auch Brahms und Dvorak mit Ungarische­m und Slawischem. Ouvertüren zu Otto Nikolais „Lustige Weiber von Windsor“und Strauß‘ „Zigeunerba­ron“machten deutlich: Nicht weichliche­r Wiener Schmäh, sondern deftiges, herzhaftes Drauflos soll es sein.

Auch wenn Vieles „preußisch“stabil und geradlinig ablief, mit dem Zusammensp­iel ließ man es locker angehen. Konzertmei­ster Denis Clavier erwies einem Gast aus dem hohen Norden, Jean Sibelius, seine Referenz mit einer Humoreske, herzhaft im Zugriff, mit sauberer Intonation. Dvoraks gleichnami­gem, „schottisch“inspiriert­em Ohrwurm verlieh er süffige Popularitä­t. Es wäre unfair, die Walzer-Kunst der Wiener Philharmon­iker bei der Mutter aller Neujahrsko­nzerte mit gleichnami­gen Veranstalt­ungen sonstwo zu vergleiche­n. Die Metzer gaben sich Mühe, die typisch vorgezogen­e 2 im 3er-Walzertakt zu kopieren. Die Strauß‘schen „Wiener Bonbons“profitiert­en davon. Und auch der stürmisch-barcarolli­sche Ausflug von Jacques Offenbachs „Rheinnixen“in die „Schöne, blaue Donau“. Ein Highlight, ohne das ein Neujahrsko­nzert wohl nicht denkbar ist. Auch nicht ohne den „Radetzkyma­rsch“zum Mitklatsch­en und „Unter Donner und Blitz“, die einen „gelangweil­ten“Mercier auf sein Podest „niederwarf­en“und ihn gestisch die nervige „Tretmühle“der Orchesterm­usiker andeuten ließ. Das Publikum spendete üppigen Beifall.

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