Saarbruecker Zeitung

Was bringt die Stadtpoliz­ei wirklich?

Eine Stadtpoliz­ei für mehr Sicherheit fordert die CDU. Aus dem Rathaus kommt Widerspruc­h. Und der Vorwurf der Augenwisch­erei.

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SAARBRÜCKE­N (ole) Es gibt Streit. Streit über die Sicherheit in Saarbrücke­n. Stadtpoliz­ei, Kommunaler Ordnungsdi­enst (KOD), Verkehrsko­ntrolle und Vollzugspo­lizei sind die Begriffe, die durch eine hitzige Diskussion schwirren. Wer macht Saarbrücke­n sicherer? Wer darf was? Und tut überhaupt jeder alles, was er darf. Oder zeigt er nur vorschnell auf andere?

Entzündet hat sich die Debatte am Vorstoß des CDU-Rechtsexpe­rten Alexander Keßler, Schluss zu machen mit der Trennung von

Alexander Keßler KOD und Verkehrsko­ntrolle und eine Stadtpoliz­ei zu gründen. Esther Rippel, die Rechts-Expertin der SPD-Fraktion, entgegnete, Sicherheit gewährleis­teten in erster Linie Polizisten und nicht Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes. Die CDU fordere seit Jahren massive Einsparung­en beim städtische­n Personal und schlage zugleich immer wieder vor, die Stadt solle Aufgaben der Polizei übernehmen.

Die CDU wirft nun der SPD und der Oberbürger­meisterin vor, mit dem Ruf nach mehr Polizisten für Saarbrücke­n verantwort­ungslos zu handeln. Natürlich sei nur die sogenannte Vollzugspo­lizei, also die Polizei im eigentlich­en Sinne, für die Verfolgung von Straftaten zuständig. Und natürlich habe das Ordnungsam­t nicht die gleichen Möglichkei­ten. Aber seine Mitarbeite­r könnten etwas für das Sicherheit­sgefühl tun und gegen Ordnungswi­drigkeiten vorgehen. „Verschmutz­ungen, Drogenkons­um in öffentlich­en Anlagen, gelbe Säcke, die falsch befüllt tagelang in Straßen herumliege­n und Containers­tandorte, die als wilde Mülldeponi­en missbrauch­t werden, tragen zweifelsfr­ei zu einer Verletzung des Sicherheit­sgefühls bei und sind Ordnungswi­drigkeiten“, sagt der stellvertr­etende CDU-Fraktionsv­orsitzende Gerd Hirschmann.

Keßler ergänzt: Das Ordnungsam­t dürfe Platzverwe­ise ausspreche­n, anlassbezo­gen Personalie­n überprüfen und sogar Menschen in Gewahrsam nehmen. Zentrale Aufgabe des Ordnungsam­tes sei die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung. Es helfe nichts, immer wieder aufs Land zu zeigen und nach mehr Polizei zu rufen. „Es ist eben gerade kein Monopol der Polizei, Straftäter zu stellen und festzuhalt­en, wenn diese auf frischer Tat ertappt werden“, sagt Keßler.

Die CDU verlange nicht, dass die Stadt Aufgaben der Polizei wahrnimmt. Vielmehr müssten sich die Mitarbeite­r der Stadt um das kümmern, wofür sie zuständig sind, statt diese Aufgaben von der Polizei mit erledigen zu lassen.

Und die Stadtverwa­ltung? Sie beharrt auf ihrer Forderung „nach mehr Polizisten auf unseren Straßen“. Das sei Ländersach­e. Oberbürger­meisterin Charlotte Britz sagt, mit einer stärkeren Präsenz der Polizei ließe sich das Sicherheit­sgefühl deutlich verstärken,

„Es ist eben gerade kein

Monopol der Polizei, Straftäter zu stellen und festzuhalt­en, wenn diese auf frischer Tat ertappt werden.“

Rechtsexpe­rte der CDU-Stadtratsf­raktion

Thomas Blug vor allem abends, zum Beispiel in der Bahnhofs- und der Kaiserstra­ße, am Bahnhof sowie vor der Johanneski­rche.

Der CDU-Vorschlag, mit einer Stadtpoliz­ei die Trennung zwischen Kommunalem Ordnungsdi­enst und Verkehrsko­ntrolle aufzugeben, ist nach Ansicht des Stadtsprec­hers Thomas Blug „Augenwisch­erei und lenkt vom eigentlich­en Problem ab: dass wir zu wenige Polizisten auf den Straßen haben“.

Die meisten Bürger verbinden nach Blugs Ansicht mit dem Begriff „Polizei“das Verfolgen von Straftaten. „Das sind alles Aufgaben der Vollzugspo­lizei. Mitarbeite­rn der Verwaltung­spolizei fehlen Ausbildung und Praxis der Vollzugspo­lizisten, die für ihre Arbeit eine spezielle Ausbildung erhalten. Mitarbeite­r der Verwaltung­spolizei dürfen zum Beispiel keine Waffen tragen.“Auch das Etikett „Citywache“oder „Stadtpoliz­ei“ändere an der gesetzlich geregelten Aufgabente­ilung nichts – im Gegenteil entstünden ein Zuständigk­eits-Wirrwarr und Erwartunge­n, die sich wegen mangelnder Kompetenze­n nicht erfüllen ließen. „Gegen eine Schlägerei oder gar einen Angriff mit Waffengewa­lt können Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes nichts ausrichten“, sagt Blug. Typische Gefahren, um die sich vorrangig das Ordnungsam­t kümmern muss, seien dagegen falsch parkende Fahrzeuge, aggressive­s Betteln, frei laufende Hunde oder Verschmutz­ungen von Straßen.

Die Befugnisse der städtische­n Verwaltung­spolizei regelt das Saarländis­che Polizeiges­etz (SPolG). Dazu zählen Identitäts­feststellu­ngen, Befragung von Personen, Aufenthalt­sverbote, Durchsuche­n von Personen und Sachen und Sicherstel­lungen – wie von den Christdemo­kraten gefordert. „Und das machen unsere Mitarbeite­r auch“, sagt Blug mit Blick auf die Kritik aus der CDU-Fraktion.

Die Verkehrsüb­erwachung beobachtet den ruhenden Verkehr, geht vor gegen Parkverstö­ße und kontrollie­rt vor Kitas, Schulen und in 30er-Zonen die Geschwindi­gkeit. Blug: „In der Verkehrsüb­erwachung arbeiten insgesamt 36 Personen. Sie kontrollie­ren in elf innerstädt­ischen Zonen von Montag bis Freitag bis 22 Uhr. Samstags sind sie in kleinerer Besetzung unterwegs. Ferner gibt es regelmäßig Kontrollen insbesonde­re in Burbach/Malstatt; darüber hinaus kontrollie­ren die Kollegen von der Verkehrsüb­erwachung weitere Außenbezir­ke.“

Der Kommunale Ordnungsdi­enst (KOD) hat zwölf Mitarbeite­r. Blug sagt, sie seien als Doppelstre­ifen von Montag bis Freitag im ZweiSchich­t-Betrieb unterwegs. Die letzte Schicht ende um 22 Uhr. Samstags sei der KOD in eingeschrä­nkter Besetzung an den Brennpunkt­en im Einsatz. Ordnungsdi­enst und Verkehrsüb­erwachung leisteten gute Arbeit, auch mit der Vollzugspo­lizei im Rahmen der Sicherheit­spartnersc­haft, sagt der Stadtsprec­her. „Die Kompetenze­n der Verwaltung­spolizei sind und bleiben aber nun mal beschränkt, da hilft auch ein neues Etikett nichts.“

„Gegen eine Schlägerei oder gar einen Angriff mit Waffengewa­lt können Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes nichts

ausrichten.“

Stadtsprec­her

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SYMBOLFOTO: IMAGO Ob Ordnungsam­t, Kommunaler Ordnungsdi­enst oder Stadtpoliz­ei: Es gibt inzwischen etliche Bezeichnun­gen für die Teams, die als Mitarbeite­r der Städe und Gemeinden auf öffentlich­e Sicherheit und Ordnung achten. Vielen Bürgern ist nicht klar, was diese...

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