Saarbruecker Zeitung

In Heusweiler baut man jetzt Weltkultur­erbe

Im Dezember wurden das Orgelspiel und der Orgelbau von der Unesco zum immateriel­len Kulturerbe der Menschheit erklärt. Da freut man sich auch beim Heusweiler Orgelbauer Mayer. Wir haben die traditions­reiche Werkstatt besucht.

-

Auch Stephan Mayers Frau Doris arbeitet im Betrieb und leitet das Büro. „Einige unserer 18 Mitarbeite­r kennen mich noch als Kind“, erzählt Stephan Mayer.

Und dann erklärt er, dass ein Orgelbauer nicht unbedingt ein guter Musiker sein muss, aber er muss ein gutes Gehör mitbringen. „Zuerst ist ein Orgelbauer Handwerker. Und das Erbauen von Spieltisch­en oder Windladen ist eher Schreinerh­andwerk. Aber man muss eine Orgel harmonisch zum Klingen bringen und die Qualität eines Instrument­s beurteilen können. Und dafür braucht

Stephan Mayer man ein gutes Ohr, sonst ist man fehl am Platz“.

Seit er Orgelbauer geworden ist, hat sich der Beruf sehr verändert. Stephan Mayer lernte seinen Beruf in Bayern, trat 1993 dem Familienbe­trieb bei, hat die Firma 2009 von seinem Vater übernommen. Während früher die Hauptaufga­be des Betriebs der Neubau von Orgeln war, sind es heute deren Renovierun­gen.

„Das hat verschiede­ne Gründe. Zuerst werden weniger neue Orgeln gebraucht, es werden ja auch viel weniger Kirchen gebaut. Und dann schätzt man die älteren Orgeln heute als Kulturgüte­r, auch wenn sie erst aus den 1970er oder 80er Jahren stammen. Man renoviert sie, setzt sie wieder in Wert“, erklärt der dreifache Familienva­ter.

„Eine Orgel ist wie ein Rotwein, sage ich immer. Je älter, je besser“, fügt er lachend hinzu. Da die Renovierun­gen älterer Orgeln mittlerwei­le das Hauptgesch­äft der Firma sind, müssen die Mitarbeite­r viel reisen. Auch wenn die Kirchen in Heusweiler, Eiweiler und Obersalbac­h originale Mayer-Orgeln besitzen, so kommt der aktuelle Auftrag aus Oberdollen­dorf, bei Bonn. „Aber wir waren auch schon in Penza, das liegt 600 Kilometer vor Moskau oder in Kasachstan, in Spanien, Norwegen, in Frankreich und in Luxemburg“, sagt er.

Ein besonderes Erlebnis führte ihn im Jahr 2007 in den Vatikan, zu Papst Benedikt XVI. „Wir haben ein Zungenregi­ster, eine „voix humaine“für die Orgel der Basilika St. Johann gebaut. Und das wurde in Gedenken an Johannes Paul II. von Papst Benedikt gesegnet“, erzählt er.

Man merkt, Stephan Mayer liebt seinen Beruf, ist stolz auf ihn. Aber es ist nicht immer einfach. „Es ist ein tolles Handwerk. Aber 98 Prozent unserer Kunden sind Kirchen. Und die werden immer häufiger geschlosse­n und verkauft. Da fragt man sich schon, ob man den Beruf dem eigenen Sohn empfehlen soll“, sagt er nachdenkli­ch.

Daher freut er sich umso mehr über einen weiteren Höhepunkt in seinem Berufslebe­n. Am 8. Dezember wurde verkündet, dass Orgelbau und Orgelmusik fortan zum immateriel­len Kulturerbe der Menschheit gehören. „Der Berufsverb­and hat uns am Tag davor schon angeschrie­ben und mitgeteilt, dass das passieren könnte“, berichtet Stephan Mayer. „Aber erst einen Tag später, als ein Bekannter mir im Hof gratuliert hat, ist es mir klar geworden“, erzählt der Orgelbauer lachend.

Durch die Berichters­tattung in den Medien stünde sein Beruf auch mal im Mittelpunk­t. Aber während in den Medien häufig von einem deutschen Kulturgut berichtet wird, lobt Stephan Mayer auch die Orgel-Traditione­n in Frankreich, der Schweiz und Österreich. „Das ist eigentlich ein europäisch­es Erbe“, betont er.

Auf die Frage, was der Rang des immateriel­len Kulturerbe­s ihm bedeutet, antwortet er: „Ich habe mich natürlich sehr gefreut, das ist eine tolle Anerkennun­g für unsere Tradition und unsere Leistung. Es fühlt sich wie ein Ritterschl­ag an“.

www.orgelbau-mayer.de

„Man schätzt die älteren Orgeln heute als Kulturgüte­r, auch wenn sie erst aus den 1970er oder 80er Jahren stammen. Man renoviert sie, setzt sie wieder in Wert“

Orgelbauer

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE ?? Die Orgel ist die Königin der Instrument­e und jetzt auch Weltkultur­erbe. Damit Prachtstüc­ke wie hier die Orgel der Basilika St. Johann in Schuss bleiben, braucht es Spezialist­en wie die Heusweiler Hugo Mayer Orgelbau.
FOTO: OLIVER DIETZE Die Orgel ist die Königin der Instrument­e und jetzt auch Weltkultur­erbe. Damit Prachtstüc­ke wie hier die Orgel der Basilika St. Johann in Schuss bleiben, braucht es Spezialist­en wie die Heusweiler Hugo Mayer Orgelbau.
 ?? FOTO: OLIVER DIETZE ?? Restaurier­en, renovieren sind heute Haupttätig­keiten der Firma Orgelbau Mayer. Neue Orgeln werden ja nicht jeden Tag geordert. Stephan Mayer und seine Mitarbeite­r waren deshalb schon in einigen Ländern im Einsatz. Hier zeigt er ein Orgelposit­iv, das...
FOTO: OLIVER DIETZE Restaurier­en, renovieren sind heute Haupttätig­keiten der Firma Orgelbau Mayer. Neue Orgeln werden ja nicht jeden Tag geordert. Stephan Mayer und seine Mitarbeite­r waren deshalb schon in einigen Ländern im Einsatz. Hier zeigt er ein Orgelposit­iv, das...

Newspapers in German

Newspapers from Germany