Saarbruecker Zeitung

Fiktiver Zeitzeuge meldet sich zu Wort

Um den Namensgebe­r der Stadt St. Wendel ranken sich zahlreiche Mythen. Niko Leiß stellt ihm jetzt einen Druiden namens Tholix zur Seite. Das Museum Theulegium in Tholey

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Tinktur des Schamanen Herix schafften es nicht mehr, Linus aufzupeppe­n. Die Menschen im Schaumberg­er Land waren sehr traurig, weil sie einsahen, dass sie Linus beerdigen mussten.

Sie schaufelte­n eine Grube, zimmerten für ihn eine Kiste und ließen sie hinab. Wegen eines mächtigen Schluckauf­s hüpfte Linus samt Kiste mehrfach aus der Grube raus. Daraufhin beschlosse­n die Schaumberg­er, die Kiste auf einen Karren zu legen, mit Zugochsen zu bespannen und davonzujag­en. Im Nachbardor­f wollten die Bewohner Weitere Informatio­nen zum Museum Theulegium in Tholey: Öffnungsze­iten ab 1. März, Dienstag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr und 14.30 bis 16.30 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 14.30 bis 16.30 Uhr. Führungen auch außerhalb der Öffnungsze­iten. Tel. (0 68 53) 25 85. www.theulegium.de

die Kiste nicht haben, hauten den Ochsen auf ihre Hintern und riefen: „Alls weider!“Deswegen heißt dieser Ort heute noch Alsweiler. Als die Ochsen schließlic­h in Bosonvilla­re zum Stehen kamen, machten die Leute die Kiste auf und staunten nicht schlecht. Sie hielten es für ein Wunder, dass der verblichen­e Linus sich in seinem engen Sarg hatte drehen und wenden können. Fortan nannten sie ihn Wende-Linus.

Damit es ihnen nicht genauso erging wie den Schaumberg­ern, ließen sie die Kiste aber nicht in eine Grube hinab, sondern stellten sie so hoch auf, dass man sogar darunter hindurchla­ufen konnte. Sie machten Wendelinus zu einem Heiligen und im Lauf der Zeit kamen immer mehr Leute, die sich den Spaß nicht nehmen lassen wollten, einmal unter einem Sarg hindurchsp­azieren zu dürfen. Sie mussten deswegen eine große Kirche drumherum bauen und benannten schließlic­h sogar ihre ganze Stadt nach dem nun heiligen Wendelinus. „Ich gebe zu, dass die Geschichte ziemlich unwahrsche­inlich klingt“, meint Autor Leiß. Aber dass sie stimmen würde, sei noch heute zu sehen, „denn die Stelle in der Nähe der Kirche, wo die Ochsen stehen geblieben sind, heißt noch immer Zum Ochsen“.

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FOTO: FRANK FABER Tholix blickt von der Fassade des Hauses Nummer 20 in der Trierer Straße auf das Geschehen in Tholey.

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