Sigurdssons Tore für die Ewigkeit
Der Isländer von den Rhein-Neckar Löwen stellt bei der EM einen Weltrekord für Länderspiel-Tore auf.
SPLIT (sid) Gudjon Valur Sigurdsson zeigte nur kurz die Faust. Überschwängliche Freude kam beim Kapitän der isländischen Nationalmannschaft nicht auf, als er seinen Treffer für die Geschichtsbücher erzielt hatte. Sein feiner Heber in der 47. Minute des zweiten Vorrundenspiels brachte den Hexenkessel von Split nur für einen Moment zum Verstummen, die Partie gegen EM-Gastgeber Kroatien war beim Stand von 17:23 bereits entschieden.
Dabei gelang Sigurdsson in seinem 343. Länderspiel am späten Sonntagabend Historisches: Mit Länderspieltor Nummer 1798 überflügelte der Linksaußen vom deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen den lange Zeit bestehenden Weltrekord von Peter Kovacs, der in den 1970er, 1980er und 1990er Jahren in 323 Partien für Ungarn 1797 Tore warf. „Es würde mich nicht wundern, wenn er die 2000 auch noch voll macht“, sagte der deutsche Nationalspieler und Löwen-Teamkollege Hendrik Pekeler.
Vom Weltrekordmann selbst sind keine Reaktionen zu seiner Fabel-Bestmarke überliefert. Sigurdsson spricht nicht gern in der Öffentlichkeit. Er habe „genug Milch gegeben“, rief er einmal einem verdutzten Radio-Reporter zu. Der 38-Jährige lässt lieber Taten sprechen. Mit 262 Treffern bei zehn Turnier-Teilnahmen führt der langjährige Bundesliga-Profi, der in Deutschland schon für den THW Kiel, VfL Gummersbach und TuSEM Essen spielte, auch die „ewige“Torschützenliste bei Europameisterschaften vor dem französischen Superstar Nikola Karabatic (229) an.
Sigurdsson ist der Dauerbrenner der Handball-Szene. Der Begriff Musterprofi scheint für ihn erfunden. Im Gegenstoß, seiner Spezialität, ist er trotz des fortgeschrittenen Alters noch immer der Erste, beim Krafttraining nicht selten der Letzte, der den Raum verlässt.
Die Karriere des Weltklasse-Linksaußen ist gespickt mit Höhepunkten und Bestmarken. Sein erstes Länderspiel bestritt Sigurdsson vor 19 Jahren. Schon bei der Europameisterschaft 2000, die ebenfalls in Kroatien stattfand, war er dabei. 2007 wurde er Torschützenkönig bei der WM in Deutschland, 2008 gewann Sigurdsson Olympia-Silber, 2010 EM-Bronze. Auf Vereinsebene holte der „Eiskrieger“, wie er seit Gummersbacher Tagen genannt wird, die Champions League sowie den EHF-Pokal und wurde Bundesliga-Torschützenkönig.