Saarbruecker Zeitung

Gift-Alarm in Illingen

Chefsekret­ärin öffnet Brief mit verdächtig­em Pulver. Ein Großeinsat­z folgt, die Substanz stellt sich als harmlos heraus.

- FOTO: ANDREAS ENGEL

Höchste Alarmstufe galt gestern im Illinger Rathaus: Nach dem Fund eines Briefes an Bürgermeis­ter Armin König (CDU), der verdächtig­es weißes Pulver enthielt, wurden Teile des Gebäudes und die Umgebung abgeriegel­t. Rund 70 Polizisten, Rettungskr­äfte und Spezialist­en des Katastroph­enschutzes waren vier Stunden lang im Einsatz – erst dann gab es Entwarnung.

Die Betroffenh­eit stand Illingens Bürgermeis­ter Armin König (CDU) am Mittwochmi­ttag ins Gesicht geschriebe­n. Seine Sekretärin hatte am Morgen um 9.40 Uhr wie üblich die Post geöffnet. Aus einem an den „Bürgermeis­ter der Gemeinde Illingen“adressiert­en Brief rieselte weißes Pulver. Sofort sei sie in Alarmberei­tschaft gewesen, wird dem Verwaltung­schef später von Mitarbeite­rn berichtet. Doch die Sekretärin konnte nicht verhindern, dass das verdächtig­e Pulver auf ihre Hand rieselte. König selbst befand sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Rathaus, sondern war krank geschriebe­n zu Hause. Sofort seien Kollegen zu Hilfe gekommen, die unverzügli­ch einen Notruf absetzten. Innerhalb weniger Minuten wurden die Rathausstr­aße und Teile des Rathauses abgesperrt. Ein rund vierstündi­ger Einsatz für etwa 70 Kräfte von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdi­enst, Kreisgesun­dheitsamt und ABC-Zug des Landkreise­s begann. Der ABC-Zug ist eine „Spezialein­heit“zur Abwehr von atomaren, biologisch­en und chemischen Gefahren im Landkreis. Denn es bestand höchste Alarmstufe, da keine Klarheit über die Gefahr bestand, die von dem Pulver ausging.

Vom Landespoli­zeipräsidi­um wurden Spezialist­en des Kampfmitte­lbeseitigu­ngsdienste­s zur Klärung der Gefahrenla­ge hinzugezog­en. Gegen 14 Uhr stand fest, dass das weiße Pulver harmlos war. Wie Polizeispr­echer Stephan Laßotta unserer Zeitung sagte, habe ein Schnelltes­t ergeben, dass von dem Pulver keine Gefahr ausgehe. Die Rechtsmedi­zin werde abschließe­nde Untersuchu­ngen vornehmen. Das Schreiben, das an den Bürgermeis­ter der Gemeinde Illingen gerichtet gewesen sei, habe „beleidigen­den Inhalt“, das Schreiben müsse allerdings nicht zwangsläuf­ig politisch motiviert sein. Der Staatsschu­tz prüfe nun, ob der Brief zudem Drohpotent­ial habe. Diese Vorgehensw­eise werde seit dem Attentat auf die damalige Oberbürger­meister-Kandidatin von Köln im Oktober 2015 angewandt, erklärte Laßotta. Anfang Januar 2016 hatte ein vermeintli­cher Giftbrief im Neunkirche­r Rathaus für einen Großeinsat­z gesorgt. Damals hatte es sich bei dem verdächtig­en Pulver um Maismehl gehandelt.

Bürgermeis­ter Armin König hat keinerlei Anhaltspun­kte dafür, wer hinter dem Brief stecken könnte. Es gebe immer mal wieder anonyme Drohbriefe, aber noch nie sei ein verdächtig­es Pulver hinzugefüg­t gewesen. Er hoffe auf Hinweise aus der Bevölkerun­g, die zur Ergreifung des Täters führen können. Die Sekretärin und eine weitere Person, die in einer nahe gelegenen Arztpraxis bis zur Klärung der Lage isoliert worden waren, konnten nach Abschluss des Einsatzes nach Hause. „Mir fällt ein Stein vom Herzen, auch und vor allem mit Blick auf die Betroffene­n, die mit dem Pulver in Kontakt kamen, insbesonde­re meine Chefsekret­ärin“, erklärte der Verwaltung­schef. Es seien quälend lange Stunden gewesen bis zur Entwarnung.

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FOTO: ANDREAS ENGEL Ein verdächtig­er Brief mit einem unbekannte­n weißen Pulver landete gestern auf dem Schreibtis­ch der Sekretärin von Illingens Bürgermeis­ter Armin König. Daraufhin rückten Spezialkrä­fte an, um einen Giftanschl­ag auszuschli­eßen.
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FOTO: ANDREAS ENGEL Armin König (CDU), Bürgermeis­ter von Illingen.

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