Saarbruecker Zeitung

15-Jährige überrascht bei den Australian Open

Die 15-jährige Ukrainerin Marta Kostjuk überrascht bei den Australian Open – wie einst die Schweizeri­n Martina Hingis.

- VON WOLFGANG MÜLLER

Bei den Australian Open in Melbourne sorgt eine 15-Jährige für Furore. Die Ukrainerin Marta Kostjuk steht als Nummer 521 der Tennis-Weltrangli­ste und jüngste Spielerin seit Martina Hingis vor 22 Jahren in der dritten Runde.

(dpa) Vor zwei Wochen verlor sie in der ersten Runde eines drittklass­igen Turniers im australisc­hen Playford gegen die Griechin Valentini Grammatiko­poulu. Bei den Australian Open wurde sie nach dem größten Coup ihrer noch sehr, sehr jungen Karriere von ihrer Mutter ermahnt, vernünftig zu essen und nicht ständig auf ihr Handy zu starren. Mit 13 wollte sie Novak Djokovic heiraten, ihr Preisgeld in diesem Jahr betrug bis zu diesem Tag exakt 228 US-Dollar.

Doch am 17. Januar 2018 hat die 15 Jahre alte Ukrainerin Marta Kostjuk ihren „Teenager-Traum“fortgeschr­ieben, wie die Veranstalt­er des ersten Grand-Slam-Turniers der neuen Saison eilig dichteten. Verrückte Tennis-Welt! Als jüngste Spielerin seit Martina Hingis vor 22 Jahren erreichte die in Kiew geborene und in Zagreb lebende Kostjuk die dritte Runde der Australian Open. Als Nummer 521 der Weltrangli­ste. Dort kämpft sie nun morgen gegen ihre prominente Landsfrau Jelina Switolina um das Achtelfina­le. „Ich glaube, auch sie wird ein bisschen nervös sein, und das versuche ich auszunutze­n“, sagte Kostjuk keck vor dem ungleichen Vergleich mit der Weltrangli­sten-Vierten.

Vor großen Namen erstarrt sie ohnehin nicht in Ehrfurcht: Ihr Manager Ivan Ljubicic ist der Trainer von Roger Federer. „Wir kennen uns. Jedes Mal, wenn wir uns sehen, begrüßt er mich“, erzählte Kostjuk. Nur beim Betreten des größten aller Interviews­äle auf der Anlage wurde ihr gestern nach dem 6:3, 7:5 gegen die Australier­in Olivia Rogowska ganz kurz mulmig. „Oh, das ist unheimlich“, entfuhr es Kostjuk, als sie in so viele Reporter-Gesichter blickte wie nie zuvor.

Die blonden Haare zum Pferdeschw­anz gebunden, die Fingernäge­l rosa lackiert, Silberschm­uck am linken Handgelenk und Kettchen mit Kreuz um den Hals – munter und vollkommen entspannt plauderte die 15-Jährige drauflos, als seien Auftritte auf den größten Bühnen der Welt längst Routine für sie.

Weil sie im vergangene­n Jahr die Juniorinne­n-Konkurrenz in Melbourne gewann, erhielt sie eine Wildcard für die Qualifikat­ion. Mit drei Siegen über drei Sätze quälte sie sich in das Hauptfeld. Und schlug dort in der ersten Runde die an Position 25 gesetzte Chinesin Shuai Peng. Ihr Preisgeld 2018 hat sie schon jetzt um das fast 500-fache multiplizi­ert. Ein Scheck über 113 647 Dollar ist ihr bereits sicher.

Dabei hat sie eigentlich nur mit dem Tennisspie­len angefangen, weil sie so oft wie möglich ihre Mutter, die frühere Profispiel­erin Talina Beiko, sehen wollte. Irgendwann entschied sich Kostjuk gegen eine Karriere als Turnerin und für die Laufbahn auf der Tennis-Tour. Die Schularbei­ten erledigt sie unterwegs, bei ihren seltenen Besuchen in der ukrainisch­en Heimat muss sie Tests schreiben.

Und was es mit der Schwärmere­i für den serbischen Superstar Djokovic auf sich hat, verriet Kostjuk in einem Interview auf der Internetse­ite der Damen-Organisati­on WTA

ebenfalls. „Ich wollte ihn heiraten. Ich glaube auch, er weiß es, weil es in einer serbischen Zeitung stand“, erzählte sie dort und führte aus: „Es sind 15 Jahre Unterschie­d zwischen ihm und mir, meine Eltern haben eine Altersdiff­erenz von 18 Jahren. Also dachte ich, das ist okay. Aber ich habe aufgehört, ihn heiraten zu wollen, als ich 13 war.“Klingt, als wäre es schon Ewigkeiten her. Bei ihrer rasanten Entwicklun­g mag man das sogar glauben.

 ?? FOTO: ALANGKARA/AP/DPA ?? Marta Kostjuk jubelt über einen Punktgewin­n im Spiel gegen Olivia Rogowska. Die 15-jährige Ukrainerin sorgt bei den Australian Open in Melbourne mit dem Einzug in die dritte Runde für Furore.
FOTO: ALANGKARA/AP/DPA Marta Kostjuk jubelt über einen Punktgewin­n im Spiel gegen Olivia Rogowska. Die 15-jährige Ukrainerin sorgt bei den Australian Open in Melbourne mit dem Einzug in die dritte Runde für Furore.

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