Saarbruecker Zeitung

Ökonomen fordern radikale Reformen der Eurozone

- Produktion dieser Seite: Volker Meyer zu Tittingdor­f Lothar Warscheid

BERLIN/BRÜSSEL (dpa) Angesichts der Risiken für eine neue Finanzkris­e fordern deutsche und französisc­he Ökonomen grundsätzl­iche Reformen in der Eurozone. „Die Europäisch­e Währungsun­ion hat nach wie vor erhebliche Schwächen, ihre institutio­nelle und finanziell­e Architektu­r ist instabil“, heißt es in einem Papier, das gestern vorgestell­t wurde. Sorgen bereiten die weiter hohen Staatsschu­lden und das große Volumen an faulen Krediten in den Bankbilanz­en. „So, wie die Eurozone im Augenblick aufgestell­t ist, ist der Euro nicht nachhaltig“, sagte der Co-Autor des Papiers und Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW), Marcel Fratzscher.

Die Ökonomen schlagen unter anderem eine Art Schlechtwe­tterfonds vor, um große wirtschaft­liche Krisen abzufedern. Er soll durch Beiträge der Mitgliedst­aaten finanziert werden. Die bisherigen komplizier­ten Schuldenre­geln sollten vereinfach­t werden. Eine unabhängig­e Institutio­n soll Fiskalpoli­tik der Mitgliedst­aaten überwachen. Die Verantwort­ung für die Vergabe von Hilfskredi­ten mit Auflagen für Krisenstaa­ten soll vollständi­g in Händen eines reformiert­en Euro-Rettungsfo­nds ESM liegen. Die Staatsausg­aben sollen auf lange Sicht nicht schneller wachsen dürfen als das nominale Bruttoinla­ndsprodukt und langsamer in Ländern, die ihre Schuldenqu­ote verringern müssen.

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