Saarbruecker Zeitung

Seewind-Branche will den Deckel loswerden

Die Offshore-Stromerzeu­ger hoffen auf die neue große Koalition und ihr Klimaziel für 2030.

-

BERLIN (kol) Auch die Betreiber von Windkrafta­nlagen auf See blicken gespannt auf den SPD-Parteitag am Sonntag. Sie hoffen auf grünes Licht für eine neue große Koalition, denn das Sondierung­spapier bietet aus ihrer Sicht die Chance, die Hochseewin­dparks schneller auszubauen als bisher erlaubt. Schon jetzt eilt die Branche von Rekord zu Rekord.

Nach den gestern veröffentl­ichten Zahlen drehen sich auf der Nordsee jetzt insgesamt 997 Windräder, auf der Ostsee sind es 172. Für weitere 126 stehen schon die Fundamente. 2017 war mit 1250 Megawatt neu installier­ter Leistung (ein Plus von 32 Prozent) das Jahr des zweitstärk­sten Zubaus. Nach 2015, als fast 2000 Megawatt neu errichtet wurden. Insgesamt beträgt die Leistung der Offshore-Windanlage­n jetzt 5387 Megawatt. Bis 2025 wird sich das sicher verdoppeln; die entspreche­nden Anlagen sind bereits im Bau, in der Investitio­nsplanung oder ausgeschri­eben. Mit 10 000 Megawatt, also zehn Gigawatt Leistung wird der Nord- und Ostseestro­m dann ein Niveau erreichen, wie es derzeit die Kernenergi­e hat.

Doch die Branche will mehr. Zwei Faktoren geben ihr Rückenwind. Zum einen die sinkenden Kosten. Seit 2017 werden neue Windparks ausgeschri­eben. Den Zuschlag bekommt der Betreiber, der den geringsten Zuschuss aus der Ökostrom-Umlage haben will. Bei den jüngsten Ausschreib­ungen gab es drei Angebote, die ganz ohne Förderung auskommen wollten. Sie finanziere­n sich ganz normal an den Strommärkt­en. Die Branche fordert nun, dass der von der Bundesregi­erung verhängte Ausbaudeck­el wieder entfällt. Ex-Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte die jährlichen Ausschreib­ungsmengen ab 2021 auf 500 bis 1000 Megawatt begrenzt. Aus Angst, die von den Stromkunde­n zu tragende Ökostrom-Umlage werde sonst zu hoch. Diese Sorge, so Hermann Albers vom Bundesverb­and Windenergi­e, habe sich erledigt.

Hoffnung, dass die neue Bundesregi­erung das auch so sieht, den Deckel entfernt und den Ausbau wieder beschleuni­gt, hegen die Branchenve­rbände wegen des Sondierung­sergebniss­es von Union und SPD. Darin werden Sonderauss­chreibunge­n für Offshore-Windenergi­e angekündig­t. Zudem setzt sich die neue GroKo das Ziel, bis 2030 rund 65 Prozent der Energie erneuerbar zu erzeugen, doppelt so viel wie heute. „Wir können einen signifikan­ten Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten“, sagte Albers.

Newspapers in German

Newspapers from Germany