Saarbruecker Zeitung

Staatsanwa­lt klagt Amtsrat der Saar-Uni wegen Betrugs an

51 Jahre alter Beamter soll in 82 Fällen überhöhte Rechnungen zu Lasten der Hochschule akzeptiert haben. Die Ermittlung­en dauerten 20 Monate.

- VON MICHAEL JUNGMANN

Untreue und Betrug in je 82 Fällen und zwei so genannte „wettbewerb­sbeschränk­ende Absprachen“wirft die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n einem 51 Jahre alten Beamten der Universitä­t des Saarlandes vor. Er soll sich vor der Wirtschaft­sstrafkamm­er des Landgerich­ts verantwort­en. Christoph Rebmann, Pressespre­cher der Staatsanwa­ltschaft, bestätigte auf Anfrage, dass nach mehr als 20 Monate dauernden Ermittlung­en gegen den vom Dienst suspendier­ten Amtsrat Anklage erhoben wurde.

Der 51-Jährige G., der in einer Gemeinde im Kreis Saarlouis lebt, ist seit fast zwei Jahren bei vollen Bezügen vom Dienst suspendier­t. Er musste damals alle Schlüssel und Ausweise zu Einrichtun­gen der Uni abgeben. Er war als Sachgebiet­sleiter für Logistik und Einrichtun­gen an der Hochschule zuständig, bis bei einer internen Prüfung Unregelmäß­igkeiten aufflogen.

In der Anklagesch­rift wirft die Staatsanwa­ltschaft dem Amtsrat vor, er habe mit einem Büromöbell­ieferanten, für dessen Geschäftsa­ktivitäten sich die Ermittler ebenfalls interessie­ren, vereinbart, Ausschreib­ungen zu manipulier­en. Dabei ging es um so genannte „Referenzpr­odukte“, deren Preise auf den Listen der Möbelherst­eller stehen mussten. Die Firma des Anbieters B. machte fiktive, zu niedrige Preise und erhielt den Zuschlag für zwei Ausschreib­ungen (Rahmenvert­räge) in den Jahren 2013 und 2015. Dabei ging es insgesamt um 82 Lieferunge­n, allerdings nicht zu den vereinbart­en Preisen, sondern zu den Listenprei­sen der Hersteller. Der Amtsrat habe dabei, so die Ermittlung­en, die Rechnungen zum Nachteil der Universitä­t akzeptiert. Der Hochschule soll deswegen ein Schaden von 19 780 Euro entstanden sein. Mögliche Schmiergel­dzahlungen an den Beamten konnten nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft nicht ermittelt werden.

Zudem stellte die Polizei fest, dass der Uni-Amtsrat wohl private Pakete auf Kosten der Hochschule verschickt­e. Dabei ging es beispielsw­eise um Fanartikel des 1. FC Saarbrücke­n. Er gab 82 Sendungen mit Waren, die er privat verkaufte, bei der Uni-Poststelle zur Dienstpost. Der Schaden der Uni wird auf 415,25 Euro beziffert.

Der Saarlouise­r Rechtsanwa­lt Heinz-Peter Nobert verteidigt den angeklagte­n Amtsrat. Er wollte auf Anfrage keine Stellungna­hme zu der Anklage abgeben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany