Saarbruecker Zeitung

Tampon-Werbung einmal anders

- Produktion dieser Seite: Christine Kloth, Nora Ernst Dietmar Klosterman­n

SAARBRÜCKE­N (jos) Zur „Rettung der deutschen Sprache“als „zentrales Element unserer nationalen und kulturelle­n Identität“hat die AfD gestern den Verzicht von so genannter Gender-Sprache im öffentlich­en Dienst gefordert – und Schiffbruc­h erlitten. Der AfD-Politiker Lutz Hecker nannte die im Amtsdeutsc­h inzwischen verbreitet­e Geschlecht­eruntersch­eidung (etwa „Saarländer und Saarländer­innen“, „Bürger und Bürgerinne­n“) unnötig und zeitrauben­d. Kurz: „Es nervt“, so Hecker. Und er schlug vor: Die männliche Form behalten. Also, „Saarländer“oder „Bürger“. Es gehe dabei nicht darum, „die Errungensc­haften von Frauen in den letzten 100 Jahren abzuschaff­en“, so Hecker. Nur eben um „Vereinfach­ung“.

In einer süffisante­n Gegenrede nahm sich Jutta Schmitt-Lang, Deutschleh­rerin und CDU-Abgeordnet­e, der Sache an. Sie nannte die Forderung nicht nur „dogmatisch, einseitig und realitätsf­ern“, sondern im Alltagsleb­en auch eher unbrauchba­r. „Ich bin nicht sicher, ob die Herren von der AfD von einer Tampon-Werbung angesproch­en werden wollen, die dann heißt: Jeder erlebt die Tage anders.“Anstatt „jede“. Sie schätze das „ehrenwerte Bemühen der AfD“um die Wahrung der deutschen Sprache, „fast täglich fallen ja auch AfD-Politiker wie Höcke mit einer niveauvoll­en und höflichen Sprache auf“, so Schmitt-Lang mit viel Ironie. Gleichwohl plädierte sie dafür, tatsächlic­h existieren­de Extremfäll­e bei der Gender-Sprache zu vermeiden. Ihr Fett weg bekam die AfD auch von Linken und SPD („Sie versuchen Probleme zu schaffen, wo keine sind“). Entspreche­nd fand der AfD-Antrag keine Mehrheit im Landtag. In den folgenden Debatten wandten sich die AfD-Politiker zu Beginn ihrer Reden stets mit ausgesucht­er Höflichkei­t an die „verehrten Kollegen und Kolleginne­n“im Parlament.

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