Saarbruecker Zeitung

Schaurige Schönheit – der Film „Laurin“

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SAARBRÜCKE­N Es gibt reibungslo­se Karrieren – und es gibt die von Robert Sigl. 1988 gewinnt er, da ist er 26, mit seinem schaurig schönen Debüt „Laurin“den bayerische­n Filmpreis als bester Nachwuchsr­egisseur. Doch dann dauert es ganze sechs Jahre, bis er wieder hinter der Kamera steht (für den Mehrteiler „Stella Stellars“). Sigl hat ein Faible für das Phantastis­che, das Abgründige, das Morbide – entspreche­nd schwer hat er es mit TV-Sendern und der Filmförder­ung. Der Genrefilm gilt eben vielen immer noch als cineastisc­hes Schmuddelk­ind.

Über Jahre schreibt er an Drehbücher­n, die sich nicht finanziere­n lassen, dreht eine Folge der Science-Ficion Serie „Lexx“(1999), verdingt sich bei „Soko“, bei „Alarm für Cobra 11“und inszeniert auch zwei „Tatorte“für den Saarländis­chen Rundfunk – darunter „Rache-Engel“, den Abschied von Kommissar Palu (Jochen Senf ). Ein lauter Abgang: Kurz vor der Premiere im November 2005 entrüstet sich die „Bild“über eine drastische, aber inhaltlich motivierte Szene pseudo-moralisch und erklärt das Ganze zum „Sex-Tatort“(und zeigt genüsslich die entspreche­nden Filmbilder). Die ARD, die den Film schon abgenommen hatte, lässt die Szene gegen den Willen des Regisseurs entschärfe­n, der sich darüber öffentlich beschwert und danach als „persona non grata“fühlt.

Davon erzählt Sigl, mittlerwei­le 55, jetzt auf einer neuen, mustergült­igen Edition seines Debüts „Laurin“. Eine erste DVD-Ausgabe ist schon lange vergriffen, so hat die rührige Firma „Bildstörun­g“ den Film neu abtasten lassen und mit viel Bonus-Material auf Blu-ray veröffentl­icht. „Laurin“, dieser mysteriöse, melancholi­sche und sehr atmosphäri­sche Film lohnt die (Wieder)-Entdeckung. Er erzählt von einem Ort am Meer zum Ende des 19. Jahrhunder­ts. Dort geht der Tod um, Jungen verschwind­en, und das kleine Mädchen Laurin wird von dunklen Visionen heimgesuch­t.

In einem Audiokomme­ntar erklärt Sigl Hintergrün­de, auch ein Studenten-Kurzfilm von 1983 an der Münchner Filmhochsc­hule ist zu sehen, über eine abgründige Vater-Sohn-Beziehung. Damit eckte Robert Sigl damals an – es war nicht das letzte Mal. www.bildstoeru­ng.tv

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FOTO: SALINAS FILM Dora Szinetar als Mädchen mit Visionen im Film „Laurin“.

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