Miles Davis, erleuchtet in der Warteschleife
Kunstpreis Robert Schuman: Katharina Hinsberg arbeitete am Theater, bevor sie zur Kunst kam
Fülle von Materialien interessiert. Nach der Schule im Jahr 1987 ging es für sie aber erstmal ans Theaterhaus Stuttgart, sie machte ein Praktikum, wurde als Ausstatterin übernommen. „Ich habe dort auch bei der Beleuchtung ausgeholfen und Nina Simone und Miles Davis ins rechte Licht gerückt“, erzählt sie und lacht.
Aber eigentlich war diese Zeit für sie nur die Warteschleife zum Kunststudium, mit dem sie ihren eindrucksvollen Lebenslauf beginnt. Für ihr Studium ging Katharina Hinsberg zuerst nach München, dann nach Dresden und Bordeaux. Danach lebte sie als Künstlerin in Wien, hatte Stipendien in Paris, Arbeitsaufenthalte in New York, Rom und Texas.
Seit 2003 lebt Katharina Hinsberg mit Mann und zwei Kindern in Neuss, auf der Raketenstation Hombroich. Das ist eine ehemalige Nato-Basis, die heute sehr eindrucksvoll als Zentrum für Künstler und künstlerische Projekte dient, die Katharina Hinsberg verantwortet. Die erste Professur hatte Katharina Hinsberg bis 2009 an der Hochschule für Künste Bremen inne, seit 2011 ist sie Professorin für Konzeptuelle Malerei an der HBK Saar.
Bei all diesen Arbeiten und Projekten, sowie ihrem Engagement dafür, ist die Zeit, die sie sich ihren eigenen Kunstwerken widmen kann, sehr kostbar. In ihrer Kunst steht die Linie im Mittelpunkt, die einerseits gezeichnet ist, aber durch ein Ausschneiden in die dritte Dimension geführt wird und somit auch den Raum erobert. Dadurch werden ihre Arbeiten zu Installationen, verändern den Raum, in denen sie zu sehen sind.
Die meisten dieser Kunstwerke sind temporär angelegt, werden nur für diese eine Situation geschaffen. Das wird Katharina Hinsberg auch in Metz nicht ändern. „Die Arbeit, die ich ausführen will, wird vor Ort nur für diese Ausstellung angefertigt. Ich werde mit Seidenpapier arbeiten. Dieses Papier interessiert mich sehr, es ist enorm empfindlich, man hört es knittern, die Farben leuchten, und es ist leicht transparent, sodass sich die Töne übereinandergelegt auch mischen können“, schwärmt sie von dem Material.
Daraus wird sie Papierstreifen schuppenartig auf die Wand bringen, so entsteht ein farbkräftiges Bild aus einzelnen, unverbundenen Teilen. „Ganz wichtig ist mir dabei, die Freiheit vor Ort zu haben, dort zu schauen, was aus dem Werk wird“. Und um sich ganz auf das zu erschaffende Kunstwerk, die Ausstellung und den Robert Schuman Kunstpreis einlassen zu können, bleibt sie einige Tage in Metz. „Ich glaube, das gehört zum Gedanken dieses Kunstpreises dazu. Sich auf den Ort einzulassen, mit anderen Künstlern in Kontakt zu kommen, sich vor Ort auszutauschen. Das ist eine große Freiheit, sich darauf komplett konzentrieren zu können.“Das ist der eigentliche Gewinn – egal wer heute Abend als Preisträger gekürt wird.