Was will er uns sagen?
Neu: „It Comes at Night“von Trey E. Shults
Ein großes Holzhaus im Wald, darin ein leerer Raum, komplett mit Plastikplanen ausgekleidet. Ein nackter alter Mann mit Pestbeulen sitzt schwer atmend in der Mitte des Raumes, seine Tochter lehnt sich zu ihm herunter. Durch eine Giftgas-Maske verabschiedet sie sich von ihm, bevor zwei Männer den geschwächten Alten nach draußen tragen, ihn erschießen und den Körper verbrennen.
Autor und Regisseur Trey Edward Shults braucht nur diese wenigen Szenen, um den Ton für seinen stimmungsreichen Horrorthriller „It Comes at Night“zu setzen: Es hat eine Epidemie gegeben und Sarah hat sich mit ihrem Mann Paul und dem 17-jährigem Sohn Travis in den Wald zurückgezogen. Sie sind bis an die Zähne bewaffnet und vor allem Vater Paul (Joel Edgerton aus dem Rassismusdrama „Loving“) scheint bereit, seine Familie mit Gewalt bis zum Letzten zu verteidigen. Eines Tages bricht ein Fremder in ihr Haus ein, doch der junge Will (Christopher Abbott) kann Paul davon überzeugen, dass auch er nur seine Frau Kim und die Kinder beschützen möchte.
Statt auf Zombies und Monster setzt Trey Edward Shults auf psychologischen Horror und die Frage, wie weit Menschen in Extremsituationen gehen. Er kommt für seine Version der Postapokalypse mit gerade einmal zehn Schauspielern aus, besonders die beiden Familien im Zentrum sind aber gut besetzt und agieren recht glaubwürdig.
Über die Hintergründe dieser düsteren Welt wird hier aber wenig erklärt – ebenso wenig über die Charaktere. Und am Ende bleibt die Frage offen, was der Film im Kern zu sagen hat. Stellung zum Handeln seiner Figuren bezieht er jedenfalls keine. (USA 2017, 92 Min., Regie: Trey Edward Shults) Riley Keough als Kim.