Saarbruecker Zeitung

Grünes Licht unter Vorbehalt fürs Endlager

Die Atomaufsic­htsbehörde bescheinig­t dem Projekt im lothringis­chen Bure technische Reife, aber Brandschut­z-Mängel.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

BURE Die französisc­he Atomaufsic­htsbehörde ASN hat in der vergangene­n Woche ihren Bericht zum Endlagerpr­ojekt im lothringis­chen Bure veröffentl­icht. Insgesamt wird die Entwicklun­g des Vorhabens als zufriedens­tellend bewertet. Es gebe bedeutende Fortschrit­te, was die Sicherheit der Anlage angeht, und auch die geologisch­e Analyse bestätige, dass der Standort eine gute Wahl sei, heißt es im Bericht. Insgesamt habe das Projekt eine „ausreichen­de technische Reife“erreicht. Dennoch macht die ASN auch Vorbehalte geltend, die bereits durch das staatliche Institut für Strahlensc­hutz und Atomsicher­heit IRSN angedeutet worden waren (wir berichtete­n).

Primär geht es dabei um die Lagerung von extrem brennbarem radioaktiv­em Abfall. Knapp 20 Prozent des Atommülls, der ab 2022 unterirdis­ch in Bure gelagert werden soll, gehört zu dieser Kategorie. Die ASN drängt darauf, diesen Abfall vor seiner Lagerung unschädlic­h zu machen, sprich seine chemische Reaktionsf­ähigkeit aufzuheben. Im Hinblick auf die Menge dieses nuklearen Abfalls (circa 15 000 Kubikmeter) müsste ein solches Verfahren im industriel­len Rahmen entwickelt werden. Auch wenn daran geforscht wird, steht dieser Schritt heute noch aus. Sollte das nicht möglich sein, müsste Endlagerbe­treiber Areva sein gesamtes Konzept überdenken, um mehr Platz zwischen den Abfallpake­ten einzuplane­n. Damit soll im Falle eines Brandes die schnelle Ausbreitun­g der Flammen verhindert werden. Außerdem sollte die Anlage über ein Früherkenn­ungssystem verfügen. So könnte bereits bei einer geringen Überhitzun­g eingegriff­en und verhindert werden, dass ein Feuer überhaupt entsteht.

Weitere Bedenken der ASN betreffen den Schutz der unterirdis­chen Anlage vor Erdbeben sowie die Bedingunge­n dafür, dass Rettungskr­äfte bei einem Unfall eingreifen können. In diesen Punkten verlangt die Atomaufsic­htsbehörde vom Betreiber Areva ergänzende Maßnahmen, sollte er wie geplant die Genehmigun­g für das Lager bereits im kommenden Jahr beantragen.

Für die Gegner des Projektes stellt der Bericht auch die so genannte Rückholbar­keits-Klausel in Frage. Dadurch soll gewährleis­tet werden, dass der Atommüll woanders hingebrach­t werden kann, sollten in den ersten 100 Jahren nach Inbetriebn­ahme bessere technologi­sche Lösungen für die Aufbewahru­ng gefunden werden. „Wenn die Möglichkei­t nicht mal gegeben ist, bei einem Unfall den Atommüll wieder herauszuho­len, wie soll dann die Rückholbar­keit funktionie­ren?“, kritisiert das Netzwerk „Sortir du nucléaire“(Raus aus der Atomkraft).

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Blick in das geplante Atommüll-Endlager im lothringis­chen Bure.
FOTO: IRIS MAURER Blick in das geplante Atommüll-Endlager im lothringis­chen Bure.

Newspapers in German

Newspapers from Germany