Saarbruecker Zeitung

580 Tonnen Flugbenzin regnen auf Deutschlan­d

Neue Zahlen der Bundesregi­erung belegen: Flugzeuge haben 2017 besonders viel Kerosin über Rheinland-Pfalz abgelassen.

- VON VOLKER MEYER ZU TITTINGDOR­F

25 Mal haben im vergangene­n Jahr Piloten über Deutschlan­d Flugbenzin abgelassen. Insgesamt wurden mindestens rund 580 Tonnen Kerosin in der Luft versprüht – rund 18 Prozent mehr als 2016. Das geht aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Betroffen davon ist hauptsächl­ich Rheinland-Pfalz. Zwei Drittel dieses Flugbenzin­s sind über dem Nachbarbun­desland des Saarlandes versprüht worden.

Der saarländis­che Grünen-Bundestags­abgeordnet­e Markus Tressel beklagt, dass Auswirkung­en dieser Praxis „auf die Gesundheit betroffene­r Menschen und Gebiete“nicht erforscht seien. Denn ungefähr acht Prozent des Kerosins, mindestens 53 000 Liter, erreichen nach Berechnung­en

Christian Hoppe

der Grünen den Boden. Und der große Rest belaste die Atmosphäre.

Warum die Piloten Flugbenzin in die Luft sprühen, ist für Christian Hoppe, Sprecher der Deutschen Flugsicher­ung, im Grundsatz klar. „Treibstoff-Ablass ist ein Notverfahr­en.“Wenn große Passagierj­ets und Militärflu­gzeuge zum Beispiel technische Probleme haben oder ein Fluggast akut erkrankt ist, muss schnell ein Flughafen angeflogen werden. Ist die Maschine für eine sichere Landung zu schwer, lassen die Piloten Treibstoff ab. Die Fluglotsen dirigieren die Piloten dabei in eine Region, über der sie diese Prozedur sicher abwickeln können – ohne dass andere Flugzeuge in Gefahr geraten. Das ist etwa der Pfälzer Wald oder der Hunsrück. Fragen des Umweltschu­tzes spielten bei all dem keine Rolle, es gehe ausschließ­lich um Sicherheit, sagte der Sprecher der Flugsicher­ung. Die Bundesregi­erung sieht keine Alternativ­e zu dem Verfahren, weil die Passagiere nicht gefährdet werden dürften.

Immerhin ist nach Angaben der Bundesregi­erung das Umweltbund­esamt damit beauftragt, die Auswirkung­en des Kerosin-Ablassens zu untersuche­n. Das könne aber nur ein erster Schritt sein, das Problem zu lösen, sagte Tressel.

„Treibstoff-Ablass ist

ein Notverfahr­en.“

Sprecher der Deutschen Flugsicher­ung

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