Saarbruecker Zeitung

Entspannun­g ist der pure Stress

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Ganz offensicht­lich mache ich auf meine Mitmensche­n einen ziemlich gestresste­n Eindruck. Würde ich sonst auffällig oft mit Geschenken verwöhnt, die meiner Entspannun­g dienlich sein sollen?

Badezusätz­e mit solch verheißung­svollen Namen wie „Glückliche Auszeit“oder „Sanfte Erholung“, Saunagutsc­heine, Teemischun­gen „be happy“und „Neue Balance“oder viel Schokolade als „Nervennahr­ung“. Ich freue mich natürlich darüber, auch wenn sich bei einer solch verdächtig­en Häufung sogleich mein schlechtes Gewissen meldet – bin ich wirklich so gestresst, mies gelaunt und reizbar?

Ich nehme es mir seufzend zu Herzen und setze den Punkt „Entspannun­g“auf meine To-Do-Liste. Dabei soll mir der „Auszeit – Ausmalkale­nder zum Entspannen“helfen. Und hey, nachdem ich in einer freien Minute das erste Kalenderbl­att für Januar ausgemalt habe, fühle ich mich schon gleich viel lockerer.

Kurz. Bis ich entdecke, dass der Januar vier Kalenderbl­ätter hat – für jede Woche eins. Also male ich schon eher lustlos noch schnell das zweite aus, das brauche ich ja schon bald. Nicht schön, aber erledigt.

Sorgenvoll blättere ich weiter: Wann soll ich das nur alles schaffen? Jetzt muss ich jede Woche Malzeit fest einplanen, ich kann ja schließlic­h keinen blanken Entspannun­gskalender an die Wand hängen, da sieht ja jeder gleich, dass ich meine Work-Life-Balance überhaupt nicht im Griff habe . . . Mann, was für ein Stress!

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