Saarbruecker Zeitung

Saarländer Scheider soll ZF-Chef werden

Der Autozulief­erer ZF hat einen Nachfolger für den geschasste­n Ex-Chef Stefan Sommer gefunden. Am Mittwoch wird die Personalie entschiede­n. Der Vater war ein Stahlmanag­er

- VON LOTHAR WARSCHEID

Der Chefposten beim Autozulief­erer ZF scheint nicht mehr lange verwaist zu sein. Die Wahl ist dem Vernehmen nach auf Wolf-Henning Scheider gefallen. Damit wird ZF – mit 8500 Beschäftig­ten der größte industriel­le Arbeitgebe­r des Saarlandes – künftig von einem Saarländer geführt. Der 55-Jährige wurde in Saarbrücke­n geboren. So steht es in der Kurzbiogra­fie des Autozulief­er-Konzerns Mahle. Scheider ist derzeit noch Chef des schwäbisch­en Kolbenprod­uzenten mit Hauptsitz in Stuttgart. Außerdem hat er einen Teil seinen Studiums der Betriebswi­rtschaftsl­ehre an der Universitä­t des des Saarlandes absolviert.

1987 stieg Scheider in den Beruf ein und zwar als Trainee bei Bosch in Stuttgart. Dort machte er bis vor drei Jahren Karriere und war zuletzt Sprecher des Unternehme­nsbereichs Kfz-Technik. Diese Sparte erwirtscha­ftet 60 Prozent des Bosch-Umsatzes von rund 73 Milliarden Euro.

Vor drei Jahren verließ Scheider den Bosch-Konzern und heuerte im April 2015 bei Mahle an, ein Konzern, der damals 64 000 Mitarbeite­r beschäftig­te und knapp zehn Milliarden Euro Umsatz erwirtscha­ftete. Anfangs war Scheider Vize-Chef, doch schon im Juli 2015 wurde er der neue Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung. Porsche-Fan Scheider startete bei Mahle durch. Im Jahr 2016 erwirtscha­ftete der Konzern schon 12,3 Milliarden Euro Umsatz und beschäftig­te 76 000 Mitarbeite­r. Das Wachstum wurde allerdings auch durch Zukäufe befördert. So verleibte sich Mahle Firmen wie Letrika oder Nagares ein. Das slowenisch­e Unternehme­n Letrika fertigt Elektromot­oren, Generatore­n sowie elektrisch­e und mechatroni­sche Antriebssy­steme. Nagares ist ein spanischer Elektronik-Spezialist, der auch Steuerungs-Technik für E-Autos baut. Zuletzt war der Gewinn von Mahle allerdings auch um 50 Prozent auf 63 Millionen Euro gesunken.

Branchenke­nner sehen in dieser Strategie Scheiders auch einen wichtigen Grund, dass er jetzt als Thronfolge­r des früheren ZF-Chef Stefan Sommer gehandelt wird, der das Unternehme­n nach einem Machtkampf mit dem Aufsichtsr­at im Dezember vergangene­n Jahres verlassen musste. Denn auch Sommer hatte ZF schon Richtung E-Mobilität gedreht. Offenbar war er aber zu forsch zu Werke gegangen und hatte sich durch seine rabiate Art wohl etliche Feinde gemacht.

Diese Fehler traut man Scheider nicht zu. Bei seinen beiden bisherigen Arbeitgebe­r, Bosch und Mahle, haben – genauso wie bei ZF – Stiftungen das Sagen. Daher kennt Scheider diese besondere Form der Eigentümer-Struktur. Außerdem sitzt der ZF-Aufsichtra­tschef Franz-Josef Paefgen auch bei Mahle im Kontrollgr­emium. Daher dürfte die Personalie auch über die schwäbisch­e Spätzle-Connection entschiede­n werden.

Offiziell soll die Entscheidu­ng am Mittwoch auf einer Sitzung des ZF-Aufsichtsr­ats fallen. Bis dahin Wolf-Henning Scheider, designiert­er ZF-Chef, ist die Großindust­rie von Kindes Beinen an vertraut. Sein Vater ist Wilhelm Scheider, der 1959 zum Geschäftsf­ührer der Saarländis­chen Wirtschaft­svereinigu­ng Eisen und Stahl berufen wurde. Von 1967 an war er Hauptgesch­äftsführer des damaligen Walzstahlk­ontor Süd in Saarbrücke­n. 1971 wurde Scheider senior Vorstandsm­itglied und Ressortche­f für Absatz- und Materialwi­rtschaft im Neunkirche­r Eisenwerk (vormals Gebrüder Stumm). 1973 trat er in den Essener Krupp-Konzern ein, zunächst als stellvertr­etender Vorsitzend­er, später als Chef. Ende 1989 übernahm sein Nachfolger Gerhard Cromme diesen Posten.

halten sich sowohl Mahle als auch ZF mit Stellungna­hmen zurück. Aus Kreisen des Saarbrücke­r Werks wird die Entwicklun­g begrüßt. „Wir sehen das durchaus positiv“, sagte gestern ein Insider. „Ein Saarländer an der Spitze von ZF kann für uns nicht verkehrt sein.“

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FOTO: KAI R JOACHIM (BFF), MAHLE GMBH Wolf-Henning Scheider, derzeit noch Chef des Autozulief­erers Mahle, soll neuer Vorstandsv­orsitzende­r von ZF werden. Er verbrachte seine Kindheit in Saarbrücke­n und studierte auch an der Saar-Uni.

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