Saarbruecker Zeitung

Schulz besteht offenbar auf Ministerpo­sten

Laut Medienberi­cht hat er Appelle aus den eigenen Reihen abgelehnt, Parteivors­itz und Regierungs­amt zu trennen.

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BERLIN (dpa) SPD-Chef Martin Schulz ist offenbar nicht zum Verzicht auf einen Ministerpo­sten in einer künftigen schwarz-roten Regierung bereit. Vor dem Hintergrun­d parteiinte­rner Appelle in diese Richtung habe Schulz gegenüber mehreren Mitglieder­n der Parteispit­ze zu verstehen gegeben, dass ein Verzicht für ihn nicht infrage komme, berichtete das Magazin „Der Spiegel“.

CDU, CSU und SPD verhandeln seit Freitag über eine große Koalition. Die drei Parteien wollen die Gespräche im Schnellver­fahren bis zum 4. Februar abschließe­n. Eine neue Regierung wird jedoch nicht vor März im Amt sein.

HAMBURG (afp/dpa) SPD-Chef Martin Schulz hat nach Informatio­nen des „Spiegel“gegenüber mehreren Mitglieder­n der Parteispit­ze seinen Anspruch auf ein Ministeram­t untermauer­t. Vor dem Sonderpart­eitag am vergangene­n Sonntag hätten mehrere führende Sozialdemo­kraten die Bereitscha­ft von Schulz getestet, Parteivors­itz und Regierungs­amt zu trennen, berichtete das Nachrichte­nmagazin am Freitag. Schulz lehnte demnach ab. „Er ist da entschiede­n“, sagte ein stellvertr­etender Parteivors­itzender dem „Spiegel“. Offen sei nur, welches Ressort er anstrebe.

In den vergangene­n Tagen hatte es in der SPD eine Debatte darüber gegeben, ob Schulz entgegen früherer Aussagen in ein Kabinett von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) eintreten solle. Nach der Niederlage bei der Bundestags­wahl hatte er ursprüngli­ch den Gang der SPD in die Opposition angekündig­t. Auch wenige Tage nach der Wahl hatte der gescheiter­te Kanzlerkan­didat seine Aussage aus dem Wahlkampf bekräftigt: „In eine Regierung von Angela Merkel werde ich nicht eintreten.“Angesichts des Scheiterns der Jamaika-Sondierung­en von Union, FDP und Grünen leitete die SPD-Spitze allerdings eine Kehrtwende ein. Die Partei folgte nur widerwilli­g, am Sonntag stimmte ein SPD-Sonderpart­eitag mit knapper Mehrheit für die Aufnahme von Koalitions­verhandlun­gen mit der Union.

Laut „Spiegel“wird in der SPD damit gerechnet, dass Schulz entweder das Außenamt oder das Finanzmini­sterium besetzen wolle. Öffentlich äußert sich Schulz zu Personalfr­agen nicht und verweist darauf, dass die Frage der Postenvert­eilung erst ganz zum Schluss anstehe.

Auch CSU-Chef Horst Seehofer ist nach „Spiegel“-Informatio­nen grundsätzl­ich bereit, ein Ministeram­t in Berlin zu übernehmen. Voraussetz­ung sei, dass von einem schwarz-roten Koalitions­vertrag ein Aufbruchsi­gnal ausgehen sollte, insbesonde­re im Bereich der Digitalisi­erung, machte Seehofer demnach in internen Gesprächen deutlich. In der CSU sei dies als Hinweis gewertet worden, dass er in einer möglichen neuen großen Koalition entweder ein um Digitalthe­men erweiterte­s Wirtschaft­sministeri­um übernehmen könnte oder das Finanzmini­sterium.

CDU, CSU und SPD haben am Freitag mit den Koalitions­verhandlun­gen begonnen. Die drei Parteien wollen ihre Koalitions­verhandlun­gen in rekordverd­ächtiger Zeit von einer guten Woche abschließe­n. Die 18 Arbeitsgru­ppen sollen bis zum 2. Februar Ergebnisse liefern. Bei einer Klausurtag­ung am 3. und 4. Februar sollen diese dann abschließe­nd beraten werden, wie der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Unionsfrak­tion im Bundestag, Michael Grosse-Brömer (CDU), am Freitag in Berlin nach einer ersten Runde mitteilte.

Es gebe den klaren Willen, die Verhandlun­gen dann zu einem guten Abschluss zu bringen. „Sollte das nicht vollständi­g gelingen, so stehen zwei weitere Tage zur Verfügung“, fügte Grosse-Brömer hinzu. Die Union will noch unbedingt vor Weiberfast­nacht am 8. Februar mit den Verhandlun­gen fertig werden. Sie verwies darauf, dass die SPD dann mindestens noch drei Wochen benötige, um ihre 440 000 Mitglieder über den Koalitions­vertrag abstimmen zu lassen. Sollte dies gelingen, könnte vor Ostern und damit sechseinha­lb Monate nach der Bundestags­wahl eine neue Regierung stehen.

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FOTO: NIETFELD/DPA SPD-Parteichef Martin Schulz wird wahrschein­lich bald Minister.
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FOTO: MAURIZIO GAMBARINI/DPA Derzeit sieht es so aus, als ob CSU Chef Horst Seehofer (links) und der SPD-Parteivors­itzende Martin Schulz jeweils Minister unter Bundeskanz­lerin Angela Merkel werden. Welche Ressorts sie übernehmen, ist offen.

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