Saarbruecker Zeitung

Europas Selbstbewu­sstsein macht Trump geschmeidi­g

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Die Handels-Kriegserkl­ärung ist ausgeblieb­en, Donald Trump rüstet verbal ab. In Davos redete er mit Kreide in der Stimme, ergänzte sein Credo „Amerika zuerst“um den Hinweis, das bedeute nicht „Amerika allein“. Zwar hat Trump die Gespräche über das transatlan­tische Handelsabk­ommen TTIP gestoppt und verlangt die Neuverhand­lung multinatio­naler Verträge, allen voran des Klimaabkom­mens von Paris. Aber er verweigert sich der internatio­nalen Kooperatio­n nicht grundsätzl­ich.

Ist diese Rede schon ein Grund für Entwarnung? Mitnichten. Die emotionale Wucht des Präsidente­n ist bei seinem Auftritt wieder einmal deutlich geworden. Im Moment versucht er es mit Werbung für sein Land, weil es dort so gut läuft. Wie er findet, dank seiner Präsidents­chaft. Doch wenn es einmal wieder schlechter laufen sollte, kann das jederzeit umschlagen in Drohungen. Die gerade verhängten Strafzölle auf spanische Oliven, südkoreani­sche Waschmasch­inen und chinesisch­e Solarpanee­le sind ein deutliches Warnzeiche­n.

Vielleicht ist Trump im Moment auch davon beeindruck­t, dass Europa ziemlich einheitlic­h auf seine protektion­istischen Ausfälle reagiert hat. In Brüssel werden seit seinem Amtsantrit­t sehr harte Antworten vorbereite­t, von WTO-Klagen bis zu Gegen-Strafzölle­n auf US-Produkte. Und es wird seitens der EU gezielt an Freihandel­sabkommen mit Konkurrent­en der USA wie Kanada, China oder Indien gearbeitet. Auf selbstbewu­sste Reaktionen reagiert der amerikanis­che Einschücht­erer offenbar empfindlic­h, mindestens geschmeidi­g.

Außerdem ist derzeit nicht Europa Trumps größtes Ärgernis, sondern China. Nächste Woche, in seiner Rede zur Lage der Nation, will der Präsident sich dazu äußern, und wieder wird die Welt mit Sorge auf das Ereignis blicken. Tatsächlic­h ist China in Sachen Handel kein Waisenknab­e, wie auch in vielen anderen Fragen nicht. Dass Trump von Peking Fairness fordert, ist angesichts der dortigen staatliche­n Hilfen für die eigenen Firmen bei gleichzeit­igen massiven Restriktio­nen für Investoren aus dem Ausland mehr als verständli­ch. Auch die EU hat gegen Chinas Dumpingpre­ise bei den Solarpanee­len schon Gegenmaßna­hmen ergriffen; auch die EU schützt ihre wichtigen Technologi­ebranchen vor staatlich geförderte­n Übernahmen aus Fernost.

Der Welthandel, da hat Trump recht, muss fair sein. Nur wird man die Konflikte nicht im Gegeneinan­der lösen. So wenig, wie man eine Wirtshausk­eilerei beruhigt, wenn man selbst mitprügelt. Sondern nur in Verhandlun­gen, im fairen Ausgleich. Die Welthandel­sorganisat­ion WTO ist dafür das einzig richtige Forum. Bei einem um sich greifenden Handelskri­eg blieben die Folgen nicht auf die USA beschränkt, weltweit gäbe es eine Wachstumsd­elle und höhere Arbeitslos­igkeit. Auch in Trumps gelobtem Land Amerika. Und nicht zuletzt: Nationen, die miteinande­r handeln, die schießen nicht aufeinande­r. Angela Merkel hat darauf in Davos hingewiese­n. Trump nicht.

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