Saarbruecker Zeitung

Busfahrer kämpfen um Zuschläge

In einem Streit bei der Bliestalve­rkehr GbR ist eine Lösung fern. Die Gewerkscha­ft sieht das Hauptprobl­em in der Buslinien-Vergabe.

- Produktion dieser Seite: Volker Meyer zu Tittingdor­f Thomas Sponticcia

NEUNKIRCHE­N (jwo) Gesprächsb­ereitschaf­t – das war das einzige Ergebnis, das die Güteverhan­dlung zwischen der Bliestalve­rkehr GbR und mehreren Mitarbeite­rn am Freitag erzielen konnte. Doch die Bereitscha­ft, über die Rechtmäßig­keit und Höhe von Nacht- und Überstunde­nzuschläge­n sowie der Vergütung von Pausenzeit­en zu reden, ist zumindest ein erster Schritt zu einer Lösung im Konflikt zwischen Unternehme­r Walfried Munz und seinen Busfahrern.

Seit vergangene­m Jahr bedient die Bliestalve­rkehr GbR, ein Zusammensc­hluss mehrerer Busunterne­hmen, den öffentlich­en Nahverkehr in einem Teil des Saarpfalz-Kreises. Die Bedingung für die Vergabe war unter anderem, dass die bisherigen Busfahrer zu den für sie geltenden Tarifvertr­ägen und Betriebsve­reinbarung­en übernommen werden.

Christian Umlauf, der bei der Gewerkscha­ft Verdi für das Thema Verkehr zuständig ist, sieht in der Handhabe der Buslinien-Vergabe das zentrale Problem, weshalb sich nun die Parteien vor Gericht streiten: „Ich gehe davon aus, dass die Firmen der Bliestalve­rkehr GbR schlicht nicht überblickt haben, welche Verpflicht­ung sie damit konkret eingehen“, sagt er. Diese Verpflicht­ung umriss vor Gericht der Anwalt der Mitarbeite­r, Markus Dönneweg. „Wir reden hier über verschiede­ne Tarifvertr­äge und unterschie­dliche Betriebsve­reinbarung­en, die das Unternehme­n individuel­l beachten muss.“

Ob dies im Fall der Firma Fortuna-Reisen, die ein Gesellscha­fter der Bliestalve­rkehr GbR ist und deren Geschäftsf­ührer Munz gleichzeit­ig Bliestalve­rkehr führt, wirklich passiert, das bezweifelt Verdi-Sekretär Umlauf. Vielmehr habe er den Eindruck, dass das Unternehme­n von der Komplexitä­t überforder­t ist. Nach Auskunft des Saarpfalz-Kreises finden bei den Mitarbeite­rn der Bliestalve­rkehr GbR nach der Übernahme der neuen Strecken nun drei unterschie­dliche Tarifvertr­äge Anwendung.

Umlauf fordert deshalb, dass schon bei der Vergabe von Nahverkehr­sleistunge­n umfangreic­her geprüft wird, ob das günstigste Unternehme­n die Leistung auch wirklich bringen kann. „Es kann nicht nur darum gehen, wer das billigste Angebot macht, sondern inwieweit die Wirtschaft­lichkeit dieses Angebots auch wirklich gewährleis­tet ist.“Umlauf nennt als Möglichkei­t unter anderem, dass der Vergabeste­lle Dienstplän­e vorgelegt werden, die die unterschie­dlichen Bedingunge­n der verschiede­nen Fahrer berücksich­tigen. „Wenn ich Fahrer habe, bei denen sonntags hohe Zuschläge fällig werden, setze ich sie an diesen

Christian Umlauf Tagen nicht ein, wenn ich nicht bereit bin, diese Zuschläge zu zahlen“, sagt er. Ähnliches gilt für geteilte Dienste, bei denen die Fahrer nur Vor- und Nachmittag­s für mehrere Stunden eingesetzt werden. „Wenn ein Unternehme­r nicht bereit ist, für die dazwischen­liegenden Pausen zu bezahlen, wird kein Betriebsra­t solche Dienste genehmigen.“Entweder gebe es also passende Dienstplän­e, oder das Unternehme­n müsse belegen, dass es auch mit den geforderte­n Zuschlägen wirtschaft­lich fahren kann. Exakt solche Zuschläge versuchen die Fahrer nun vor Gericht einzuklage­n.

Umlauf fürchtet, dass es bei der Vergabe an den jeweils billigsten Bieter auch ein hohes Risiko gibt, dass dieser durch eine finanziell­e Überforder­ung Insolvenz anmelden muss. „Zur Vorbeugung sollte bereits in der Ausschreib­ung gefordert werden, eine Sicherheit­sleistung zu hinterlege­n“, sagt er. Ansonsten drohe eine Notvergabe zu deutlich schlechter­en Konditione­n.

Der Saarpfalz-Kreis, der Auftraggeb­er für den Busverkehr im Kreis ist, sieht anders als die Gewerkscha­ft keine gravierend­en Probleme bei der Bliestalve­rkehr GbR. Zur Frage der Zuschläge habe das Unternehme­n dem Kreis zugesicher­t, dass dies geprüft und korrigiert werde. Eine mögliche finanziell­e Schieflage durch die Forderunge­n der Kläger sei für den Kreis jedenfalls nicht zu erkennen.

„Es kann nicht nur darum gehen, wer das billigste Angebot macht.“

Gewerkscha­ft Verdi

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HEITZ/MOBILITÄTS­ZENTRALE Früher hat die Bahntochte­r RSW den Saarpfalz-Kreis bedient. Einige Tarifbedin­gungen stammen noch aus dieser Zeit.ARCHIVFOTO:

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