Saarbruecker Zeitung

Leichte Beute: wie Kriminelle absahnen

Ob Lügen an der Haustür oder eiskalt durchgezog­ene Diebstähle: Verbrecher sind ständig in der Region unterwegs, um abzusahnen. Aber die Bürger können sich schützen. Und sie können der Polizei helfen, weitere Taten zu verhindern.

- VON SARAH KONRAD UND FRANK KOHLER

Der Rempler im Gedränge war kein Versehen, sondern ein Trick. Er sollte das Opfer, eine ältere Frau, lange genug ablenken, um sie zu bestehlen. Ein unbemerkte­r Griff und die Geldbörse war weg. Wieder ein Taschendie­bstahl in der City. Tatort war am Donnerstag ein Geschäft an der Bahnhofstr­aße.

Eng geht es fast immer auch in Bussen und Bahnen zu. Das mögen Diebe, wie gleich mehrere Trickdiebs­tähle in Bussen der Linien 107 und 108 bewiesen. Die Opfer stiegen ein und nahmen den Geldbeutel heraus, um zu bezahlen oder ihre Karte zu zeigen. Sie ahnten nicht, dass sie jemand beobachtet­e.

Sobald die Fahrgäste das Portemonna­ie wieder verstaut hatten, folgte der Rempler, der Griff in den Mantel oder in die Handtasche. „Die Täter bereichern sich feige an Menschen, die sie für hilflos halten“, sagt Mathias Biehl von der Polizeiins­pektion Alt-Saarbrücke­n. Er warnt davor, Geldbeutel in offenen Taschen durch die Gegend zu tragen oder Portemonna­ies unbeaufsic­htigt im Einkaufswa­gen liegen zu lassen. „Die Überwachun­gsanlage eines Discounter­s zeigte uns gestochen scharf, wie die Täterinnen ein Opfer ausspähten und nur darauf warteten, bis die Gelegenhei­t zum Griff in den Wagen da war.“

Biehl sagt, jeder könne Diebstähle am besten verhindern, indem er Geldbeutel und anderes von Wert so nahe wie möglich am Körper trägt. Am besten in einer Jacke oder einem Mantel mit verschließ­barer Innentasch­e.

Noch größeren Schaden hinterlass­en oft Kriminelle, die sich unter einem Vorwand Zugang zu Wohnungen verschaffe­n, dort die Opfer ablenken und bestehlen. Den jüngsten schweren Fall in St. Johann gab es am 12. Januar. Zwei Frauen klingelten und sagten dem späteren Opfer, sie wollten einen Zettel für die Nachbarin hinterlass­en. In der Küche lenkte eine Täterin mit dem Schreiben dieses Zettels die Hausbesitz­erin ab. Die Komplizin schaute sich unterdesse­n in der Wohnung um und stahl Schmuck im Wert von 8000 Euro.

Und noch ein Trick, mit dem Verbrecher in der Region unterwegs sind. Tattag: 11. Dezember. Täter: zwei Männer in Arbeitskle­idung. Sie gaben sich als Dachdecker aus und sagten einer Hauseigent­ümerin, sie hätten einen Schaden auf ihrem Dach entdeckt. Daraufhin gingen die beiden mit der Frau ins Obergescho­ss. Unter einem Vorwand ging dann einer der „Dachdecker“nach unten und durchsucht­e das Haus. Als die beiden weg waren, hatten sie Schmuck im Wert von 15 000 Euro sowie 400 Euro Bargeld erbeutet. Das war einer von inzwischen sechs Fällen mit einem Gesamtscha­den von 60 000 Euro (SZ vom Freitag).

Ein Experte vom Landespoli­zeipräsidi­um sagt, dass Trickdiebe und Betrüger es meist auf ältere Menschen abgesehen haben. Außerdem hätten Senioren nach wie vor großen Respekt vor Ärzten, Bänkern und Polizisten. „Dadurch fallen sie leichter auf vermeintli­che Amtsträger rein“, sagt der Kommissar. Er rät, Fremden gegenüber misstrauis­ch zu sein und Unbekannte nicht in die Wohnung zu lassen. Und er warnt davor, an der Haustür etwas zu kaufen oder zu unterschre­iben.

„Klingelt der Mitarbeite­r einer Behörde und will ins Haus, ist es nicht unhöflich, ihn nach dem Ausweis zu fragen.“Eine weitere Möglichkei­t sei es, sich direkt bei der betreffend­en Behörde nach dem Besuch zu erkundigen. Es sei wichtig zu überprüfen, wer die Person ist, die einem gegenübers­teht. Das gelte auch, wenn ein Handwerker vor der Tür ist, den man gar nicht bestellt hat. Der Kommissar

empfiehlt, an solche Situatione­n mit gesundem Menschenve­rstand heranzugeh­en und auf sein Bauchgefüh­l zu hören. Opfer würden im Nachhinein oft zugeben, dass ihnen „irgendetwa­s komisch vorkam“.

Eine beliebte Masche ist der Anruf von falschen Polizisten. Die Täter teilen Senioren mit, sie könnten demnächst Opfer eines Einbruchs werden. Dann fordern die vermeintli­chen Beamten, ihnen Geld oder Wertgegens­tände zu übergeben. „Die Betrüger sind geschult. Sie wissen, wie sie ihr Opfer in ein Gespräch verwickeln können“, sagt der Kommissar.

Das Gespräch sei immer der erste Schritt. „Die Täter wollen das Vertrauen ihrer Opfer gewinnen.“Davon sollte man sich jedoch nicht beeindruck­en lassen. „Die Polizei würde niemals dazu auffordern, Geld oder Schmuck herauszuge­ben“, betont der Kommissar. Generell gelte: nie am Telefon Auskunft über persönlich­e Daten geben und sich nicht unter Druck setzen lassen „Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man einfach auflegen.“

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SYMBOLBILD: IMAGO Mit dramatisch­en Lügengesch­ichten bringen Betrügerba­nden die Opfer dazu, ihnen viel Geld zu geben.

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