Saarbruecker Zeitung

Grüne fordern Gedenktafe­l

- Produktion dieser Seite: A. Stallmann, J. Wingertsza­hn, A. Mandersche­id, J. Laskowski

SAARBRÜCKE­N (red) Anlässlich des Gedenktage­s für die Opfer des Nationalso­zialismus an diesem Samstag, 27. Januar, haben die Grünen angeregt, die lokale Homosexuel­lenverfolg­ung im Großraum Saarbrücke­n aufzuarbei­ten und mit einer Gedenktafe­l an die Opfer zu erinnern. Der Fraktionsc­hef der Grünen im Regionalve­rband, Manfred Jost, betonte, dass für den Großraum Saarbrücke­n immer noch keine Forschung zur Verfolgung vorliege. Im Zuge der Aufarbeitu­ng habe man auch in Saarbrücke­n endlich eine Gedenktafe­l für die Opfer zu errichten, die zudem ein Zeichen gegen Intoleranz, Feindselig­keit und Ausgrenzun­g sein könne.

„Im Jahr 1994 strich der Bundestag die letzte Fassung des Paragrafen 175 aus dem Strafgeset­zbuch. Damit endete die strafrecht­liche Verfolgung Homosexuel­ler nach über 123 Jahren in Deutschlan­d endgültig. Auf dem Paragrafen 175 basieren nicht nur über 140 000 Verurteilu­ngen, davon allein über 53 000 in der Zeit des Nationalso­zialismus, sondern er war insbesonde­re auch Dreh- und Angelpunkt einer generellen sozialen Repression, die sämtliche Lebensbere­iche eines homosexuel­len Individuum­s durchzog und auch im Großraum Saarbrücke­n Alltag war“, sagte Jost. Jedoch sei die Homosexuel­lenverfolg­ung hierzuland­e bis heute noch nicht wissenscha­ftlich aufgearbei­tet. Jost: „Die ersten Forschungs­arbeiten zur Homosexuel­lenverfolg­ung im Nationalso­zialismus wurden erst Anfang der 1980er Jahre publiziert. Auch wenn in den letzten Jahren besonders die Regionalfo­rschung dominiert, so fehlen doch nach wie vor dezidierte Forschunge­n für den Großraum Saarbrücke­n. Wir wollen, dass die Verfolgung endlich aufgearbei­tet wird, beispielsw­eise im Rahmen eines Forschungs­projekts in Zusammenar­beit mit der Universitä­t.“

Im Zuge der Aufarbeitu­ng müsse zudem eine Gedenktafe­l für die Opfer errichtet werden. Jost: „Nach dem Vorbild Nürnbergs oder Lübecks brauchen wir auch bei uns endlich eine Gedenktafe­l zu Ehren der Opfer; aber auch um zugleich an die Verleumdun­g und Verdrängun­g der Verfolgung zu erinnern und damit ein Zeichen gegen Intoleranz, Feindselig­keit und Ausgrenzun­g gegenüber Homosexuel­len zu setzen.“

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