Gut beraten von Dr. Google
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GÜTERSLOH (dpa) Von den Symptomen einer Krankheit bis zur Behandlungsmethode: Viele Patienten verlassen sich längst nicht mehr nur auf die Aussagen ihres Arztes und suchen online nach zusätzlichen Informationen zu ihrem Leiden. Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland, die sich in den vergangen zwölf Monaten zu Gesundheitsthemen informiert hat, nutzte dafür das Internet. Das zeigt eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung.
So informieren sich 58 Prozent der Verbraucher vor einem Arztbesuch schon einmal im Internet, 62 Prozent befragen Dr. Google nach ihrem Termin beim Experten. Die Motive für den Blick ins World Wide Web sind unterschiedlich: Patienten überprüfen zum Einen die Diagnose und Ratschläge ihres Arztes und machen sich zu alternativen Behandlungsmethoden schlau. Zum Anderen wollen sich viele mit anderen Erkrankten austauschen und hoffen auf emotionale Unterstützung. Die eigene Recherche im Internet gebe den Patienten außerdem ein Gefühl von Sicherheit, Beruhigung oder Zerstreuung, zeigt die Bertelsmann-Umfrage.
Mit den Ratschlägen des digitalen Doktors scheinen die meisten Verbraucher offenbar glücklich zu sein: Gut jeder Zweite gab an, „immer“oder „meistens“zufrieden zu sein, vier von zehn seien „teils, teils“zufrieden. Niemand der Befragten erklärte, völlig unzufrieden mit den eigenen Suchergebnissen gewesen zu sein. „Anders als vielfach behauptet, ist das Internet ein geschätzter Ratgeber. Patienten finden, wonach sie suchen“, konstatiert Brigitte Mohn von der Bertelsmann Stiftung.
Laut der repräsentativen Befragung berichten rund zwei von drei Teilnehmern, es sei schwierig zu erkennen, welche Webseiten vertrauenswürdig seien und welche nicht. Jeder Zweite gab an, die Fülle an Informationen sei verwirrend. Trotz aller Zweifel zeigte sich aber in den Interviews, dass Verbraucher den Angaben aus dem Netz oft vorschnell vertrauten, wie Marion Grote-Westrick von der Bertelsmann-Stiftung sagt. Patienten würden kaum darauf achten, ob eine Information auch wissenschaftlich belegt sei. Entscheidend sei häufig eher, wie oft sie im Internet auf diese stoßen. Online-Lexika zum Thema Gesundheit und Krankheitsbilder sind dabei die beliebteste Anlaufstelle der Verbraucher. Sie nutzen fast drei von vier Befragten, gefolgt von den Internetseiten der Krankenkassen (49 Prozent) sowie Gesundheitsportalen (42 Prozent).
Für die Ärzte bringt das neue Herausforderungen mit sich: „Ärzte müssen den Patienten sagen, wo sie im Netz verlässliche Informationen finden“, sagte Corinna Schaefer von der Bundesärztekammer. Auch müssten sie stärker als früher nachfragen, was die Erwartungen der Patienten sind. Denn diese haben durch ihre Recherche im Netz oft schon gewisse Vorstellungen – etwa, dass Schmerzen mit einer bestimmten Behandlungsmethode um 50 Prozent reduziert werden könnten. Ärzte müssten gute und verlässliche Informationsquellen im Internet kennen und empfehlen können, fordert die Stiftung.
Doch nicht nur die Mediziner seien gefragt – auch die Patienten müssten etwas tun. Sie müssten ihrem Arzt mitteilen, ob sie im Vorfeld online recherchiert haben und was sie dabei herausgefunden haben, erklärt Corinna Schaefer.
Denn nur dann könne der Arzt auch auf die Erwartungen der Patienten eingehen. Transparenz bei der Kommunikation beuge Misstrauen in der Arzt-Patienten-Beziehung vor, betont sie.
Und gerade daran mangele es laut der Studie derzeit oft: Fast jeder Dritte, der im Netz nach Gesundheitsinformationen sucht, hat es seinem Arzt verschwiegen. Ein Viertel habe Angst, dass der Arzt sich darüber ärgert. Dabei sind diese Sorgen der Studie zufolge oft unbegründet. 81 Prozent der befragten Ärzte sehen es prinzipiell positiv, dass Patienten sich im Netz informieren.