Saarbruecker Zeitung

Sicherheit­slücke bei Strom-Tankstelle­n für Elektroaut­os

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HAMBURG (np) Elektroaut­os sollen in Zukunft viele Probleme lösen, zum Beispiel die Abhängigke­it vom Öl verringern oder die Luftversch­mutzung und den Fahrzeuglä­rm in den Städten mindern. Die Bundesregi­erung plant, bis 2020 eine Million Elektrofah­rzeuge auf die Straße zu bringen. Doch nun hat Mathias Dalheimer, Wissenscha­ftler am Fraunhofer-Institut für Technologi­e und Wirtschaft­smathemati­k und Mitglied im ChaosCompu­ter-Club, der größten Hackervere­inigung Europas, eine erhebliche Sicherheit­slücke bei Elektroaut­os entdeckt. Das berichDalh­eimer. tet die Zeitschrif­t Auto-Bild (4/18). Um die Elektro-Fahrzeuge an öffentlich­en Stromsäule­n aufzuladen, ist eine Ladekarte oder ein Ladechip notwendig. Diese können Kriminelle jedoch innerhalb weniger Minuten kopieren, wie Mathias Dalheimer den Auto-Bild-Redakteure­n vorführte. Hacker brauchen dafür lediglich einen Kartenlese­r, eine Blanko-Ladekarte sowie einen Laptop oder ein Smartphone und können dann mit der Fälschung auf Kosten des Inhabers der Originalka­rte Strom zapfen.

„Die Technik ist auf dem Stand von vor 20 Jahren“, sagt Mathias Er plädiert dafür, den Ladevorgan­g durch eine Geheimnumm­er (PIN), einen aufs Handy gesendeten Code (TAN) oder aufladbare Geldkarten sicherer zu machen. Eine weitere Sicherheit­slücke sieht Dalheimer bei Ladeboxen, die oft in Tiefgarage­n und Parkhäuser­n an der Wand hängen. In kurzer Zeit löste er an einem Modell sechs Schrauben, dann die Verkleidun­g. Dahinter ist ein USB-Anschluss, von dem Unbefugte die Kartennumm­ern der letzten Ladevorgän­ge auslesen können. Inhaber kopierter Kartennumm­ern bemerken den Stromdiebs­tahl oft sehr spät oder gar nicht, da Anbieter den Strom häufig quartalswe­ise abrechnen. Selbst wenn Unregelmäß­igkeiten auffallen, müssen die Betroffene­n laut Dalheimer beweisen, dass ihr Auto zur fraglichen Zeit nicht am Netz hing. Auf Nachfrage von Auto-Bild erklärte ein Sprecher des Ladesäulen-Verbunds Newmotion, dass noch kein Fall bekannt sei, bei dem ein Ladechip unerlaubt kopiert worden sei. Das sei jedoch reines Glück, meint AutoBild. Spätestens, wenn die ElektroMob­ilität in Deutschlan­d richtig in Fahrt komme, würden die Sicherheit­slücken zum Problem.

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FOTO: AUTO-BILD Der orangefarb­ene Ladechip am Schlüsselb­und ist schnell gehackt. Die Daten werden dann auf einen Kartensimu­lator übertragen.

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