Unterschiedliche Meinungen zu Organspende
Unter anderem der SZ-Artikel zum T iefstand bei O rganspenden und der T ext „Wenn der T od Leben retten kann“haben viele Leserbriefschreiber dazu bewogen, unserer Leserbriefredaktion ihre Erfahrungen und ihre Sicht der Dinge mitzuteilen: Sie analysieren d
Unsere Verfassung garantiert jedermann die Unantastbarkeit der Menschenwürde und das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Diese Grundrechte hat auch ein Hirntoter. Von daher ist es vollkommen richtig, dass es keine Widerspruchslösung hierzulande gibt, zumal eine automatische Organentnahme den Menschen per se von Geburt an zu einem potenziellen Ersatzteillieferanten degradieren würde. Dies wäre zum einen verfassungswidrig und zum andern ethisch höchst verwerflich. Nicht alles, was medizinisch machbar ist, ist auch ethisch vertretbar.
Patrick Meiser, St. Wendel
Egal, wer meine Organe bekommt
Der Unterschied zwischen einem Hirntoten und einem Toten besteht darin, dass man beim Hirntoten noch nicht den Stecker gezogen hat. Sollte bei Organentnahme noch was zucken, wie Gabriele Umla in ihrem Leserbrief schreibt, ist es vergleichbar mit Froschschenkeln, wenn Salz darauf kommt. Den letzten Satz von Professor Sester kann ich nur unterstreichen. Der Rückgang der Organspenden ist das Ergebnis einer gewissen Gleichgültigkeit in unserer Gesellschaft. Dies ist auch bei der rückläufigen Zahl der Blutspender zu erkennen. Organspende ist praktische Nächstenliebe über den Tod hinaus. Schwerkranke, die auf ein Organ warten, haben von dieser Nächstenliebe mehr als von lieben Genesungswünschen. Ich habe seit Jahren einen Organspenderausweis, und es ist mir egal, ob die Nummer eins oder die Nummer vier auf der Warteliste mit meinen Organen glücklich wird. Hauptsache, nicht die Würmer.
Danke für meine neue Niere
Habe am 30. September 2017 eine Spenderniere im UKS Homburg transplantiert bekommen. Möchte mich auf diesem Wege bei allen bedanken, die mir ein fast normales Leben ermöglicht haben. Danke.
Roman Piro, Namborn
Mein Organspender ist ein Held
Liebe Leserbriefschreiberin Susanne Jungbär, vielen Dank für Ihren Leserbrief. Er zeigt schön, wie Sie als Mitglied unsrer Gesellschaft über Organspende und Transplantation leichtfertig reden und urteilen, ohne wirklich zu wissen, um was es geht. Sie regen sich über die Aussage von Herrn Professor auf; vielleicht, weil Sie sich erkannt fühlen? Er zeigt auf, dass die Entscheidung für oder gegen die Organspende eine persönliche Angelegenheit ist, dass es aber unsere Gesellschaft als Summe von vielen Einzelpersonen nicht schafft, den Patienten auf der Warteliste die Hoffnung auf eine rettende Transplantation zu geben. Vielleicht hatte er solche Mitmenschen wie Sie vor Augen, als er meinte, dass das viel über eine Gesellschaft aussagt, wenn nur 800 Organspender für 10 000 Wartelistenpatienten zur Verfügung stehen. Ich habe zwölf Jahre an der Dialyse warten müssen, bis mir nun endlich im Dezember 2017 ein Spenderorgan geschenkt wurde. Ich bin dem Spender und den Angehörigen unendlich dankbar. Ich und meine Familie haben uns vorher aber sehr lange von der Gesellschaft alleingelassen gefühlt. Auch solche Leserbriefe wie die von Ihnen tragen zu diesem Verlassen fühlen bei. Sie haben keine Ahnung von dem Leben als Patient auf der Warteliste, Sie haben auch keine Vorstellung vom Sterben auf einer Intensivstation. Für Sie sind Organspender Körper und Ersatzteillager, für mich ist mein Organspender ein Mensch und Held, von dem nun ein Teil in mir weiterlebt.
Edeltrud Maurer, Oberthal