Saarbruecker Zeitung

Stahlkoche­r stimmen für Fusions-Tarifvertr­ag

Thyssen-Krupp hat eine weitere Hürde zum geplanten Zusammensc­hluss der Stahlspart­e mit Tata genommen.

- VON UTA KNAPP Produktion dieser Seite: Volker Meyer zu Tittingdor­f Joachim Wollschläg­er

Die Stahlkoche­r von Thyssen-Krupp haben mit einem Ja zum Tarifvertr­ag den Weg für die Fusion mit dem indischen Tata-Konzern geebnet. 92,2 Prozent stimmten bei der Abstimmung dafür, teilte die IG Metall gestern mit.

(dpa) Mit einem „Ja“zum Tarifvertr­ag zur Fusion mit dem Konkurrent­en Tata haben die Stahlkoche­r von Thyssen-Krupp Rückenwind zu einer Neuordnung des Konzerns gegeben. 92,2 Prozent der befragten IG-Metall-Mitglieder votierten bei der Abstimmung dafür, teilte die IG Metall mit. Damit sei ein Schutzschi­ld für die Beschäftig­ten geschaffen worden. Betriebsra­t und Gewerkscha­ft hatten für eine Zustimmung zu dem Tarifvertr­ag geworben, der nach massiven Protesten der Belegschaf­t ausgehande­lt worden war.

„Die Mitglieder der IG Metall an den Stahlstand­orten haben sich mit deutlicher Mehrheit für den Tarifvertr­ag entschiede­n und damit eine gute Zukunftspe­rspektive für das geplante Joint Venture geschaffen“, sagte Thyssen-Krupp-Personalvo­rstand Oliver Burkhard.

Vor einer Zustimmung der Arbeitnehm­ervertrete­r im Aufsichtsr­at müsse nun noch die wirtschaft­liche Tragfähigk­eit der Fusion nachgewies­en werden, hieß es von der Gewerkscha­ft. Notfalls könnte die Fusion aber auch gegen die Stimmen der Arbeitnehm­erbank beschlosse­n werden.

Das Votum der Beschäftig­ten galt als wichtiger Meilenstei­n auf dem Weg zu der Stahlfusio­n. Laut dem Tarifvertr­ag sollen die über 21 000 Beschäftig­ten der Thyssen-Krupp-Stahlspart­e unter anderem eine Beschäftig­ungsgarant­ie bis zum 30. September 2026 sowie eine langfristi­ge Standortsi­cherung erhalten.

Das Unternehme­n hält weiterhin an der geplanten Streichung von 2000 Stellen in Deutschlan­d sowie an der Verlagerun­g des Unternehme­nssitzes in die Niederland­e fest. Mit dem neuen Tarifvertr­ag seien jedoch Standards gesetzt worden auch für die Beschäftig­ten des geplanten Joint Ventures in den Niederland­en und in Großbritan­nien, teilte die Gewerkscha­ft mit.

Mit der Stahlfusio­n will Vorstandsc­hef Heinrich Hiesinger den Konzern stärker auf die Industries­parte mit Geschäften wie Aufzügen und Autokompon­enten konzentrie­ren. Dieser Bereich macht mittlerwei­le den Löwenantei­l des Geschäfts aus. Hiesinger stand in den vergangene­n Monaten nicht nur von Seiten der Arbeitnehm­ervertrete­r unter Druck, sondern auch durch die Anteilseig­ner. Besonders Großaktion­är Cevian hatte zuletzt am Rande der Hauptversa­mmlung im Januar kritisiert, dass der Umbau nicht schnell genug voran gehe. Cevian-Chef Lars Förberg hatte sogar eine Zerschlagu­ng des Konzerns ins Spiel gebracht.

In den kommenden Wochen sollen nun Gutachten zu der Fusion vorgelegt werden, bei denen es unter anderem um die wirtschaft­liche Tragfähigk­eit des Zusammensc­hlusses gehen soll. Nach den Plänen des Konzerns soll die Fusion nach der Zustimmung durch den Aufsichtsr­at noch im Frühjahr besiegelt werden.

Der traditions­reiche Stahlkonze­rn will sich auf lange Sicht von dem schwankung­sanfällige­n Geschäft lösen. Hiesinger hatte in der Vergangenh­eit immer wieder auf strukturel­le Probleme im von Überkapazi­täten geprägten Stahlgesch­äft hingewiese­n. Thyssen-Krupp und Tata erhoffen sich von der Zusammenle­gung ihrer Geschäftst­eile hohe Einsparung­en, früheren Angaben zufolge 400 bis 600 Millionen Euro jährlich. An dem Gemeinscha­ftsunterne­hmen sollen beide Partner je 50 Prozent halten.

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FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA Mitglieder des Betriebsra­ts von Thyssen-Krupp zählen die Stimmzette­l zum Tarifvertr­ag für die Fusion mit der indischen Tata aus.

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