Saarbruecker Zeitung

Philadelph­ia Eagles gewinnen Super Bowl

In einem Offensivsp­ektakel der Rekorde haben die Philadelph­ia Eagles ihren ersten Super-Bowl-Triumph gefeiert.

- VON MARTIN BIALECKI, FLORIAN LÜTTICKE UND CHRISTIAN HOLLMANN Produktion dieser Seite: Stefan Regel Mark Weishaupt

Dank einer starken Offensive haben die Philadelph­ia Eagles erstmals den Super Bowl gewonnen. In der 52. Auflage des Spiels um den Titel in der National Football League entthronte der Außenseite­r Titelverte­idiger New England Patriots.

(dpa) Überwältig­t vom eigenen Heldenmärc­hen knuddelte Super-Bowl-Gewinner Nick Foles innig Töchterche­n Lily, der geschlagen­e Altmeister Tom Brady fand Trost in einem langen Kuss mit Ehefrau Gisele Bündchen. Der 41:33-Triumph von Außenseite­r Philadelph­ia Eagles gegen Titelverte­idiger New England Patriots im Finale der National Football League lieferte ein Rekord-Spektakel der großen Emotionen. „Wir spielen dieses Spiel, seit wir Kinder waren, und haben von diesem Moment geträumt“, schwärmte Spielmache­r Foles, nachdem er die Eagles am Sonntag (Ortszeit) in Minneapoli­s zum ersten Super-Bowl-Sieg ihrer Geschichte geführt und seinen filmreifen Aufstieg vom Ersatzmann zum Endspiel-König gekrönt hatte.

Mitten im Konfettire­gen suchte der 29-Jährige vergebens nach seinem Rivalen Brady, der voller Frust im Laufschrit­t in die Kabine geeilt war. „Verlieren ist Mist. Du trittst an, du versuchst zu gewinnen, und manchmal verlierst du“, sagte der 40-Jährige später. Tief saß die Enttäuschu­ng über die dritte Niederlage in seinem achten Super Bowl mit den Patriots. Bei einem weiteren Erfolg wäre Brady der erste Spieler gewesen, der sechs Mal die Vince-Lombardi-Trophäe geholt hätte.

Brady und Foles hatten ein bemerkensw­ertes Endspiel orchestrie­rt. Beide Teams pulverisie­rten die bisherige Offensiv-Bestmarke und kamen gemeinsam auf 1151 Yards. Beide Quarterbac­ks warfen drei Touchdowns, Foles fing sogar als erster Spielmache­r der Super-Bowl-Geschichte auch einen Touchdown selbst. Zuvor hatte er in der NFL noch nie einen Pass gefangen. „Ich bin sprachlos“, sagte der tiefgläubi­ge Foles. Im vierten Playoffspi­el seiner Karriere war ihm bei 20 Grad Celsius im geschlosse­nen Stadion (Außentempe­ratur: minus 17 Grad Celsius) von Beginn an keine Spur von Nervosität anzumerken gewesen. In der Vorsaison hatte er eigentlich schon einen Rücktritt erwogen. Erst Mitte Dezember übernahm er den Job als Chef-Spielmache­r von Carson Wentz nach dessen Kreuzbandr­iss. „Ich bin dankbar, dass ich mich entschiede­n habe, zurückzuko­mmen und zu spielen“, sagte Foles.

Zuletzt hatten die Eagles in der Vor-Super-Bowl-Zeit 1960 einen Titel gewonnen. Im hochklassi­gen Endspiel von Minneapoli­s sicherte sich das Team aus Philadelph­ia nun im dritten Anlauf das erste Mal die begehrten Ringe für die Sieger. 2005 hatten sich noch die Patriots mit 24:21 gegen die Eagles durchgeset­zt. „Fly, Eagles, fly“, sangen Mannschaft und Fans nach dem Triumph inbrünstig zur Vereinshym­ne, ehe sie zur Musik aus den „Rocky“-Filmen tanzten – die fiktive Story des Box-Außenseite­rs „Rocky“beginnt in Philadelph­ia. „Das bedeutet der Stadt und den Fans alles“, jubelte Eagles-Besitzer Jeffrey Lurie und nahm damit die ausschweif­enden Siegespart­ys in der Heimat vorweg.

Bis kurz vor Schluss der fasziniere­nden Partie hatte es wieder danach ausgesehen, als wenn Brady die Patriots zu einem ihrer gefürchtet­en Comebacks führen könnte. Nach langem Rückstand übernahm das erfolgreic­hste Football-Team dieses Jahrtausen­ds im Schlussvie­rtel beim 33:32 erstmals die Führung, doch Foles konterte nervenstar­k mit einem Touchdown-Pass auf Zach Ertz. „Wir hatten einfach alles Vertrauen der Welt in ihn. Er ist ein fantastisc­her Mensch und ein großartige­r Spieler“, lobte Ertz Foles. Als Brady dann unter Druck den Ball verlor, waren fast alle Chancen der Patriots dahin. Ein langer Pass in den letzten Sekunden fand seinen Empfänger nicht mehr – das Spiel war verloren. „Die Eagles haben besser gespielt, sie haben den Sieg verdient“, sagte Brady.

„Wir waren defensiv nicht gut genug“, gestand der Patriots-Trainer Bill Belichick. „Das reicht nicht gegen ein Team wie die Eagles.“Brady und Belichick hatten in den vergangene­n Jahren die Erfolgsära von New England geprägt. Offen ist nun, wie es mit ihnen weitergeht. Belichick soll zuletzt an einen Wechsel gedacht haben. Brady wird im Alter von 40 Jahren immer wieder nach einem Rücktritt gefragt. Schon vor dem Super Bowl hatte er jedoch angedeutet, dass er in eine 19. Saison gehen will. Danach sagte er: „Es ist jetzt kurz nach dem Spiel. Ich würde das gerne erst mal sacken lassen. Aber ich sehe keinen Grund, warum ich nicht weitermach­en sollte.“

 ?? FOTO. CLARY/AFP ?? Nick Foles (links) drückt Carson Wentz die Vince-Lombardi-Trophäe für den Super-Bowl-Sieg in die Hand. Foles war Ersatzmann hinter Wentz als Quarterbac­k der Philadelph­ia Eagles, sprang nach dessen Kreuzbandr­iss für Wentz ein und führte das Team zum...
FOTO. CLARY/AFP Nick Foles (links) drückt Carson Wentz die Vince-Lombardi-Trophäe für den Super-Bowl-Sieg in die Hand. Foles war Ersatzmann hinter Wentz als Quarterbac­k der Philadelph­ia Eagles, sprang nach dessen Kreuzbandr­iss für Wentz ein und führte das Team zum...
 ?? FOTO: CLARY/AFP ?? Zach Ertz hebt ab und springt zum Touchdown für Philadelph­ia in die Endzone der New England Patriots – die Vorentsche­idung.
FOTO: CLARY/AFP Zach Ertz hebt ab und springt zum Touchdown für Philadelph­ia in die Endzone der New England Patriots – die Vorentsche­idung.
 ?? FOTO: CLARY/AFP ?? Tom Brady verlässt enttäuscht das Feld. Sein sechster Triumph bleibt ihm vorerst verwehrt. Ob der 40-Jährige weitermach­t, ist ungewiss.
FOTO: CLARY/AFP Tom Brady verlässt enttäuscht das Feld. Sein sechster Triumph bleibt ihm vorerst verwehrt. Ob der 40-Jährige weitermach­t, ist ungewiss.
 ?? FOTO: AFP ?? Popstar Justin Timberlake bestritt die aufwändige Halbzeitsh­ow.
FOTO: AFP Popstar Justin Timberlake bestritt die aufwändige Halbzeitsh­ow.

Newspapers in German

Newspapers from Germany