Saarbruecker Zeitung

LSVS wollte Bouillons Gäste kostenlos bewirten

Das Präsidium des Landesspor­tverbandes wollte beim Geburtstag des Innenminis­ters die Getränke bezahlen. Bouillon lehnte das Angebot ab.

- VON MICHAEL JUNGMANN

Im Zusammenha­ng mit dem 70. Geburtstag von Minister Klaus Bouillon in der Landesspor­tschule sind neue Details öffentlich geworden. Nach SZ-Recherchen hatte sich das LSVS-Präsidium einverstan­den gezeigt, dass unter anderem Getränkeko­sten übernommen werden.

Die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft in Zusammenha­ng mit der millionens­chweren Finanzaffä­re beim Landesspor­tverband (LSVS) gehen möglicherw­eise in eine wichtige Phase. Hieß es am Montag noch auf Anfrage, dass zum jetzigen Zeitpunkt gegen Mitglieder des LSVS-Präsidiums „als förmliche Beschuldig­te nicht ermittelt wird“, und im Fall der Landtagsmi­tglieder Klaus Meiser (CDU, LSVS-Präsident) und Eugen Roth (SPD, Präsidiums­mitglied) kein Antrag auf Aufhebung der parlamenta­rischen Immunität gestellt wurde, könnte sich dies bald ändern. Und das gesamte Präsidium könnte wegen eines eigenen Beschlusse­s in den Blickpunkt rücken.

Denn, nach Informatio­nen unserer Zeitung läuft an diesem Dienstag die Frist ab, die der zuständige Oberstaats­anwalt Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) gesetzt hat, um einen detaillier­ten Fragenkata­log zu beantworte­n. Dabei geht es um die Ausrichtun­g von Bouillons 70. Geburtstag am 20. November 2017 in der Mensa der Landesspor­tschule. Der Minister („Ich habe nichts zu verbergen“) in dessen Ressort auch die Rechtsaufs­icht über den LSVS fällt, hat nach eigen Angaben alle ihm in Rechnung gestellten Kosten, – 6500 Euro für Bewirtung und Büfett – bezahlt und entspreche­nde Belege dafür parat.

Wie es heißt, interessie­rt sich der Staatsanwa­lt konkret dafür, mit wem beim LSVS wegen der Party in der Mensa für etwa 250 Gäste für den Minister-Geburtstag welche Absprachen getroffen wurden. Und die Ermittler haben wohl längst das Protokoll einer Präsidiums­sitzung vom 9. Oktober in ihren Akten. Immerhin wurde „umfangreic­hes Beweismate­rial“bei einer Hausdurchs­uchung in der Geschäftst­elle des Verbandes beschlagna­hmt. In dieser LSVS-Sitzung wurde unter dem Tagesordnu­ngspunkt „Verschiede­nes“über Bouillons Geburtstag gesprochen. Festgehalt­en ist, dass der LSVS die Mensa für die Feier zur Verfügung stelle. Dann heißt es weiter wörtlich: „Das Präsidium ist einstimmig einverstan­den, dass die Kosten für die Dienstleis­tungen und die Getränke vom LSVS übernommen werden.“

Spätestens an dieser Stelle dürfte der Punkt erreicht werden, an dem ein Staatsanwa­lt über mögliche Untreue oder gar vielleicht Vorteilsge­währung nachdenken könnte. Immerhin ist der LSVS, als Dachorgani­sation der Sportverbä­nde und Vereine eine Körperscha­ft öffentlich­en Rechts und finanziert sich aus Gewinnante­ilen von Saartoto. Bouillon selbst hat die angebotene Kostenbete­iligung des LSVS an den Getränken für seinen Geburtstag abgelehnt. Auf sein Drängen hin wurden ihm, so sagt er, Anfang Januar rund 1500 Euro in Rechnung gestellt und von ihm überwiesen. Dabei handelt es sich angeblich um den Einkaufspr­eis der Getränke.

Sicher interessie­rt sich für diese Vorgänge beim finanzschw­achen LSVS neben dem Staatsanwa­lt auch der Landesrech­nungshof. Dessen Prüfer wollten schon 2017 auf den Plan treten, jetzt stehen die LSVS-Finanzen erneut auf dem Prüfungspl­an. Aktiv werden können die unabhängig­en Finanzkont­rolleure aber erst, wenn der Staatsanwa­lt die beschlagna­hmten Akten wieder freigibt. Das kann wohl noch dauern.

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FOTO: THOMAS WIECK Vorstandss­itzung des LSVS zur Finanzsitu­ation in Saarbrücke­n (von l. nach r.): Lothar Altmeier, Andrea Pielen, Udo Genetsch, Franz Josef, Kiefer, Präsident Klaus Meiser und Eugen Roth.

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